Ursula Poznanski: Teufels Tanz

Das ist der dritte Band um die Wiener Ermittlerin Fina Plank und meiner Meinung nach bislang der beste von allen. In der Nähe eines Straßenstrichs wird ein über 80-jähriger Mann ermordet aufgefunden. Die Wiener Mordgruppe glaubt, in einem Zuhälter schnell den Täter gefunden zu haben, aber weiterhin werden alte Männer ermordet. Alle ungefähr im gleichen Alter, aber haben sie noch mehr gemeinsam? Fina glaubt ja, aber damit steht sie zunächst alleine. Dazu kommt, dass bei ihren letzten beiden aufgeklärten Mordserien der prinzipiell geständige Täter immer einen Mord vehement abgestritten hat. Und jedes Mal war das Mordopfer ebenfalls nicht mehr jung. Zufall?

Ursula Poznanski versteht es sehr geschickt, falsche Spuren zu legen und mit den Erwartungen des Lesers zu spielen. Ein weiteres Opfer wird mit einem Rosenkranz ermordet. Ja klar, da muss doch Missbrauch und Kirche im Spiel sein. Und bei einem Täter geht es um Hühnerfedern in Körperöffnungen. Iihh, was mag der mit dem Kind gemacht haben. Am Ende stellt sich das alles als falsche Annahme heraus und es war viel simpler und zugleich tragischer als angenommen.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Michael Peinkofer: Timelock 01: Zeitrebellen

Wir befinden uns im Jahr 2025 in einem Überwachungsstaat. Der Zweite Weltkrieg wurde von den Alliierten verloren und trotzdem gibt es kein weltweites Deutsches Reich. Aber so was Ähnliches. Kinder und Jugendliche wachsen nicht bei ihren Eltern auf, sondern in sogenannten Denkfabriken: Kinderheime mit politischer Erziehung. Bücher und Geschichten sind verboten, der wichtigste Grundsatz ist: traue niemandem. J-4418 hält sich nicht daran und muss dafür bitter büßen. Das bringt ihn jedoch in Kontakt mit Menschen, die ihm glauben. Denn er träumt und findet, dass irgendetwas an seiner Welt nicht richtig sein kann. Oder ist es normal, dass es außerhalb der Eiszeit Mammuts gibt? J-4418 – jetzt Jason – erfährt, dass die Zeit verändert werden kann, verändert wurde und er einer der wenigen Menschen ist, die die Gabe dazu besitzen. Der Lenker Nimrod hat die Vergangenheit verändert, um in der Gegenwart eben Lenker, Herrscher und Despot zu sein. Die Veränderungen müssen rückgängig gemacht werden, um wieder eine lebenswerte Welt für alle zu bekommen.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Marissa Meyer: Cursed 02: Der Fluch des Mondes

Serilda war gezwungen, den Erlkönig zu heiraten. Um Gild zu retten, um die Seelen der toten Dorfkinder zu retten, um ihr ungeborenes Kind zu beschützen. Aber die Gefahr ist längst noch nicht vorüber und die Guten in dieser Märchenadaption haben auch noch nicht aufgegeben.

Eine der ganz großen Stärken dieses Buches ist, dass es das alte Märchen vom Rumpelstilzchen komplett auf den Kopf stellt. Schon im ersten Buch war Gild – der Goldspinner – alles andere als ein böser Waldgeist. Ja, er wollte Serildas Erstgeborenes als Lohn für die dritte Nacht, aber sogar das soll sich noch als Segen erweisen. Der König ist hier kein ahnungsloser, verliebter Narr, sondern der Erlkönig himself, sozusagen das personifizierte Böse. Und Serilda war zwar eine ahnungslose Müllerstochter, als Erlkönigin findet sich jedoch schnell in eine machtvollere Rolle. Überhaupt spielen machtvolle Frauen in dieser Märchenadaption eine sehr viel größere und positivere Rolle als sie es bei den Brüdern Grimm taten. Da gibt es nicht nur Serilda, sondern auch die echte Prinzessin – ja Gilds hilflose kleine Schwester aus dem ersten Band, die mit den Monstern in ihrer Burg so ganz eigene Sachen anstellt. Da gibt es die ehemalige Leiterin der königlichen Garde, die Gild einst das Kämpfen lehrte und als Geist daran verzweifelt, ihre Schutzbefohlenen nicht retten zu können. Sie hat als vom Erlkönig Unterworfene nicht viele Möglichkeiten, aber die nutzt sie.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Angela Merkel / Beate Baumann: Freiheit: Erinnerungen 1954 – 2021 (Hörbuch)

Angela Merkel gibt in der von ihr selbst gemeinsam mit ihrer langjährigen Beraterin verfassten Biographie Einblick in ein geteiltes Leben. Die Hälfte hat sie in der DDR verbracht, unpolitisch, als Schülerin und Physikerin, die andere Hälfte in der BRD, als Politikerin. Sie beschreibt, wie sie aufwuchs, wie das so war, das Leben unter dem Regime. Sie hat sich damit arrangiert, was blieb ihr auch anderes, aber sie hat durchaus erkannt, wo die Ecken und Kanten waren. Allein die Beschreibungen, wie sie als Wissenschaftlerin damit kämpfte, sich mit Forschern aus nichtkommunistischen Ländern vernünftig auszutauschen, wäre schon ein ganzes Buch wert.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Annegret Liepold: Unter Grund

Franka ist das Schweigen in Fleisch und Blut übergegangen. Das merkt man schon am Anfang des Buches, als Franka als Referendarin mit Schülern die Prozesse gegen Beate Zschäpe in München besucht. Da ist sie weit über zwanzig. Sie fühlt sich von Anfang an unwohl, den Grund dafür erfährt der Leser erst nach und nach. Als einer der Schüler „Nazischlampe“ ruft, brechen alte Erinnerungen hervor. Erinnerungen an das Jahr 2006, als Deutschland im Fußballfieber war, auch in dem Dorf, in dem Franka aufgewachsen ist. Um wieder zu sich zu finden, reist sie dorthin zurück und bricht alte Wunden auf.

Franka war so furchtbar wütend damals. Ihr Leben war nach dem frühen Tod des Vaters ohnehin nicht einfach, gefangen zwischen all den Frauen: ihrer Großmutter – der alles mit ihrer Meinung überragenden „Fuchsin“ – , deren Schwester, ihrer Mutter, ihrer Tante. Nichts schien wirklich Sinn zu machen und lernt sie Patrick und Janna kennen, die sie ernst nehmen, die sie nach ihrer Meinung fragen. Und die etwas tun wollen gegen eine Umwelt, die sie kaputt macht. Das gefällt Franka und so gerät sie immer tiefer in die rechtsradikale Gruppe hinein. Bis sie bei einer Aktion erwischt werden, bis ihre Mutter sie auf ein entferntes Internat schickt und sich Schweigen über die ganze Angelegenheit legt. Schweigen, wie es auch die Fuchsin schon erfolgreich praktiziert hat, nach dem Ende des Dritten Reiches.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Kurt Prödel: Klapper

Thomas hat die gesamten Sommerferien vor dem Computer verbracht. Ein typischer Nerd halt. Jetzt fängt die Schule wieder an und wieder werden ihn alle „Klapper“ nennen und er wird es nicht leicht haben. Da tritt Vivi in seine Klasse und in sein Leben. Sie ist groß, sie ist stark und sie lässt sich nichts gefallen. Deswegen wird sie „Bär“ genannt. Sie lässt auch nichts auf Klapper kommen, deswegen werden die beiden Freunde. Und vielleicht hätten sie eines Tages mehr werden können.

Kurt Prödel erzählt in „Klapper“ schwere Themen mit einer gewissen Leichtigkeit. Klappers Leben ist privilegiert, aber nicht problemlos. Nicht nur, dass er, der Nerd, als Mobbingopfer ganz oben auf der Liste steht, seine Mutter zeigt beginnende psychische Störungen und Klapper kann oder mag es einfach nicht glauben – genauso wenig wie sein Vater. Bei Bär beginnt er ganz langsam, aus seinem dunklen Zimmer herauszukriechen und sich wenigstens ihr ein bisschen zu öffnen. Dabei wiederum entgehen ihm aber ihre Probleme. Bärs Familie erscheint ihm groß, laut und unglaublich fröhlich. Das ist sie aber nur nach außen. Bär muss als älteste oft genug Elternpflichten übernehmen, weil die Eltern es einfach nicht tun und sie fühlt sich damit überfordert. Auch für sie ist die Freundschaft mit Klapper ein klein wenig Flucht aus dem Alltag.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Joy Fielding: Die Besucherin

Linda ist weit über siebzig. Ihre beste – und einzige – Freundin Carol verliert sie gerade an die Demenz. Bei einem ihrer Besuche in der Klinik lernt sie die über neunzigjährige Jenny Cooper kennen, die sich mit den Worten vorstellt: „Ich bringe Menschen um.“ Nun ja, wir befinden uns auf einer Demenzstation, Linda zweifelt daran, ob Jenny überhaupt weiß, was sie da sagt. Aber wenige Tage später ist einer der Bewohner tot. Lindas Neugier ist geweckt und sie unterhält sich mehr und mehr mit dieser Jenny Cooper, obwohl es in ihrem eigenen Leben wirklich genug Drama gibt. Ihre jüngere Tochter wohnt mit ihrem Schwiegersohn wieder bei ihr und der ist nun wirklich niemand, auf den man sich verlassen kann. Der Mann ihrer dementen Freundin macht ihr Avancen und Linda denkt ernsthaft darüber nach – bis er sich auch als Weichei entpuppt.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Cleo Konrad: Deep Fake

Mira hat es geschafft, sich aus ihrem tiefbayrischen Heimatdorf zu befreien, auch innerlich. Sie ist Lehrerin geworden, versucht, ihren Schülern all das zu geben, was sie als Schülerin vermisst hat. Da taucht plötzlich ein Video im Netz auf, das sie nackt zeig. Plötzlich ist alles, ihr Beruf, ihre Familie, in Gefahr. Die Spur führt Mira zurück nach Tannwinkel, in das Dorf ihrer Kindheit und sie ist nicht die Einzige. Die gesamte alte Clique trifft sich auf der Suche nach dem Urheber, denn auch Joseph und Anton sind von den Deep Fakes betroffen. War es wirklich ihre alte Freundin Kat, die nach dem Tod boshafte Inhalte ins Netz gestellt hat? Die Fähigkeiten und die Möglichkeiten dazu hätte sie, denn sie war schon immer ein Mathegenie und hat vor ihrer Krankheit jede Menge Erfolg mit eigenen Programmen gehabt.

In Kats Haus müssen sie nicht einbrechen, denn die vorherrschende KI ist so programmiert, dass sie erkannt und hereingebeten werden. Kat hat also mit ihnen gerechnet, obwohl keiner von ihnen wenige Wochen zuvor auf Kats Kontaktbitte reagiert hat. In ihren letzten Monaten war sie in Therapie und vielleicht kann die Therapeutin Anne ein wenig Licht ins Dunkel bringen?

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Riley Sager: Lake: Das Haus am dunklen Ufer

Die Schauspielerin – oder besser gesagt Ex-Schauspielerin – Casey Fletcher hat sich nach einem schweren Verlust in das Haus ihrer Familie am Lake Green in Vermont zurückgezogen. Ihr Großvater baute seinerzeit das erste Haus an diesem See und seitdem hat sich eine kleine Ferienhaussiedlung gegründet. Casey spricht dem Alkohol gar zu gerne zu, was auch der Grund für das Einfrieren ihrer Karriere war. Viel zu tun gibt es am See nicht und so beschränkt sie sich auf das Beobachten. Eines Nachts zieht sie ihre Nachbarin Katherine fast ertrunken aus dem See. Das Haus, das diese mit ihrem Mann Tom bewohnt steht Caseys direkt gegenüber, mit einem guten Fernglas lässt sich da viel beobachten.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Jennifer Lynn Barnes: Games Untold: Liebe ist Macht

Der inzwischen 5. Band um Avery und die vier Hawthorne-Brüder ist keine einfache Fortsetzung der Geschichte um die Erbin, sondern enthält Kurzgeschichten um das Inheritance-Games-Universum. Jeder der Brüder ist dort mit einer ganz eigenen Geschichte vertreten, die ihn noch einmal charakterisiert. Was mir persönlich jedoch am besten gefallen ist, ist die Geschichte um Toby und Hannah. Es gab ja immer wieder Andeutungen oder auch Bücher, die sich um den Unfall, bei dem Toby verschwand, gedreht haben, aber die Geschichte, die er und Averys Mutter Hannah hatten, wurde nie wirklich erzählt. Hier wurde sie und ist eine der längeren Geschichten dieses Buches.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten: