Wer das Lesen liebt, wer Hochachtung vor Schreibenden empfindet, der sollte dieses Buch haben: „Schreibwelten“ von Alex Johnson. Ein ganz wunderbares, wunderschön gestaltetes Buch über die Welten, in denen berühmte Autorinnen und Autoren ihre Werke verfassen.
Zusammen mit sehr ansprechenden, gelungenen Illustrationen schildert der Autor die Umgebungen, die Rituale und Manierismen weltbekannter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. In alphabetischer Reihenfolge stellt er so unter anderem die Gewohnheiten der Brontë-Schwestern vor, beschreibt das Arbeitszimmer von Anton Tschechow oder die Methode, mit der Jane Austen die Tinte herstellte, die sie zum Schreiben brauchte.
Das ist teilweise sehr unterhaltsam, manchmal spannend und immer faszinierend, diesen Genies – denn das waren oder sind die meisten von ihnen – bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen. Dass Margret Mitchell bergeweise Briefumschläge sammelte, dass John Steinbeck stets auf der Suche nach dem absolut perfekten Bleistift war oder dass nicht nur George Bernhard Shaw in einem eigens dafür geschaffenen Gartenhaus schrieb, all das ist für Literaturbegeisterte natürlich wunderbar zu lesen und ungemein interessant.
Umgebung und Werkzeug
Dabei beschreibt Alex Johnson, Autor und Journalist, der auch schon über „Büchermöbel“ schrieb, nicht nur die Umgebung, die diese Literaten für ihre Arbeit auswählten, sondern auch ihr Werkzeug. Da gibt es die bereits erwähnten Bleistifte, die stets gespitzt und in diversen Härtegraden zur Verfügung stehen müssen. Da gibt es die auf die jeweilige Schreiberin genau zugeschnittenen tragbaren Schreibpulte, die stets mit auf Reisen gingen und in ihren Fächern sicher manches Geheimnis bargen.
All das wird durch die farbigen Illustrationen noch einmal besonders unterstrichen. Da sehen wir den Schreibtisch Astrid Lindgrens mit ihrer Büste, wir sehen die verschiedenen Schreibmaschinenmodelle, die die Autoren verwenden oder die Dinge, Erinnerungen, Glücksbringer oder Inspirationslieferanten, die die Schriftstellerinnen auf ihren Arbeitstischen stehen haben mussten.
Unaufdringlich eingefügt zwischen die einzelnen Abschnitte über die Literaten sind kleine Abhandlungen über beispielsweise die verwendeten Schreibgeräte, über die Haustiere, die Schreibende halten oder über den Sport, den sie treiben oder auch gerade nicht.
Allen, die sich nicht nur für das Ergebnis der Schaffenskraft von Autorinnen und Autoren interessieren, sondern auch mehr über den Entstehungsprozess erfahren möchten, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
Alex Johnson – Schreibwelten
aus dem Englischen von Birgit Lamerz-Beckschäfer
mit Illustrationen von James Oses
wbg Theiss, März 2023
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten, 28,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.