Rita Voss hat ihre Schwierigkeiten, sich an den neuen Vorgesetzten zu gewöhnen. Dazu kommt noch eine irre Geschichte: Fred Keller fährt mit Frau und Wohnmobil auf einen Campingplatz. Beim Joggen verschwindet seine Frau. Er braucht Tage, um das überhaupt zu melden, als Begründung gibt er an, seine Frau hätte das schon mal gemacht – einfach zu verschwinden. Der Stiefsohn kann nicht zur Aufklärung beitragen, weil er nicht auffindbar ist. Nach und nach entblättert sich eine Familiengeschichte, die mit jedem Detail trauriger wird.

Ich fand den Roman gut aufgebaut, auch durch die Einschübe von „Carli“, die das Ganze noch rätselhafter machten. Auch die verschiedenen Perspektiven tragen zur Spannung bei. Petra Hammesfahr ist bekannt dafür, tief in die dunklen Abgründe von Familien einzutauchen und dunkle Denkweisen ans Licht zu holen. Das ist ihr auch hier wieder gelungen. Am Ende gibt es einige Überraschungen, auch wenn man die ganze Zeit glaubte, den Täter doch schon zu kennen. Das Motiv fand ich wirklich gut gewählt, auch wie sich die Erzählung von „Carli“ immer wieder in die Aufklärungsarbeit einschob und dabei quasi Parallelen bildete.

Carlis Geschichte ist absolut nachvollziehbar, die Autorin hat gut mit dem gearbeitet, was man als Kind verstehen kann und was man dann als Erwachsener erst so richtig begreift. Auch die Erkenntnis, die ganze Zeit angelogen worden zu sein, bringt den Roman so richtig voran.

Sehr gut fand ich auch den Titel gewählt. Es bleibt dem Leser überlassen, zu entscheiden, wer die Verlierer in dieser Geschichte sind. Sind es nur die Kinder, die unter dem Verhalten der Eltern leiden? Sind es die Väter, denen der Kontakt zu ihren Kindern verwehrt wird? Oder sind des auch die Mütter, die ja irgendwann mal so geworden sind, wie sie eben sind. Eine Geschichte mit vielen Verlierern, so ganz ohne Gewinner.

Fazit: Guter Thriller darüber, was schlechte Eltern mit einem Kind machen können, der ganz ohne Einsperren im Keller oder Ähnliches auskommt.

Und der Spoiler: Das Schicksal des Welpen wird nie richtig geklärt, aber ich denke, er hat überlebt.

Petra Hammesfahr: Die Verlierer
Saga Egmont Bücher, Mai 2024
Paperback 457 Seiten, 15,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.