Tonio Schachinger: Echtzeitalter

Till sieht bei der Besichtigung des Wiener Internats Marianum nicht nur die großzügige Anlage, das pompöse Gebäude und die Nebengebäude oder die zahlreichen Sportstätten. Was er ganz bewusst wahrnimmt, sind die Mauern, die das Gelände umschließen. Für die luxusverwöhnten Kinder sind diese Mauern nur Kulisse, für Till bilden sie eine unüberwindbare Grenze, die ihm bis zum Matura die Freiheit nehmen wird. Seine Schulzeit wird eine Gefangenschaft, die viele Ängste erzeugt. Till ist wie alle anderen Klassenkameraden der 1b dem Klassenvorstand Dolinar und seinen Lauen ausgeliefert. Und hierbei spielt es keine Rolle, ob die Eltern reich und einflussreich sind oder über die bescheidenen Mittel seiner alleinerziehenden Mutter verfügen.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Dror Mishani: Die Möglichkeit eines Verbrechens

Inspektor Avi Abraham kommt im Roman „Die Möglichkeit eines Verbrechens“ von Dror Mishani aus einem langen Urlaub zurück. In Brüssel hat er sich verliebt und den unglücklich verlaufenden letzten Fall verarbeitet, bei dem die Leiche des verschwundenen Jungen nicht mehr gefunden werden konnte. Kaum ist er zu Hause, sind die Gedanken zum vergangenen Fall wieder präsent, ohne dass Avi etwas dagegen unternehmen kann.

Sein neuer Chef und der von der Kollegin verfasste Bericht über Avis Ermittlungsfehler führen dem Urlaubsheimkehrer vor Augen, dass sein Ruf mindestens einen Kratzer bekommen hat. Seine Kollegin weist ihn darauf hin, eine schnelle Klärung des aktuellen Falles sei für ihn hilfreich, damit niemand mehr über die Vergangenheit spricht.

Wie so oft ist auch der neue Fall mehr, als der erste Augenschein vermuten lässt. Er beginnt mit der Bombenattrappe in der Nähe eines Kindergartens und Drohanrufen, die von der Kindergartenleiterin geleugnet werden.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Astrid Ruppert: Hundert Himmel

Für den Zilpzalp Zio ist die Geschichte der hundert Himmel zunächst nur eine Geschichte, die im Frühling für den Jungvogel ganz weit weg ist. Er lebt im Jetzt und begeistert sich jeden Tag für das frische Grün, die Knospen und Düfte der ersten Blumen. Seine Freunde Zack und Zett dagegen lieben das Wetteifern bei ihren Flugübungen, um herauszufinden, wer von ihnen am schnellsten ist. Die ersten Wochen im Frühling sind für Zio wie ein Rausch.

Er lernt so viel kennen und lieben und weiß nicht mehr, wie er sein Glück verarbeiten soll, bis ihm der Gedanke kommt, mehr als die Töne Zilp und Zalp zu flöten, die ihm und den seinen den Namen gegeben haben. Jetzt fällt Zio in der Vogelschar der Zilpzalps immer mehr auf. Statt wie die anderen zu fliegen und seine Künste mit anderen zu messen, verweilt er an seinen Lieblingsplätzen und betrachtet die Schönheit der Natur, um diese zu besingen. Und dann kommt der Tag, an dem er unwiderruflich zum Außenseiter geworden ist, einer mit dem die meisten nichts mehr zu tun haben wollen.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Flynn Berry: Northern Spy: Die Jagd

Wenn Tessa in Belfast unterwegs ist, schaut sie nach Menschen, die sich verdächtig benehmen. Ständig rechnet sie mit einem terroristischen Angriff. Und bevor sie mit ihrem Auto fahren will, sucht sie den Unterboden nach Bomben ab. Wie Tessa leben alle Nordiren in ständiger Angst. Schon immer hat sie sich für Politik interessiert und wurde aus diesem Grund Journalistin, die bei der BBC politische Sendungen macht. Nach Feierabend kümmert sich die Alleinerziehende um ihren Säugling. Ihr Kampf im Alltag bedeutet neben der ständigen Sorge um ihren Sohn Finn viel Organisation und die Angst vor Fehlinterpretation.

Völlig unerwartet bricht ihr fragiles Leben auseinander, als ihre „unpolitische“ Schwester Marian bei einem Anschlag gefilmt wird und die IRA sich hierfür bekennt. Allein der Gedanke, dass „… Meine Schwester weiß, wie man eine Waffe lädt, wie man Sprengstoffe transportiert und wie man mit bloßen Händen kämpft.“ (S. 181) macht Tessa fassungslos. Wie konnte sie nur so blind gewesen sein?

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Alexandra Flint: Kein Horizont zu weit

Leni (Helena) und Raffael sind Inselkinder und leben dort, wo andere Urlaub machen, auf Sylt. Till, Lenis großer Bruder, hat in Raffael seinen besten Freund gefunden, und Leni ist von Anfang an in ihrer Nähe. Es dauert lange, bis sie ihre Gefühle für Raffael einordnen kann. Und so ähnlich empfindet Raffael. An dem Abend, an dem sie endlich ihre Gefühle offenbaren, verliert Raffael durch einen Brand seine halbe Familie. Nur seine Mutter überlebt. Kurz darauf verlassen sie die Insel, um bei seinem Onkel zu wohnen. Seit diesem Tag muss Leni mit Raffaels Schweigen und Abwesenheit klarkommen.

Mit Liebeskummer wird sie erwachsen und lernt im väterlichen Betrieb, Schiffe zu bauen. Fünf lange Jahre dauert es, bis das Hotel von Raffaels Eltern wieder aufgebaut wird. Und mit den Baumaßnahmen verändert sich auch für Leni einiges. Unter anderem sieht sie Raffael wieder. Wie früher pocht ihr gebrochenes Herz, und widersprüchliche Gefühle zu dem fremd gewordenen Raffael verwirren sie.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Maurice Höfgen: Teuer!

Das Drama heißt Inflation. Es befinden sich verschiedene Interessenvertreter auf der schwarzen Bühne. Vorhang auf, Spot an für den 1. Akt: Es treten auf:
Die EZB, die stabile Preise bei 2% Inflation will. Die Banken, die solvente Schuldner wollen. Die Schuldner/Investoren, die Gewinnmaximierung wollen, um ihre Konkurrenten im Preiskrieg zu besiegen. Die Politiker, die sich für die nächste Wahl gut präsentieren wollen. Und eine Handvoll Bürger, hinten links, die Frieden und genug Geld für ihr Leben verdienen wollen.

2. Akt: Eskalation. Großes Geld frisst kleines Geld.

3. Akt: Im Wirtschaftskrieg fallen die Grenzen. Für die Gegner gibt es kein Erbarmen. Aus Prinzip werden keine Gefangenen gemacht.

4. Akt: Das Massaker. Die Überlebenden zahlen die Reparationskosten.
5. Akt: Die Inflation wächst.
6. Akt: Abzug der Interessenvertreter. Es bleiben die Bürger. „Weil der Markt nicht regelt, muss der Staat den Notfall planen.“ (S. 198)

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Miranda Malins: Die Tochter der Rebellion: Cromwells Töchter 02

Die Historikerin und Autorin Miranda Malins war schon als Teenager von Oliver Cromwell fasziniert. Eine Umfrage der BBC ergab 2006, dass dieser zu den 100 wichtigsten Briten zähle. Dies liegt unter anderem an seinem Geschick, Allianzen zu bilden, um bei König Charles I. mehr Freiheit durchzusetzen.

Er und viele andere vertraten die Meinung, immer neue Steuererhöhungen für Kriege seien nicht mehr hinnehmbar, wenn die Bevölkerung an Hunger litt. Aus dem Aufbegehren des Parlaments entwickelten sich immer neue Auseinandersetzungen, die die Briten in zwei politische Lager teilte und schließlich zu blutigen Bürgerkriegen führten.

Während der Trilogieauftakt mit Frances, der jüngsten Tochter des Königsmörders, zu dem Zeitpunkt beginnt, als der Vater Oliver seine größte Macht entfaltet hat, beginnt der zweite Band mit seinem politischen Aufstieg. Oliver Cromwells älteste Tochter Bridget erzählt, wie ihr Vater nach seinem gesellschaftlichen Abstieg erneut zu Geld und Würden gekommen ist. Sie und ihre acht Geschwister erleben unruhige politische Zeiten, die unter anderem von Extremen geprägt sind.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Franziska Tanneberger & Vera Schröder: Das Moor

Auf einmal war dieses Bild in meinem Kopf: Auf einer für Menschen unhörbaren Frequenz dröhnt ein Alarmsignal. Es ist so gigantisch laut, dass die Bäume zittern, und allmählich der Boden unter den Füßen in Bewegung gerät. Dies könnte so bis zur Katastrophe weitergehen, wären da nicht ein paar Menschen, die etwas wahrnahmen. Irgendwann verstanden sie das Signal, und dann begriffen sie das Ausmaß der Bedrohung.

Die Autorin und Wissenschaftlerin Dr. Franziska Tanneberger verlebte ihre Kindheit in Berlin-Pankow. Die Urlaube in Usedom waren für sie das Beste, weil ihr Großvater mit ihr immer wieder ins Moor ging. Sie lernte dort die Pflanzenvielfalt und Tierwelt kennen. Ihre Liebe zu der Schönheit unberührter Natur wuchs. Nach dem Abitur studierte sie Landschaftsökologie, Naturschutz und das Hauptfach Moorökologie. Damit belegte sie eine Nische, in der besondere Menschen in ihren Fokus gerieten. Sie nennt sie die Moormenschen. Auch in den Moorgebieten in Ostpolen fiel ihr auf, dass der Mensch in die Moore stark eingegriffen hatte. (S. 48)

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Axel S. Meyer: Der Sonne so nah

Der Wunsch zu fliegen wird häufig mit Ikarus verbunden. Sein Erfolg, immer höher und höher zu fliegen, endete bekanntlich mit einem tödlichen Unfall. Manche mochten dies als Mahnung verstehen. Für Otto Lilienthal und seinen Bruder Gustav war es ein Traum. Wie ein Storch zu fliegen war ihr Ziel. Schon als Kinder glaubten sie, die an ihren Armen befestigten Flügel reichten für einen Flug aus. Sie wurden in der preußischen Kleinstadt Anklam, nördlich von Berlin geboren, Otto 1848 und Gustav ein Jahr später.

Solange die Brüder in Anklam lebten, nannte der örtlicher Pfarrer ihre Experimente eine Gotteslästerung, die nur mit einer Gefängnisstrafe geahndet werden könne. Trotz größter Armut und familiärer Schicksalsschläge wurden sie erfolgreiche Erfinder, die mit eigenständig entwickelten Flugapparaten Gleitflüge demonstrierten. Nur Otto Lilienthal kam als deutscher Luftfahrtpionier in die Geschichtsbücher. Der Erfinder Gustav Lilienthal machte sich unter anderem einen Namen als Architekt und seinen sozialen Projekten.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Claudia Piñeiro: Kathedralen

Am Ende seines Lebens kommt Lías Vater Alfredo zu dem Schluss, jeder Mensch solle seine eigene Kathedrale errichten, einen Ort für das Wichtigste im eigenen Leben. Und weil jeder Mensch bekanntlich anders ist, sind diese wichtigen Dinge ebenfalls Unikate: Lías tote Schwester Ana hätte vermutlich in ihrer Kathedrale ihre Zeichnungen aufgehangen. Und bei Lía gäbe es statt der Ziegel Bücher.

Wäre Lía nach Anas Tod nicht nach Spanien geflüchtet, hätte ihr Leben zuhause in Argentinien eine andere Wendung genommen. Seit dreißig Jahren lebt sie in Santiago und führt ihren eigenen Buchladen. Das ständige Kommen und Gehen der vielen Pilger hat sie an ihrem damaligen Entschluss nie zweifeln lassen. Sie hätte auch ihre Muttersprache vergessen können, wäre da nicht der einzige Kontakt zu ihrem Vater Alfredo.

Dreißig Jahre tauschen sie sich über die Dinge des Alltags aus aber nie über Ana. Lía hat geschworen, erst dann wieder die Familie und Argentinien in ihr Leben zu lassen, wenn die Umstände von Anas Tod geklärt seien. Dass ausgerechnet der hartnäckige Alfredo die Hintergründe lüftet, verändert plötzlich alles.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten: