Craig Shreve: African Samurai

Im sechzehnten Jahrhundert lebte Yasuke in Ostafrika. Seine Kindheit verbrachte er tief in den Erzminen. Er wollte immer in seinem Dorf leben, weil dort seine Familie und seine Freunde lebten, während sein Vater regelmäßig auf Reisen ging und weit weg Handel trieb. Ab und zu kamen auch ausländische Händler in sein Dorf, um Eisen gegen Waren einzutauschen.

Eines Tages tauchten andere Ausländer in seinem Dorf auf, die keinen Handel im Sinn hatten. Sie töteten alle Erwachsenen und kleinen Kinder. Die größeren Kinder und Jugendliche wurden gefangen genommen. Yasuke lernte, dass auch Menschen Waren sein konnten. Er wurde eine Ware und an verschiedene Besitzer weitergereicht. Einige lehrten ihn das Kämpfen und Rudern für ihre Kriege in fernen Ländern. Yasuke lernte das Töten und portugiesisch. Bei den Jesuiten kamen die Fächer Latein, Gebete und ein fremder Glaube hinzu.

Ein paar Jahre später benötigte der italienische Jesuitenpriester Valignano persönlichen Schutz für seine Missionsreise nach Japan. Und auch dort wurde Yasuke wieder weitergereicht. Dieses Mal an den mächtigsten General in Japan, Oda Nobunaga.

Yasuke lernte, dass die Bevölkerung seit Jahrhunderten unter Kriegsgemetzel litten. Zu viele Herrscher kämpften um Ländereien und Macht, die sie nun durch Oda Nobunaga verlieren sollten. Yasuke wollte die politischen Zusammenhänge und die japanische Mentalität verstehen lernen.

Ein Samurai klärte ihn auf. Es sei alles ganz einfach. Doch wenn man genauer hinschaue, würde es kompliziert.

Der kanadische Autor Craig Shreve hat einen faszinierenden historischen Roman geschrieben, der so ganz anders als die gängigen Bücher über Japan ist. Anhand von historischen Dokumenten gab er der wahren Geschichte des afrikanischen Samurais ein kurzweiliges und unterhaltsames Kleid, mit dem man schnell vertraut wird.

Mit dem Ich-Erzähler Yasuke bekommt die Brutalität des Menschenhandels und des Krieges eine greifbare Intensität. Dass er nach seiner Verschleppung die grausame Behandlung, den Hunger und die Misshandlungen überlebte, grenzte an ein Wunder. Allein mit seiner Willenskraft und körperlichen Größe lässt es sich nicht erklären.

Bei einer Diskussion unter Kriegern, ob der Kampf mit Gewehren ehrenhaft sei, verwies Yasuke auf die Kanonen. Diese würde er fürchten. Niemand könne Kanonenkugeln abwehren, sie zerstören Mauern, und man fände keinen Schutz vor den herabfallenenden Steinen. Die Bedienung dieser Kanonen sei einfach zu handhaben. Mit dieser „modernen“ Ansicht gewann er bei den traditionellen Schwertkämpfern keine neuen Freunde. Erst recht, wenn diese auf dessen riesenhafte Größe und Hautfarbe schauten. Ein Niemand ohne Stammbaum und Herkunft, und trotzdem wurde er Teil der Geschichte.

Craig Shreve: African Samurai: nach einer wahren Begebenheit
Aus dem Englischen übersetzt von Urban Hofstetter
Droemer TB, September 2025
320 Seiten, Taschenbuch, 13,99 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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