Lynette Noni: Die Schattenerbin: Prison Healer 03

Im Roman „Die Schattenerbin“ von Lynette Noni fühlt sich Kiva wie in einem ganz schlechten Alptraum. Nicht genug damit, dass ihre eigene Schwester alle Menschen, die Kiva etwas bedeutet haben, verraten und verfolgt hat, Kiva selbst wurde, natürlich erst, nachdem sie ihrer Schwester den Weg zum Thron mit ihren Informationen frei gemacht hat, gefangen gesetzt und dorthin verfrachtet, wo sie nie im Leben wieder hin wollte.

Unter Drogen gesetzt findet sie sich im Zalindov-Gefängnis wieder – einem Ort, von dem außer ihr selbst noch nie jemandem die Flucht gelungen ist, ein Gefängnis, in dem so einige Aufseher und der Leiter ungeduldig auf Kiva warten. Für diese gibt es nur eines – Rache an dem Flüchtling, die sie hat mehr als schlecht aussehen lassen, zu nehmen.

Dann wird sie aus dem Gefängnis abgeholt – nein, freigesetzt wird sie nicht, ganz im Gegenteil, soll sie doch als Belohnung den mit ihrer Schwester verbündeten Anführer eines der Reiche ehelichen – ob sie will, oder nicht, wen schert es?

Und das ist erst der Anfang einer langen, schmerzhaften Zeit, in der Kiva versucht zu überleben, vergangenes Unrecht zu richten und die von ihr Verratenen um Verzeihung zu bitten …

Der Abschlussband der Trilogie setzt nahtlos an seinem Vorgänger an und führt die dramatische Handlung ebenso ergreifend, wie spannend weiter.

Es geht natürlich viel um Schuld und Sühne, um Vergebung, aber auch darum, ob und ggf. wie sich Kiva selbst vergeben kann. Diese Gefühle, die Hilflosigkeit, wieder den Wächtern ausgeliefert zu sein, die Depressionen angesichts des Verrats der Schwester, die Schuld, die sie mit ihren Taten auf sich geladen hat – dies alles wird von Noni geradezu mustergültig ausgearbeitet und dem Lesenden vermittelt.

Alte Bekannte

Natürlich tauchen auf diesem Weg alt bekannte Charaktere auf, wobei ich zugeben muss, dass mich die neuen und alten Widersacher fast mehr interessierten, als die verlorenen Freunde.

Die Darstellung der Widerlinge, gegen die Kiva antreten muss, hat mich gefesselt. Das sind einmal eindeutig positionierte Figuren, ohne Wenn und Aber. Da ist kein Platz für Zwischentöne, das sind einfach böse Menschen. Natürlich kommt diese Haltung nicht von ungefähr – für einen entsprechenden Charakteraufbau ist aber schlicht kein Platz. So bleiben sie stereotyp, aber auch so in ihrer jeweiligen Rolle aufgehend, dass wir ihnen ihr Schicksal letztlich mehr als gönnen.

Neue Gegenden

Noni nutzt den Platz dann auch dafür, uns ihre Bühne, die Welt weiter vorzustellen, uns in andere, neue Gegenden zu führen. So lernen wir die anderen Reiche kennen, auch wenn Vieles dem Diktat der rasant aufgezogenen Handlung untergeordnet wurde.

Alles in allem ein sehr tempo- und wendereicher Abschlussband der Trilogie, der sich, wie seine Vorgänger, flüssig und packend auf einen Rutsch liest und die Handlung zu einem letztlich absehbaren Finale führt.

Lynette Noni: Prison Healer: Die Schattenerbin
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Sandra Knuffinke & Jessika Komina
Loewe, März 2023
528 Seiten, gebundene Ausgabe, 24,95 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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