Wir sind in Deutschland am Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Roman „Der Glanz der großen Träume“ von Charlotte Lyne musste Lilly Adler ihre großen Filmträume begraben und ist mit dem Schreiner Walther Faßbinder verheiratet. Es war nie eine Liebesheirat, aber man arrangiert sich. Lilly kann jedoch niemals ihre große Liebe, den Filmemacher Stiller vergessen und Walther versucht sie mehr und mehr in der Enge des Familienbetriebes einzusperren. Dabei ist er noch derjenige, der ihr die meiste Freiheit gibt, er Rest seiner und ihrer Familie hat noch weniger Verständnis für ihre Ambitionen. Dabei hat sie doch gerade erst eine umwerfende Idee für ein Drehbuch, wie es die Welt noch nie gesehen hat.
Die Adler-Saga ist ein schönes Gemälde der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, als Frauen noch von der Meinung ihrer Männer abhängig waren. Sehr nachvollziehbar auch beschrieben, wie sich der Wind während der Jahre drehte, wie das Leben immer eingeengter und schwieriger wurde, nicht nur für Juden. Ein wenig anstrengend fand ich die Fülle an Protagonisten, die alle ihre eigene Geschichte haben. Ich weiß nicht warum, normalerweise kann ich viele Protagonisten ganz gut auseinanderhalten, aber hier ist mir das einfach nicht recht gelungen, obwohl sie wirklich nicht blass blieben.
Politik und Liebe
Es geht in diesem Roman um Politik, um Liebe, um erfüllte und unerfüllte Träume. Man kann es positiv oder negativ sehen, aber die Adler-Saga lebt von ihrer Fülle an Protagonisten. Es gibt Walther den Kommunisten, der mit den Nazis aneinandergerät, die Familie, die den im ersten Weltkrieg verstorbenen Sohn nicht vergessen kann und den nächsten vor lauter Gedenken an die Nazis verliert, Theo Stiller, der als Jude schon bald kaum noch arbeiten kann und viele mehr.
Man sollte sich Zeit nehmen für alle drei Bände der Adler-Saga, sie Stück für Stück genießen und eintauchen in eine Zeit voller Wunder und Schicksale. Bücher für mal eben zwischendurch sind sie definitiv nicht.
Charlotte Lyne: Der Glanz der großen Träume – Adler Saga 2
Tinte & Feder, Januar 2023
443 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.