Callan Wink: Bärenzähne

Der US-Amerikaner Callan Wink (Jahrgang 1984) arbeitet als Fly Fishing Guide auf dem Yellowstone River in Montana. Im Winter schreibt er. Nach seinem Debütroman „Big Sky Country“ (2021), der sehr gut besprochen wurde, ist am 13. Oktober 2025 der Roman „Bärenzähne“ in einer Übersetzung von Hannes Meyer im Suhrkamp Verlag erschienen.

„Bärenzähne“ von Callan Wink: das sind zwei Brüder, ein Schotte, Bären, Hirsche und das liebe Geld

Die Brüder Thad und Hazen leben auf einer Farm am Fusse der Beartooth-Mountains in Montana. Der Vater ist gestorben, die Mutter hat die Familie lange zuvor verlassen. Die Beiden wildern Bären im Yellowstone Nationalpark, angeln im Fluss, fällen Bäume und verkaufen das Holz. Aber das Geld wird immer knapper, Rechnungen und Mahnungen lassen den Briefkasten überquellen, das Haus verfällt und es wird bald Winter. Thad, der ältere der beiden Brüder, ist der Vernünftige. Er versucht alles, um seinen jüngeren Bruder Hazen zu beschützen. Hazen denkt nicht viel nach und verursacht jede Menge Schwierigkeiten. Und ihre Mutter Sacajawea steht auch noch eines Tages mit ihrem Schrott-Van wieder vor der Tür ihrer Farm.

Da kommt das Angebot des „Schotten“, für ihn zu arbeiten. Thad und Hazen sollen ihm Wapitihirschgeweihe aus dem Nationalpark besorgen. Widerwillig und wegen der erdrückenden finanziellen Sorgen nimmt Thad den Auftrag an. Doch das Abenteuer, das die Beiden damit erwartet, ist noch gefährlicher, als sie es je vermutet hätten.

„Bärenzähne“ ist ein bisschen wie „Wilder Westen“ in der Gegenwart

Callan Wink erzählt in „Bärenzähne“ eine „Männer in wilder Natur-Geschichte“.

Das macht er geschickt und unterhaltsam. Naturalismus meets Realität: zwischen üppigen Naturbeschreibungen, die der Schönheit der amerikanischen Wildnis huldigen, liegt der nackte Überlebenskampf der Brüder. Ein bisschen wie „Wilder Westen“ in der Gegenwart der Vereinigten Staaten von Amerika. Allerdings verzichtet Wink auf den Showdown an High Noon. Es ist aber nicht nur der Kampf in und mit der Natur, sondern auch der um den ewigen amerikanischen Traum und der der Brüder untereinander. Callan Wink hat zwei Helden geschaffen, die es trotz harter Arbeit eben nicht schaffen, ihre Rechnungen zu bezahlen. Zwei Helden, die füreinander da sind, aber sich gleichzeitig aneinander fesseln. Und so keinen Schritt voran kommen. In den kernigen Dialogen spiegeln sich Nähe- und Autonomiebestrebungen der Brüder wider:

„Hazen betastete behutsam seinen Schritt. Er starrte eine Weile geradeaus, dann streckte er Thad eine Hand mit vier ausgestreckten Fingern entgegen.

»Was?«

»Nicht ein Bier. Vier. Ich hab mich da unten angeguckt. Ich krieg fiese blaue Flecken an den Eiern. Das weiß ich jetzt schon. Vier Bier, oder ich bin raus.«

»Okay, Kumpel. Wir schauen mal.«“ (S. 64/65)

Der Spannungsbogen in Winks Geschichte ist sauber und klassisch angelegt. Als Lesende verfolge ich gebannt das Schicksal der beiden Brüder, bange mit ihnen um den Erfolg ihrer Unternehmungen und hadere mit ihrem Scheitern. Und am Ende scheint es, ein wenig Hoffnung für jeden der beiden Brüder zu geben.

„Bärenzähne“ ist kein (oder nicht nur ein) Männerbuch

„Bärenzähne“ von Callan Wink ist eine gut erzählte Story ohne Pathos vor einem imposanten landschaftlichen Hintergrund mit zwei männlichen Helden, die man so schnell nicht vergisst. Und das ganz ohne den Testosteron geschwängerten Machismo anderer Wildwestgeschichten. Kudos, Mr. Wink!

Callan Wink: Bärenzähne.
Aus dem amerikanischen Englisch von Hannes Meyer.
Suhrkamp Verlag, 13. Oktober 2025.
253 Seiten, Hardcover, 25,- Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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