Barbara Handke: Bernadette ändert ihr Leben

An einem schönen Septembertag radelt Bernadette an der Elbe entlang, um sich mit ihrer besten Freundin und Kollegin Lotta in ihrem Stammcafé zu treffen. Ihr Blick auf das strömende, strudelnde Wasser im Sonnenlicht ist an diesem Tag ein anderer. Es ist ein wacher Blick, der ihr sagt, alles verändert sich im Leben. Warum nicht auch bei? Die Arbeit in der Redaktion der Zeitschrift Paradies gefällt ihr schon lange nicht mehr. Seit ihr Mann sie und ihre Tochter verlassen hat, leidet Bernadette unter einer Schaffenskrise: Sie kann nicht mehr schreiben, nur die Bilder für das Magazin kann sie bearbeiten. Und weil sie von allen Kolleginnen am besten die Bildstrecken zusammenstellt, darf sie nach wie vor in der Redaktion arbeiten. Inzwischen ist sie das Mädchen für alles geworden.

Auf dem Weg zu Lotta öffnet sich nicht nur Bernadettes Blick. Sie sieht die bisher verdrängte Wahrheit: Sie mag nicht mehr den obligatorischen Sekt im Café, nicht mehr Single sein, und sie will raus aus der selbstgeschaffenen Enge.

Kurz darauf erhält sie die Gelegenheit, an Stelle von Lotta nach Madrid zu fliegen. Ihre Reportage über die Königliche Teppichmanufaktur wird von einem renommierten Fotografen begleitet. Eins kommt zum anderen. Bernadette erkundet ihre neue Umgebung, findet Freunde, und dann verändert sie ihr Leben. Weiterlesen

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Bianca Iosivoni: Der letzte erste Blick

Manchmal genügt ein einziger Blick, um zu wissen, dass es Liebe ist.

Genauso geht es Emery, als sie ihr Studium beginnt. Für sie soll es ein Neuanfang sein, und sie nimmt sogar in Kauf, mit dem nervigsten Kerl aller Zeiten in einer WG zu leben. Als sie dessen Freund Dylan zum ersten Mal sieht, beginnt ihr Herz zu rasen. Dabei gehört er zu der Sorte Männer, von denen sie sich unbedingt fernhalten will – nach allem, was ihr passiert ist …

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Neuauflage der Firsts-Reihe, die erstmals 2017 im LYX Verlag erschienen ist.

Da ich diese Reihe schon immer lesen wollte, habe ich mich sehr über die wunderschöne Neuauflage gefreut – und wurde nicht enttäuscht.

Der Erzählstil ist locker und flüssig. Das Buch hat genau den richtigen Rhythmus, besteht aus humorvollen Szenen, knisternder Spannung, aber auch ernsten Momenten. Zwar wiederholen sich einige Passagen, doch das störte mich nicht, denn ich merkte gar nicht, wie schnell ich las, und flog nur so durch die Seiten.

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Angélica Lopes: Die Frauen der Familie Flores

Die brasilianische Journalistin und Drehbuchautorin Angélica Lopes lebt und arbeitet in Rio de Janeiro. Ihr Roman „Die Frauen der Familie Flores“ erschien am 19. August 2025 bei hanserblau im Carl Hanser Verlag. Michael Kegler übersetzte ihn aus dem Portugiesischen ins Deutsche.

Ein Fluch, ein Handwerk und eine Geheimschrift

Angélica Lopes siedelt die Handlung und die Akteure von „Die Frauen der Familie Flores“ im ländlichen Nordosten Brasiliens im Bundesstaat Pernambuco im fiktiven Städtchen Bom Retiro (was so viel bedeutet wie „Gute Zuflucht“) in den Jahren 1918 und 1919, sowie in der Millionenstadt Rio de Janeiro im Jahre 2010 an.

Über der Familie Flores lastet ein Fluch, der die Männer in der Familie früh sterben lässt. Die Frauen sind deshalb darauf angewiesen, selber für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Sie widmen sich der Spitzenstickerei und gelangen zu großem handwerklichen Geschick. Die Arbeit sichert ihnen ihr Auskommen. Sie bilden eine Gruppe von Mädchen und Frauen verschiedenen Alters, die sich regelmäßig treffen und ihre Erzeugnisse an die „Damen der feinen Gesellschaft“ verkaufen. Weiterlesen

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Francesca Segal: Entscheidungen auf Tuga

Der erste Band dieser Trilogie über die Menschen auf der abgelegenen Insel Tuga hat mir große Freude bereitet, ich konnte ganz hineintauchen, bekam das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein. Die Figuren waren lebendig, liebenswert, voller Marotten, aber auch voller Mitgefühl, Zusammenhalt und Optimismus.

Der Folgeband, der nun erschienen ist, führt dieselben Figuren zusammen, immer noch finden wir auch Charlotte Walker, die Tierärztin wider Willen, dort. Sie war im ersten Band für Forschungen zu Goldmünzenschildkröten nach Tuga gekommen. So jedenfalls der offizielle Anlass. Insgeheim hatte sie nach ihrem Vater gesucht, den sie nie kennengelernt und um den ihre Mutter Lucinda immer ein Geheimnis gemacht hatte.

Das hatte sich im ersten Teil der Geschichte geklärt, die Freude über den gefundenen Vater hielt sich aber in Grenzen. Dennoch war Charlotte auf Tuga geblieben, glücklich verliebt in Levi. Nun aber naht der Schrecken in Gestalt ihrer Mutter, die Mittel und Wege findet, nach Tuga zu kommen, sogar in der Island-closed Zeit (wenn wegen Stürmen keine Schiffe die Insel erreichen können). Die Ankunft der kapriziösen Engländerin sorgt für viel Aufregung, nicht nur für Charlotte. Weiterlesen

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Thomas Montasser: Freitags um fünf

Es sind immer amüsante Romane, die reale Hintergründe mit fiktiven Personen verquicken. Wenn dann noch ein kleines Mädchen auf den waschechten Bundeskanzler trifft, verspricht das Ganze mindestens gute Unterhaltung.

So auch dieser kleine Roman, der davon erzählt, wie Ernst Meister, der Bundeskanzler der Bundesrepublik, gestresst, mit krankem Herz und schwerem Gemüt, sich durch die Tage voller Arbeit, Akten und Aufgaben quält. Bis er eines Tages, weil er an einer ausgeprägten Orientierungsschwäche leidet, versehentlich das Kanzleramt durch eine Seitentür verlässt und dabei einem kleinen Mädchen beim Murmelspiel begegnet.

Die beiden kommen ins Gespräch und verabreden sich für den folgenden Freitag um fünf. Doch Meister erkrankt und muss in die Klinik. Dort erreicht ihn eine Karte des Mädchens mit einer Murmel und Genesungswünschen.

Nun tut der Bundeskanzler, trotz der vielen Termine, Reisen und Debatten, was in seiner Macht steht, um immer freitags um fünf ein paar Minuten Zeit für ein Murmelspiel mit Emma zu haben. Aber immer mal wieder kommt doch etwas dazwischen und mal taucht auch das Kind nicht auf, sehr zu seiner Enttäuschung. Nach und nach erfährt er mehr über Emma, wobei sie viel nicht verrät, nur leise Andeutungen, aus denen er sich einiges zusammenreimt. Weiterlesen

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Amélie Nothomb: Psychopompos

In diesem Werk, einer Mischung aus Autobiografie, spirituellen Erkenntnissen und Schreibfindungsprozess, gewährt uns die vielfach prämierte Autorin Amélie Nothomb faszinierende Einblicke in ihr Leben. Als Diplomatentochter lebte sie in ihrer Kindheit unter anderem in Japan, China, New York, Bhutan und Bangladesch. Amélie Nothomb, die ständig Entwurzelte, findet in den Vögeln ihre Seelentiere. Sie identifiziert sich mit ihrem Wesen, auch und gerade nach einem persönlichen Trauma zu Beginn ihrer Pubertät. Doch hinter ihrer Passion für Vögel steckt weit mehr als ornithologische Hingabe. Ihre Faszination gilt Psychopomp, einem Wesen, das die Seelen der Toten ins Jenseits begleitet. Mal kann dies ein Götterbote wie Hermes sein, mal ein Vogel wie die Taube in der Bibel als Symbol des Heiligen Geistes. Poetisch, mit leisem Humor, aber auch düster und abstrakt ist der Autorin ein faszinierendes Konglomerat an Stilen gelungen, das der Begriff Biografie allein nicht zu fassen vermag. Wer sich auf dieses ungewöhnliche Leseerlebnis einlassen kann, wird nicht enttäuscht. Denn dies ist keine Biografie im herkömmlichen Sinn. Weiterlesen

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Isabel Allende: Mein Name ist Emilia del Valle

Mit „Mein Name ist Emilia del Valle“ hat die berühmte chilenische Schriftstellerin Isabel Allende einen neuen Roman geschrieben. Die deutsche Erstveröffentlichung ist am 4. August 2025 in einer Übersetzung von Svenja Becker im Suhrkamp Verlag erschienen.

1891: Eine Frau auf dem Weg von San Francisco nach Santiago de Chile

„Mein Name ist Emilia del Valle“ ist zeitlich im späten 19. Jahrhundert angesiedelt. Molly Walsh, die Tochter irischer Einwanderer in die USA, will Nonne werden. Als Novizin wird sie Lehrerin an einer kleinen Schule im Mission District, San Francisco. Der Mestize Francisco Claro, genannt Don Pancho, ist Leiter der Schule mit dem Namen „Der Stolz der Azteken“. Leider wird Molly nach einem Abenteuer mit dem chilenischen Lebemann Gonzalo Andrés del Valle schwanger. Damit wird ihr der Eintritt in den klösterlichen Orden unmöglich. Alle Versuche, mit der Familie del Valle in Kontakt zu treten, werden abgeblockt. Don Pancho Claro nimmt Molly bei sich auf und heiratet sie vor der Geburt ihrer Tochter, die sie Emilia del Valle Claro nennen. Weiterlesen

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Ferdinand von Schirach: Der stille Freund

Version 1.0.0

Unaufgeregt und sachlich, wie wir das bereits aus seinen anderen kleinen Bänden kennen, schafft es von Schirach auch hier wieder, den Leser mitzunehmen in eine scheinbar andere Welt. Fast meint man, in einem der typischen tiefen cognacfarbenen oder rotbraunen Ledersessel einer Hotelbar oder -lobby zu versinken und der warmen, sonoren Stimme eines Erzählers zu lauschen, der von Begebenheiten, Ereignissen oder Anekdoten berichtet, die wir uns so kaum vorstellen können.

Sei es Massimo, der einen eigentlich ganz unspektakulären alltäglichen Moment seinen „stillen Freund“ nennt oder Cynthia, die sich in Mateo verliebt, der sie vielleicht zunächst vergöttert, aber -dennoch misshandelt und quält, bis sie ihn verlässt, um später mit dem wesentlich älteren Nicco glücklich zu werden. Nicco, der sie beschützen will, für den sie das Kostbarste und Wichtigste in seinem Leben ist, und der – mit der Macht und den Möglichkeiten einer seit Jahrhunderten einflussreichen Familie in Rom – in oder mit Cynthias Vergangenheit „aufräumt“. Weiterlesen

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Catharina Maura: The Wrong Bride

Die Familie Windsor ist bekannt für ihre ausgeklügelte Heiratspolitik in den höchsten Kreisen der High Society. Ihr Leben lang musste Raven dabei zusehen, wie ihre ältere Schwester Hannah – und nicht sie – verlobt und auf das Leben vorbereitet wurde, von dem Raven insgeheim träumt: an der Seite von Ares Windsor. Als Hannah jedoch am Hochzeitstag nicht am Altar erscheint, bleibt der Modedesignerin Raven keine andere Wahl, als einzuspringen und Ares zu heiraten – den Mann, in den sie schon immer verliebt war. Von nun an jeden Tag mit ihm zusammen zu sein, obwohl er ihre Gefühle nicht erwidert, ist ein wahr gewordener Albtraum – oder die perfekte Chance, Ares endlich für sich zu gewinnen …

Die Situation in dem Buch ist kompliziert: Einerseits geht Ravens Wunsch, Ares zu heiraten, in Erfüllung, andererseits weiß sie, dass er sie nie lieben wird.

Der Fokus auf die High Society gefällt mir sehr, denn hier taucht man in eine Welt ein, die teils ein wenig skurril wirken mag, gleichzeitig aber einfach faszinierend ist. Weiterlesen

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Jay McLean: Loving Lucas: Losing Logan: Leaving Leo: Preston Brothers

Loving Lucas
Lucas Preston muss sich nach dem Tod seiner Mutter um seine fünf Brüder kümmern. Genauso gehört es zu seinem Alltag, dass er um Mitternacht bei Laney klopft. Sie ist längst mehr als nur eine Freundin für ihn. Einst war sie das einsame Einzelkind, bis sie in das Leben der Preston-Familie eintauchte. Nun fragt sie sich, ob Lucas genauso empfindet wie sie …

Die Geschichte ist sehr lebendig und emotional erzählt. Sie vereint alles – Familiengefühle, Liebe, Humor, Emotionen und noch vieles mehr. Einmal angefangen, fällt es schwer, wieder aufzuhören.

Die Handlung setzt in der Jugend von Lucas und Laney an. Sie zieht frisch zu ihrem Vater, um dort neu zu beginnen, während Lucas behütet mit Mutter und Geschwistern aufwächst. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, die trotz vieler tragischer Ereignisse nie abreißt. Von der ersten Seite an war ich gefesselt und konnte der Geschichte bis zum Ende problemlos folgen. Man begleitet die beiden beim Erwachsenwerden und erlebt Situationen, die man selbst lieber nicht durchstehen möchte. Oft ist es nur die große Liebe, die hilft, all das auszuhalten – und das spürt man beim Lesen deutlich. Weiterlesen

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