Finn erinnert sich noch allzu gut an seine Kindheit auf Mallorca. Eine Finca hoch oben auf dem Berg, heruntergekommen und von Hippies bevölkert, mit allen Konsequenzen. Irgendwann floh seine Mutter mit ihm und seiner Schwester nach England und er vergaß den ungeliebten Vater beinahe. Jetzt ist dieser gestorben und hinterlässt eine relativ frisch angetraute Frau mit ihrer erwachsenen Tochter. Aber die beiden können die Finca nicht erben, denn sie gehört bereits seit Jahren Finn und seiner Schwester und der Vater hatte nur Wohnrecht. Finn reist nach Mallorca und findet an Stelle der heruntergekommenen Finca ein luxuriös renoviertes Anwesen, mit dem die neue Frau seines Vaters und ihre Tochter bereits Pläne haben. Aber natürlich wäre ihnen klar, dass es ihnen nie gehören würde.
Die Polizei beginnt Fragen zu dem vermeintlichen Unfalltod des Vaters zu stellen und Finn hat immer mehr Mitleid mit den beiden Frauen, die sich als Flüchtlinge erweisen und bereits so viel Geld und Arbeit in die Wiederherstellung der Finca gesteckt haben. Kann er ihnen das wirklich einfach so wegnehmen? Will er das?
Wirklich überzeugen konnte mich dieser Thriller am Ende nicht. Der Fall scheint von Anfang an klar: zwei böse Frauen wollen reich erben und haben den Vater umgebracht – vielleicht. Um den Vater war es nicht schade, er war ein versoffener Loser, der seine Familie vertrieben hat. Dass das natürlich nicht so einfach ist, liegt im Wesen eines Thrillers und Finn – aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, stößt erwartungsgemäß auf Spuren für und gegen diese These. Dass er sich hoffnungslos in die Tochter verliebt, scheint irgendwie die logische Folge aller Ereignisse zu sein. Aber die Auflösung am Ende konnte mich nicht überzeugen. Ich hasse es, wenn eine Auflösung plötzlich aus dem Nichts zu kommen scheint – umso mehr, wenn ich die ganze Zeit einer Stimme „gelauscht“ habe, die sich auf den letzten paar Seiten als zweifelhaft herausstellt.
Fazit: Zwar spannend und ich fand auch die Beschreibungen der mallorquinischen Verhältnisse abseits vom Touristentrubel wirklich gut, aber am Ende kam ich mir als Leser auf den Arm genommen vor.
JP Delaney: Die Erbin
Aus dem Englischen übersetzt von Sibylle Schmidt
Penguin, Juli 2024
320 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.