Maurice Höfgen: Teuer!

Das Drama heißt Inflation. Es befinden sich verschiedene Interessenvertreter auf der schwarzen Bühne. Vorhang auf, Spot an für den 1. Akt: Es treten auf:
Die EZB, die stabile Preise bei 2% Inflation will. Die Banken, die solvente Schuldner wollen. Die Schuldner/Investoren, die Gewinnmaximierung wollen, um ihre Konkurrenten im Preiskrieg zu besiegen. Die Politiker, die sich für die nächste Wahl gut präsentieren wollen. Und eine Handvoll Bürger, hinten links, die Frieden und genug Geld für ihr Leben verdienen wollen.

2. Akt: Eskalation. Großes Geld frisst kleines Geld.

3. Akt: Im Wirtschaftskrieg fallen die Grenzen. Für die Gegner gibt es kein Erbarmen. Aus Prinzip werden keine Gefangenen gemacht.

4. Akt: Das Massaker. Die Überlebenden zahlen die Reparationskosten.
5. Akt: Die Inflation wächst.
6. Akt: Abzug der Interessenvertreter. Es bleiben die Bürger. „Weil der Markt nicht regelt, muss der Staat den Notfall planen.“ (S. 198)

Wenn jemand sein Fachwissen mit anderen, insbesondere Laien, teilen möchte, ist es für die Adressaten wichtig, mehr über den Autoren zu erfahren. Maurice Höfgen ist unter anderem Ökonom und Betriebswirt sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter für Finanzpolitik im Bundestag. Darüber hinaus vermittelt er seine Fachkenntnisse auf Youtube, in Podcasts und als Kolumnist bei der Berliner Zeitung. Ebenfalls kann man über ihn auf der Homepage der Berliner Zeitung erfahren, dass er eine Ausbildung in Trade Management sowie Ökonomie und Strategie in Zukunfts- und Wachstumsmärkten erworben hat. Sein Basiswissen gewann er als Einkäufer und Unternehmensberater.

Maurice Höfgen: Geld für die Welt

Auf seiner Homepage nimmt er zu dem Thema Geld für die Welt Stellung. Diese gestaltet sich kritisch, erst recht, wenn eine Politikerin, ein Politiker oder aufgrund ihres Reichtums einflussreiche Personen etwas Irreführendes zum Thema Finanzen und Ökonomie veröffentlichen. Weil in den Medien überwiegend marktschreierische „Fachleute“ auffallen, bedarf es mehr denn je fundierte Kritik. Sie ist auch für Nicht-Ökonomen ein erhellendes Korrektiv.

Wer aus der Geschichte gelernt hat, weiß eines ganz genau: Am Ende zahlen immer diejenigen die Zeche, denen fundierte Informationen fehlen und die im guten Glauben fremde Meinungen übernehmen. Wer andere für sich denken lässt, spart Zeit, die für den harten Alltag gebraucht wird. Und hier setzt Maurice Höfgen an.

Die Wahrheit über Inflation

Er hat seinem Buch „Teuer!“ wegweisend den Untertitel gegeben „Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik“. Ob es wirklich DIE Wahrheit ist, könnte man mit einem kleinen Fragezeichen versehen.

Eine Wahrheit verändert ihr Gesicht, je mehr Details den großen dunklen Kosmos erhellen. Es gibt Spielraum für Interpretationen und Analysen. Der Alltag zeigt jedoch, dass es der Wirtschaft größtenteils schlecht geht (mit Ausnahme der Kriegsgewinnler natürlich!) und dass viele Bürger die steigenden Kosten nur schwer bewältigen können.

Was die Null-Zins-Politik mit dem Immobilienmarkt gemacht hat, wäre auf jeden Fall noch ein Kapitel wert gewesen, zumal Indexmieten vielen Mietern das Gruseln lehren. Maurice Höfgens Schreibstil ist anspruchsvoll. Es spielt mit der Polemik, der Ironie, zerfleddert rhetorisch fragwürdige Aussagen und erklärt nachvollziehbar, welche politischen Entscheidungen dumm und kurzsichtig sind.

Wer sich bereits ein wenig mit Finanzen auskennt und Bankern aus guten Gründen misstraut, gewinnt bei der anspruchsvollen Lektüre Einblick in die Mechanismen der Marktwirtschaft, der Finanzpolitik und deren Folgen. Sie gehen jeden an, denn jeder bezahlt mehr, als nötig wäre.

Maurice Höfgen: Teuer!: Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik
dtv, März 2023
240 Seiten, Hardcover, 20,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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