JP Delaney: Die Erbin

Finn erinnert sich noch allzu gut an seine Kindheit auf Mallorca. Eine Finca hoch oben auf dem Berg, heruntergekommen und von Hippies bevölkert, mit allen Konsequenzen. Irgendwann floh seine Mutter mit ihm und seiner Schwester nach England und er vergaß den ungeliebten Vater beinahe. Jetzt ist dieser gestorben und hinterlässt eine relativ frisch angetraute Frau mit ihrer erwachsenen Tochter. Aber die beiden können die Finca nicht erben, denn sie gehört bereits seit Jahren Finn und seiner Schwester und der Vater hatte nur Wohnrecht. Finn reist nach Mallorca und findet an Stelle der heruntergekommenen Finca ein luxuriös renoviertes Anwesen, mit dem die neue Frau seines Vaters und ihre Tochter bereits Pläne haben. Aber natürlich wäre ihnen klar, dass es ihnen nie gehören würde.

Die Polizei beginnt Fragen zu dem vermeintlichen Unfalltod des Vaters zu stellen und Finn hat immer mehr Mitleid mit den beiden Frauen, die sich als Flüchtlinge erweisen und bereits so viel Geld und Arbeit in die Wiederherstellung der Finca gesteckt haben. Kann er ihnen das wirklich einfach so wegnehmen? Will er das?

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John Ajvide Lindqvist: Signum

Julia Malmros steht die Verfilmung ihrer Krimi-Reihe bevor. Nach der Pleite mit der „Millenium“-Fortsetzung ist das natürlich Balsam auf ihre Seele, aber die Serie ist einfach nur schlecht in ihren Augen und sie darf es noch nicht einmal sagen. Ihre Bücher seien zu realitätsfern, um 1:1 verfilmt zu werden, und deswegen ist ihre Ermittlerin jetzt so ganz anders, als sie sie angelegt hatte. Das trifft Julia tief und wutentbrannt macht sie sich auf die Suche nach neuen Themen. Ausgerechnet in der brandgefährlichen rechten Szene Schwedens wird sie fündig und bringt sich dabei in Gefahr. Außerdem hat sie Schwierigkeiten in ihrer Beziehung mit Kim Ribbling, an der außer Kims abweisender Art auch noch kratzt, dass sie so viele Jahre älter ist als er.

Kimm Ribbling möchte verstehen. Sich selbst, aber auch seine Vergangenheit. Durchgeknallt wie er nun mal ist, entführt er zu diesem Zweck seinen alten Therapeuten Martin Rudbeck in einen eigens dafür eingerichteten Folterkeller, um ihn – nun ja, zu befragen. Warum es ihm Befriedigung verschaffte, Kim zu quälen oder sich brutale Kinderpornos anzusehen. Kim will verstehen und merkt dabei gar nicht, auf welche Ebene er sich selbst herab begibt. Und nicht zu vergessen: Er hat seine Familie schon ermordet, BEVOR er in Therapie kam. Weiterlesen

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Wolf Harlander: Partikel

Müll ist ein Problem, keine Frage. Plastikmüll erst recht. Der zersetzt sich nämlich nicht, sondern zerfällt in winzig kleine Partikel. So klein, dass sie bereits überall sind. Im Wasser, in Nahrungsmitteln, in uns. Ob sie da was anrichten? Vielleicht.

Wolf Harlander beantwortet die Frage mit einem klaren „ja“. Es trifft die zweijährige Zoe, deren Körper mit den Partikeln nicht mehr fertigwerden kann und die einen potenziell tödlichen Krebs entwickelt. Zoe ist die Nichte der Journalistin Melissa, die gerade über eine Hochzeit recherchiert, bei der das Festmahl auch in mindestens einem Fall tödlich endete. Grund: Mikropartikel im Essen. Dass wir ziemlich viel in Plastik verpacken und damit dazu beitragen, ist die eine Seite. Aber es gibt doch den gelben Sack und eigentlich ist das damit doch geregelt – oder?

Die andere Seite ist, dass sich mit illegaler Müllentsorgung recht gut Geld verdienen lässt. Raus aus Europa mit dem Zeug und dann im Meer verklappen oder auf irgendeiner entlegenen Insel entsorgen. Weiterlesen

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Benjamin Cors: Krähentage

Meine Güte, was für ein Ritt. Dieser Thriller lässt wenig aus, eine sehr geheimnisvolle Mordserie, Ermittler – zu einem neuen Team zusammengewürfelt und mit schwerem Gepäck – und am Ende jede Menge unerwartete Aufklärung.

Die Gruppe 4 wurde neu gebildet, extra als Sondereinheit zur Ermittlung für schwere Seriendelikte. Jakob Krogh leitet sie gemeinsam mit der frisch aus Wien in Deutschland eingetroffenen Mila Weiss. Auch Jakob kommt nicht aus der Stadt, in der er ermittelt, er wohnt mit seiner Familie am See und pendelt an den Wochenenden – so es denn möglich ist. Die erste Serie lässt nicht lange auf sich warten, drei Frauen wurden in ihren Wohnungen überfallen und mindestens schwer verletzt. Natürlich will die Presse Ergebnisse, man steht also unter Druck.

Der Leser erfährt sehr schnell etwas über den Täter, was er für sehr viel hält – ist es aber nicht. Überhaupt arbeitet Benjamin Cors seine Protagonisten sehr gut aus, man glaubt als Leser, sie zu kennen und trotzdem sind sie immer wieder für Überraschungen gut. Weiterlesen

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Murmel Clausen: Leming

Kolja ist 14 und in einem Internetforum für Jugendliche, die ihr Leben beenden möchten. Das ist nicht legal, natürlich nicht, deswegen läuft das Forum auch über einen Server irgendwo auf einer Insel, wo niemand sich für Internetsicherheit interessiert. Umbringen möchte Kolja sich nicht, aber er hilft anderen, sich möglichst eben nicht umzubringen. Warum er das macht, weiß er selbst nicht so genau, aber es ist ihm wichtig. Mit der Zeit freundet er sich mit zwei Mitgliedern an: Verena, die 16

ist und dem Administrator Reinhold, der bereits volljährig ist. Gemeinsam beschließen sie eine Suicid-Tour, gemeinsam möchten sie aus dem Leben scheiden. Reinhold unbedingt in seinem lila Audi, der sein ganzer Stolz ist, Verena möchte in Ungarn, beim Haus ihres Großvaters in einen Vulkan springen und Kolja möchte eigentlich, dass sie alle weiterleben.

Murmel Clausen erzählt die Geschichte aus Koljas Perspektive in einem schnoddrigen Tonfall, der trotz des Themas einfach nur Spaß macht. Ich bin nicht sicher, ob sich Jugendliche heute noch genauso ausdrücken, der Autor ist sechs Jahre jünger als ich und ich habe mich jedenfalls wiedergefunden. Der Trip verläuft von Anfang an nicht so, wie Kolja ihn sich vorgestellt hat. Weiterlesen

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Nita Prose: Ein mysteriöser Gast

Nach den Geschehnissen vom ersten Band hat Zimmermädchen Molly ihr Glück gefunden. Ihr Freund ist bei ihr eingezogen und im Hotel weiß man ihre Fähigkeiten endlich zu schätzen. Ihr ist sogar eine recht große Rolle während der Lesung eines berühmten Krimiautors zugedacht. Nur stirbt dieser noch vor der Generalprobe im Speisesaal des Hotels. Wieder sind Mollys Ermittlerfähigkeiten gefragt und nicht nur das: Sie kannte diesen Mann. Vor langer Zeit war ihre Großmutter Hausmädchen in seinem Anwesen und nahm die kleine Molly jeden Morgen mit dorthin.

In diesem zweiten Band um das ganz besondere Zimmermädchen Molly bekommt der Leser tiefen Einblick in ihre Vergangenheit. Mit was für Schwierigkeiten sie schon als Schulkind zu kämpfen hatte, wie das Zusammenleben mit ihrer geliebten Großmutter war und warum sie eigentlich keine Mutter hatte. Wir lernen, wie sie sich schon als kleines Mädchen keine befriedigendere Beschäftigung vorstellen konnte, als Schmutz von Dingen zu entfernen. Wir lernen aber auch die erwachsene Molly besser kennen, die bei aller Naivität energisch für die ihr Anvertrauten eintritt und die Unrecht einfach nicht ertragen kann. Weiterlesen

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Andreas Suchanek/Christian Handel: Spiegelstadt 2

Anfang des letzten Jahrhunderts wurde Berlin gespiegelt. Damals sahen die Feen, Wechselbälger und andere übernatürliche Wesen die Katastrophe des Dritten Reiches auf sich zukommen und zogen sich in die Spiegelstadt zurück. Nur wenige haben noch Kontakt zu unserem Berlin. Max lebte hier, bis seine Großmutter ermordet wurde und er erfahren musste, dass er mitnichten ein Mensch ist. Aber in der Spiegelstadt ist die Herrschaft alles andere als demokratisch und es wurde ein drittes Berlin gespiegelt: die Gefängniswelt. Dort hat es Max jetzt hin verschlagen – zusammen mit dem „Erlkönig“, der als Wechselbalg seine Freundin Robin übernommen hat.

Der zweite – und letzte Band – geht nahtlos da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. An dessen Ende hat es die neuen Freunde Max und Lenyo getrennt und Lenyo wurde von der grausamen Feen-Herrscherin Tamyra gefangen genommen. Wie das bei Kopien so ist, wird Berlin von Welt zu Welt düsterer und verfallener, in der dritten Welt wird der Zerfall sehr deutlich. Aber das ist nicht das einzige Problem, denn alle drei Welten drohen unterzugehen, wenn das Gewebe zwischen den Spiegeln zerreißt.  – und genau das scheint Tamyras Plan zu sein.

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Ingo Scheel: Schlussakkord: Wie Musiklegenden für immer verstummten

„Schlussakkord“ wird beworben als Buch für „Musikliebhaber und True-Crime-Fans“. Ich bin beides nicht und trotzdem fand ich das Buch großartig. Das liegt vor allem daran, dass man von den meisten beschriebenen Künstlern schon mal irgendwie was gehört hat, aber auch an Ingo Scheels mitreißendem Schreibstil. Trotz des morbiden Themas machte es einfach Spaß, ihm durch die Jahrzehnte zu folgen. Es geht natürlich um den „Forever 27 Club“, aber auch um Musiker, die ein paar Jahre mehr geschafft haben oder auch weniger. Beschrieben sind die letzten Tage oder auch Stunden von Brian Jones, Cathy Wayne, Bobby Fuller, Alexandra, Cliff Burton, Eddie Cochran, Buddy Holly, Otis Redding, Sam Cooke, Darrell Banks, Marvin Gaye, Christina Grimmie, John Lennon, Sid & Nancy, Kurt Cobain, Jimi Hendrix, Janis Joplin, »Mama« Cass Elliot, Keith Moon, Nick Drake, Amy Winehouse, Joe Meek, Mal Evans, GG Allin, Michael Hutchence , Whitney Houston, Jim Morrison, Bob Marley, Nico und Scott Weiland.

Am Anfang mancher Kapitel gibt es Illustrationen der Musiker von Oliver Schmitt, die die besprochenen Musiker zeigen. Einige kannte ich, von anderen hatte ich noch nie gehört. Ein Tipp: Am Ende des Buches gibt es einen Link zu einer Spotify-Playlist. Leute, so was gehört an den Anfang eines Buches, damit der Leser sich nicht mühsam jeden angesprochenen Song bei Spotify heraussucht, um am Ende festzustellen, dass das schon jemand getan hat. Denkt doch auch mal an die E-Book-Leser, die nicht zuerst einfach mal durchblättern. Ingo Scheel beschreibt das Wirken und Sterben der Künstler nämlich interessant genug, dass man neugierig wird und eben sucht.

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Linus Geschke: Wenn sie lügt

Waldesroda – das hört sich nach Wohnen im Grünen an, nach Idylle und einem kleinen Dorfkern mit netten Cafés. So ist es irgendwie auch und trotzdem hat beinahe eine ganze Clique direkt nach dem Abi dem Ort den Rücken gekehrt und ist in die Welt geflohen. Das hatte mit dem Mord an einem ihrer Pärchen zu tun, aber auch damit, dass die Gruppe begann zu zerfallen, als Norah David kennenlernte. Ausgerechnet der, der sich niemals in die Gruppe einfügen wollte – und auch nicht sollte – hat Anna und ihren Freund auf einem abgelegenen Wanderparkplatz getötet. Nach beinahe zwanzig Jahren kehrt Norah zurück, eröffnet eines von den netten Cafés und glaubt die Vergangenheit vergangen.

Goran verschlägt es aus Berlin zurück, als seine Zieh-Mutter, Norahs Mutter, ihn um Hilfe bittet, weil Norah Drohbriefe bekommt – von David. Aber das kann nicht sein, denn der ist kurz nach den Morden in der Ostsee ertrunken, zumindest glauben das alle.

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Leigh Bardugo: Der Vertraute

Das Mädchen Luzia ist eine Waise und schlägt sich als Küchenmädchen in einer eher nicht so reichen und angesehenen Familie in Madrid durch. Um sich die Arbeit ein wenig zu erleichtern, wendet sie leichte Magie an, was im Spanien zur Hochzeit der Inquisition nicht ganz ungefährlich ist. Eines Tages wird sie von ihrer Herrin dabei erwischt und diese erkennt ihre Chance, durch Luzias Fähigkeiten in der Gesellschaft aufzusteigen. So zwingt sie das Mädchen dazu, vor Gästen zerbrochene Gläser wieder zusammenzufügen. So gerät sie ins Visier von mächtigen Männern, die sie in einem Magieturnier antreten lassen wollen, um ihre eigene Reputation zu stärken.

Dabei wird ihr der geheimnisvolle Santángel zur Seite gestellt, um sie zu unterrichten und auf die Prüfungen des Turniers vorzubereiten. Die Liebesgeschichte bleibt dabei nicht aus.

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