Carsten Henn: Der Buchspazierer

Eigentlich fangen ja alle Märchen mit „es war einmal“ an  –  dieses nicht. Und dennoch ist es ein Roman wie ein Märchen. Ein Roman von Freundschaft, der Kraft und dem Wert der Bücher, von Einsamkeit und Lebensfreude. Schon die edle Aufmachung des neu aufgelegten kleinen Buches macht Lust, es in die Hand zu nehmen und darin zu schmökern. Und dann hängenzubleiben in der Geschichte um den alternden Buchhändler aus Leidenschaft, Carl Kollhoff, der in „seiner Buchhandlung“ immer unglücklicher wird, weil Sabine, die Tochter seines Freundes Gustav und ehemaligen Besitzers der Buchhandlung, jetzt dort Chefin ist und alles anders machen möchte.

Carl möchte sie am liebsten entlassen, aber dazu ist er bei den Kunden wie bei den Mitarbeitern zu beliebt. Sie traut sich – noch – nicht. Aber sie macht ihm das Leben schwer. Carls private Auslieferungen sind ihr ein Dorn im Auge. Jeden Abend nach Geschäftsschluss packt Carl ein paar vorbestellte Bücher in seinen Rucksack und liefert sie aus an Stammkunden, die ihm lieb geworden sind.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Arno Strobel, Ingo Bott: Gegenspieler

Ich stelle es mir nach wie vor nicht so ganz einfach vor, wenn zwei jeweils erfolgreiche Autoren, gleich welchen Genres, sich entschließen, gemeinsam einen Krimi oder Roman oder so zu schreiben. Da muss doch einer zurückstecken? Oder sollte das wirklich gleichberechtigt und ohne Konkurrenzdenken klappen? Egal wie – hier hat’s prima funktioniert. Sowohl Arno Strobel als auch Ingo Bott sind ja keine Unbekannten, wenn es um gute Krimis geht.

Dass sie ihre Ermittler Max Bischoff, Fallanalytiker und Dozent an der Uni, bekannt als „Mörderfinder“, nachdem er den offiziellen Polizeidienst als Kriminalhauptkommissar beim KK 11 in Düsseldorf quittiert hat und Anton Pirlo, Strafverteidiger mit Ecken und Kanten, ein bisschen Sonderling, ein bisschen Genie, aber auf jeden Fall unkonventionell, ebenfalls Düsseldorf, jetzt zu einem Team werden lassen, bzw. es zumindest versuchen, ist eine, wie ich finde, klasse Idee.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Eva Maria Bast: Queen Mum

Der Roman beleuchtet zwar nur einen kurzen Abschnitt ihrer Biographie – von der Zeit kurz bevor ihr Ehemann Albert die Krone übernehmen musste bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Dennoch vermittelt er einen guten Eindruck von der Frau, die wir als „Queen Mum“ erinnern.  Sie muss eine starke, interessante Frau gewesen sein. Die meisten wissen wahrscheinlich so ungefähr ein bisschen was über sie. Die Mutter von Queen Elizabeth II. eben, und vielleicht noch, dass sie ganz gerne Gin gemocht, auf allen Fotos, die es von ihr gibt, immer freundlich gelächelt hat und noch nicht so sehr lange tot ist.

Na ja, gestorben ist Elizabeth-Angela Marguerite Bowes Lyon am 30. März 2002 – ist doch schon einige Zeit her. Geboren wurde sie im August 1900. Bei den Briten war Queen Mum äußerst beliebt, lange Zeit war sie das beliebteste Mitglied der Royal Family, sie galt als immer gut gelaunt, sympathisch und unverwüstlich. Sechzehn Jahre lang saß sie an der Seite ihres Mannes, King George VI., auf dem britischen Thron.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Lisa Graf: Lindt & Sprüngli: Zwei Familien, eine Leidenschaft

Leuchtendes Rot und Gold, eine edle Packung, die wohl grade geöffnet wird – schon das ansprechende Cover duftet irgendwie nach Schokolade, macht Lust auf Naschen! Und dann auch noch das Rezept in der Kladde! Tarte au chocolat! Erst backen oder erst lesen?

Akribisch recherchiert, historisch absolut wasserdicht, sowohl was wichtige Persönlichkeiten wie den Österreicher Johannes Baur angeht, der damals u.a. sein berühmtes Hotel „Baur au Lac“ hat bauen lassen. Von der Zürcher Gesellschaft belächelt, weil sie nicht glauben konnten, dass er „mit sowas, außerhalb der Stadt“ erfolgreich sein könnte, wie auch der Stadtgeschichte oder der politischen Gegebenheiten. Noch dazu äußerst fesselnd und flüssig geschrieben. Emotional berührend. Das ist kurz zusammengefasst der erste Teil der Geschichte um die berühmte Confiserie Lindt & Sprüngli in Zürich.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Ruth Kvarnström-Jones: Stockholm: Die fabelhaften Frauen des Grand Hôtel

Das Grand Hôtel in Stockholm zählt auch heute noch zu den besten im Land. Das heutige 5-Sterne-Hotel wurde 1874 eröffnet und feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Toplage, direkt am Wasser, Blick auf den Königlichen Palast und die Altstadt zeichnen es auch heute noch aus. In ihrem Roman, der auf historischen Fakten basiert, erzählt uns die Autorin einiges über die wechselvolle Geschichte des Nobelhotels aber auch der Frauen, die es mit zu dem gemacht haben, was es heute noch ist. 1902 wird Wilhelmina Skogh vom damaligen Vorstand des Hotels gebeten, die Geschäftsleitung zu übernehmen und das Hotel aus der finanziellen Schieflage zu führen.

Keine leichte Entscheidung für die Herren, die sich damit einer Frau „ausliefern“. „Es gibt nichts Schlimmeres als eine Frau, die weiß, das sie recht hat“, heißt es an einer Stelle, als es darum geht, die Bedingungen zu akzeptieren, unter denen Wilhelmina Skogh bereit wäre, die Geschäftsleitung zu übernehmen. Um die finanzielle Lage des Hotels zu verbessern, will Wilhelmina einige Veränderungen vornehmen. Zum Beispiel das Restaurant des Hotels auch attraktiv machen für Einheimische.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Eva-Maria Bast: Der Traum des Louis Vuitton

Manchmal ist es doch einfach schön, wenn man weiß, wo die Dinge herkommen, die man besitzt oder von denen man träumt, weil man sie nicht besitzen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass viele von Ihnen zum Beispiel auch ganz gerne eine Handtasche oder einen Koffer von Louis Vuitton besitzen würden, wenn diese edlen Teile nicht so wahnsinnig teuer wären.

Allein eine Hülle für den Reisepass (braucht man das?) kostet schon knapp 300 Euro, ein Kulturbeutel gut 700.-, für einen Koffer gibt’s nach oben eigentlich keine Grenzen. Ein besonderes Stück, „der Koffer des 20. Jahrhunderts“ kostet sage und schreibe mal eben gute 39.000 Euro!!! Stattlich! Aber man darf ja träumen! Und genau das ist es auch, was den jungen Louis Vuitton angetrieben hat. Das und der Zuspruch seiner viel zu früh verstorbenen Mutter, die ihm gesagt hatte, „du kannst alles erreichen, was du nur willst! Glaub an deine Träume. Sie werden wahr.“

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Micaela Jary: Die Lindenterrasse: Ein Juwel am Elbstrand

„Der unangefochtene Lieblingsort im Louis C. Jacob ist und bleibt unsere wunderschöne Lindenterrasse. Die Schiffe auf der Elbe beobachten, Kaffee und Kuchen genießen oder später am Abend einen Sundowner trinken und der Sonne dabei zusehen, wie sie langsam untergeht. Hier erleben Sie Hamburg von seiner schönsten Seite.“

Unter anderem diesen Eintrag können Sie heute lesen, wenn Sie „Lindenterrasse“ bei Google eingeben. Die Lindenterrasse, um die es im gleichnamigen Roman geht, ist der Ursprungsort der hier angepriesenen Terrasse eines Nobelhotels an der Elbchaussee im heutigen Hamburg. Damals noch weit vor den Toren Hamburgs, in Nienstedten im Herzogtum Holstein-Pinneberg, Königreich Dänemark gelegen und Teil der Konditorei von Paridom Burmester, der allerdings weit über das kleine Dorf hinaus für seine Pâtisserien und Zuckerbäckereien berühmt gewesen sein soll. Micaela Jary hat auch hier, wie schon in der Trilogie um „Das Kino am Jungfernstieg“ wieder einen Blick auf die Geschichte ihrer Heimatstadt und die Entwicklung eines besonderen Stadtteils geworfen.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Amy Neff: Warte auf mich am Meer

Evelyn Myers ist Mitte 70 als bei ihr Parkinson diagnostiziert wird. Eine fiese Krankheit. Die Ärzte erklären ihr außerdem, dass die Krankheit bei ihr besonders schnell verlaufe. Sie hat nicht mehr lange zu leben. Für Joseph, ihren Mann, mit dem sie seit gut sechzig Jahren zusammen ist – sie sind schon als Nachbarskinder groß geworden, haben sich später ineinander verliebt – ist die Vorstellung, ohne Evelyn weiterleben zu müssen, unerträglich. Die beiden beschließen, ihrem gemeinsamen Leben ein gemeinsames Ende zu setzen. Nächstes Jahr im Juni. Noch recht lange halten sie die Krankheit wie auch ihren Plan vor ihren drei Kindern und ihren Enkeln geheim.

Sie wollen sie nicht in Verzweiflung stürzen. Sie wissen genau, dass Jane, Thomas und Violet versuchen würden, sie von ihrem Beschluss abzubringen. Sie würden es nicht verstehen. Sie würden nicht damit klarkommen, auf ein bestimmtes Datum hinzuleben und zu wissen, dass sie an diesem Tag X beide Eltern verlieren würden. Aber auf Dauer lässt sich Evelyns sich merklich verschlechternder Zustand nicht verheimlichen. „Wir müssen einen Weg finden, uns zu verabschieden“, sagt Evelyn. Es kommt, wie erwartet. Tränen, Verzweiflung, Versuche, die Eltern umzustimmen, Vorwürfe, rationale Argumente. Evelyn und Joseph lassen sich nicht umstimmen.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Michael Tsokos: Mit kaltem Kalkül

„Die dunkelbraune Masse trat ungefähr auf Höhe Augenbrauen aus den Schädeln aus und hing wie ein Vorhang aus Floralem und Verwesung vor den völlig leeren Augenhöhlen der beiden Toten.“  – Sätze wie diese gehören einfach dazu, wenn man einen Rechtsmedizinthriller von Michael Tsokos liest. Da muss man durch. Das macht’s aber auch authentisch, denn immerhin ist der Autor Rechtsmediziner und weiß also, wovon er schreibt. Insofern sind seine Thriller auch immer so etwas wie ein kleines Lehrbuch der Fachterminologie und Herangehensweise. Wer zuhört, kann einiges lernen.

Die Fälle, die in diesen Thrillern behandelt werden, sind so oder ähnlich auch reell – das macht das Ganze noch ein bisschen spannender. Tsokos versteht es, seine Figuren sympathisch, authentisch und kompetent rüberkommen zu lassen, sei es Prof. Paul Herzfeld, der Chef der Abteilung „Extremdelikte“ beim BKA Berlin oder jetzt eben Dr. Sabine Yao, seine Stellvertreterin, seit dem Ausscheiden von Dr. Fred Abel oder auch die übrigen Mitglieder des Teams. Der eine leicht schrullig, der andere noch jung und unerfahren, die Sekretärin resolut und ehrfurchtgebietend, aber herzensgut und die Seele der Abteilung  –alle kompetent und zuverlässig.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Nikolas Kuhl, Stefan Sandrock: Das Dickicht

Wieder ein neues Ermittlerteam für Hamburg. Ein recht ungleiches Team findet sich da zusammen, um einen alten, eigentlich längst zu den Akten gelegten Fall neu aufzurollen und Ermittlungen wieder aufzunehmen, die ein inzwischen verstorbener Kollege auch nach dem offiziellen Abschluss der Ermittlungen sozusagen privat weitergeführt hatte. Juha Korhonen, Kriminalhauptkommissar bei LKA Hamburg mit finnischen Wurzeln war damals noch recht jung, als er gemeinsam mit seinem damaligen Partner Werner Swoboda die Entführung eines 14-jährigen Jungen aufklären sollte. Das Lösegeld wurde gezahlt, durch einen Hinweis konnte der Junge auch gefunden werden. Verbuddelt in einer Kiste im Wald, die zwar über ein Belüftungsrohr verfügte, das aber durch herabfallendes Laub verstopft war. Der Junge hatte nicht überlebt. Wenig später wurde dann auch der vermeintliche Täter überführt – ein Jugendlicher, der Selbstmord begangen hatte. Seine Mutter hatte nach seinem Tod in seinem Schrank einen Rucksack und eine Decke gefunden, die dem Opfer zugeordnet werden konnten. Eigentlich alles klar. Und dennoch hat Swoboda keine Ruhe gegeben. Seine weiteren Erkenntnisse konnte er allerdings nicht mehr öffentlich machen, er starb wenig später an Krebs.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten: