Tillie Cole: Lord of London Town

Der jungen Cheska Harlow-Wright steht eine glorreiche Zukunft an der Seite eines einflussreichen britischen Geschäftsmanns bevor. Doch ihr Herz gehört Arthur Adley, dem Mann, der London mit eiserner Hand regiert – dem Mann, der für sie getötet und damit ihr Leben gerettet hat. Seit dem Tod seines Vaters hat der 18-jährige als Oberhaupt der meistgefürchteten Familie Großbritanniens alle Hände voll zu tun, sich als rechtmäßiger König der Londoner Unterwelt zu behaupten. Ablenkung, Gefühle oder Schwäche kann er sich nicht leisten. Aber als Cheska zurück in sein Leben tritt, gerät alles ins Wanken. Sie darf nicht Teil seiner Welt sein und doch ist ihm klar, dass er sie nicht noch einmal von sich stoßen wird …

Dieses Buch ist das erste einer Reihe und ich werde die Reihe nicht weiter verfolgen, denn selbst für Dark Romance war es mir zu sadistisch dargestellt. Ich tat mich schwer mit dem Buch, es war für mich eine Qual zu lesen. Nichts in dem Buch konnte ich nachvollziehen. Auch wenn ich irgendwann an den Punkt angelangt war, dass ich die Geheimnisse wissen wollte, hatte es mich nicht begeistern können. Trotz des großen Cliffhangers werde ich den nächsten Band der Reihe nicht lesen. Weiterlesen

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Colin Niel: Darwyne

Die Anthropologin Mathurine arbeitet in Französisch-Guayana bei der Kinder- und Jugendwohlfahrt. Mehrere Mitarbeiterinnen versuchen dort nach Kräften gegen Kindesmisshandlungen oder Missbrauch vorzugehen. Zu dem von ihnen betreuten Gebiet gehört auch der Slum Bois Sec, unmittelbar angrenzend an den Dschungel. Ein anonymer Anrufer meldet eines Tages, dass es da ein Kind gebe, mit dem sei etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Mathurine muss dem Fall nachgehen und entdeckt, dass schon vor einiger Zeit jemand von der Kinder- und Jugendwohlfahrt bei der angegebenen Adresse war, der Fall aber als erledigt zu den Akten gelegt wurde. Sie schaut trotzdem dort vorbei und lernt Yolanda Massily und ihren Sohn Darwyne kennen. Darwyne hat eine Fehlstellung der Füße, liebt Pflanzen und Tiere über alles und seine Mutter abgöttisch.

Sozial scheint alles in Ordnung zu sein. Yolanda nimmt keine Drogen, verdient ihr Geld als Händlerin, macht einen sauberen, gepflegten, bemühten Eindruck. Lediglich ihr Männerkonsum weicht ein wenig vom Standard ab. Weiterlesen

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Anne Freytag: Lügen, die wir uns erzählen

„Nostalgie ist eine dreckige Lügnerin“
Ein endloses Was-wäre-wenn?, ein tiefes Bedauern.“ (S. 214)

Ja, was wäre gewesen, wenn …

Helene hätte mit Alex durchbrennen können. Stattdessen blieb sie bei ihrem Mann Georg – der sie jetzt verlässt, weil er sich in eine andere verliebt hat.

Ich sollte Mariam nicht stalken, aber ich kann nicht anders. Wie bei einem Mückenstich, den man anfängt zu kratzen, und dann ist man im Wahn.“ (S. 25)

Alex und Helene, ihre Liebe zueinander hat sie beide schon damals während ihres Studiums existenziell erschüttert. Ein ewiges Hin und Her, Gefühle, die ein Echo hatten, aber im Lärm von Helenes Leben untergingen.

Ich kann diesen fulminanten Roman, dem man die ein oder andere Länge verzeihen kann, nur wärmstens empfehlen! Weiterlesen

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Claire Lombardo: Genau so, wie es immer war

Die US-Amerikanerin Claire Lombardo (Jahrgang 1989) hat nach dem großen Erfolg ihres ersten Romans „Der größte Spaß, den wir je hatten“ aus dem Jahr 2019 nun ein neues Buch geschrieben. „Genau so, wie es immer war“ wurde mit Spannung erwartet und erscheint heute, am 15. August 2024, bei dtv. Es wurde wie schon der vorangegangene Roman von Sylvia Spatz aus dem Englischen übersetzt.

 

Große Erwartungen und kleine Enttäuschungen

Zur Erinnerung: Claire Lombardo schrieb in ihrem ersten Buch „Der größte Spaß, den wir je hatten“ über die Familie Sorenson aus Oak Park in Illinois. Ein Buch mit vielen Akteuren, das ich mit dem größten Vergnügen gelesen habe. Dementsprechend waren meine Erwartungen an „Genau so, wie es immer war“ hoch. Und wurden zunächst enttäuscht. Mit Julia Ames, der Protagonistin dieser Geschichte, wurde ich zu Beginn nicht recht warm. Weiterlesen

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Murmel Clausen: Leming

Kolja ist 14 und in einem Internetforum für Jugendliche, die ihr Leben beenden möchten. Das ist nicht legal, natürlich nicht, deswegen läuft das Forum auch über einen Server irgendwo auf einer Insel, wo niemand sich für Internetsicherheit interessiert. Umbringen möchte Kolja sich nicht, aber er hilft anderen, sich möglichst eben nicht umzubringen. Warum er das macht, weiß er selbst nicht so genau, aber es ist ihm wichtig. Mit der Zeit freundet er sich mit zwei Mitgliedern an: Verena, die 16

ist und dem Administrator Reinhold, der bereits volljährig ist. Gemeinsam beschließen sie eine Suicid-Tour, gemeinsam möchten sie aus dem Leben scheiden. Reinhold unbedingt in seinem lila Audi, der sein ganzer Stolz ist, Verena möchte in Ungarn, beim Haus ihres Großvaters in einen Vulkan springen und Kolja möchte eigentlich, dass sie alle weiterleben.

Murmel Clausen erzählt die Geschichte aus Koljas Perspektive in einem schnoddrigen Tonfall, der trotz des Themas einfach nur Spaß macht. Ich bin nicht sicher, ob sich Jugendliche heute noch genauso ausdrücken, der Autor ist sechs Jahre jünger als ich und ich habe mich jedenfalls wiedergefunden. Der Trip verläuft von Anfang an nicht so, wie Kolja ihn sich vorgestellt hat. Weiterlesen

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Liesbet Dill: Tagebuch einer Mutter (1943)

Olivias Leben beginnt märchenhaft. Sie darf behütet und beschützt ihren Neigungen folgen. Von allem ist genug da, so dass sie mühelos in die Rolle der Ballkönigin schlüpft und als gute Partie gilt. Und wie im Märchen verliebt sie sich in den schönsten Mann, der wiederum sie liebt.

Auf das reale Leben ist sie jedoch nicht vorbereitet. Ihr Mann stirbt im Ersten Weltkrieg. Von jetzt auf gleich steht Olivia mit ihren vier Kindern alleine da. In Zeiten großer Unsicherheit ist für sie und ihre Kinder der soziale Abstieg sicher. Ohne Eltern, mit der geldvernichtenden Inflation und der geringen Witwenrente wird ihr Alltag mühselig. Auf die harte Tour lernt Olivia den Pfennig umdrehen und vieles mehr.

Die Autorin Liesbet Dill (1877-1962) wurde im Saarland geboren. Ähnlich wie Olivia wuchs sie in begüterten Verhältnissen auf. Neunzehnjährig wurde sie mit einem 36-jährigen Mann verheiratet. Die arrangierte Ehe machte sie so unglücklich, dass sie Mann und zwei Söhne verließ. Nach der Scheidung verdiente sie ihr tägliches Brot mit dem Schreiben. Sie schrieb über 100 Romane, die häufig die unfairen Lebensbedingungen der Frauen thematisieren. Ihre letzten Romane wurden der Kategorie trivial zugeordnet, so dass ihr Gesamtwerk, teilweise international veröffentlicht, herabgestuft worden ist. Liesbet Dill geriet in Vergessenheit. Weiterlesen

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Benedict Wells: Die Geschichten in uns: Vom Schreiben und vom Leben

Wie eine private Begegnung mit einem Autor, der aufschlussreich und insprierend über sich und sein Schreiben spricht.

Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Mit nur 23 Jahren wurde er vom Schweizer Verlag Diogenes unter Vertrag genommen. Seine Bücher sind bislang in 38 Sprachen erschienen.

In unserem Leselust-Portal sind verschiedene Rezensionen von Benedict Wells‘ Büchern zu finden:
hard-land
die-wahrheit-ueber-das-luegen-zehn-geschichten
vom-ende-der-einsamkeit
Fast genial
Spinner

Das neue Buch von Benedict Wells nun ist zum einen ein sehr ehrlich und persönlich gehaltener Text, zum anderen ist es ein Schreibratgeber, in dem er über seine Schultern beim Arbeiten blicken lässt. Der Weg zum erfolgreichen Autor kann steinig und lang sein. Auch Benedict Wells‘ Weg war lange nicht von Erfolg gekrönt. Eingehend führt er Misserfolge und Fehler aus und macht Mut für Ausdauer und Disziplin. Weiterlesen

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Ursula Parrott: Ex-Wife (1929)

Eine köstliche Zeitkapsel? »Sex and the City« meets »The Great Gatsby«?

Als dieser Roman vor 100 Jahren, 1929, anonym erschien, wurde er sofort zum Bestseller – eine skandalöse Scheidungsgeschichte aus der Zeit des Jazz.

Doch wo steckt der Glamour und die wilden Partys à la »The Great Gatsby«? Wo der freche, moderne Geist von »Sex and the City«?

Du bekommst eine spritzige, schnelle Lektüre über Patricia, 24 und frisch verlassen, die das wilde Manhattan der Roaring Twenties unsicher macht. Zwischen Barbesuchen, Partys, Musicals, zu viel Alkohol, Zigaretten, Flirts und unpassenden Affären reflektiert sie über die Vergangenheit mit ihrem Ex-Mann, einem egozentrischen Arsch, und kämpft voller Selbstzweifel und nostalgischer Sehnsüchte mit dem Wunsch, wieder mit ihm zusammenzukommen. Weiterlesen

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Susanne Fröhlich: Geparkt

Monika Fischer lebt ein beschauliches Leben als Physiotherapeutin. Sie ist 36 Jahre alt, alleinstehend, kinderlos und im Prinzip zufrieden mit ihrem Leben ohne Highlights. Weil sich kein passender Mann an ihrer Seite einstellen will, beschließt sie, auf einer Dating-Plattform nach einem zu suchen. Sie lernt Sven kennen, Investmentbanker, fast 50. Sven erfüllt alle Alphamännchen-Kriterien. Er hat Geld und zeigt es auch, trägt die richtigen Klamotten, kennt die richtigen Leute, wohnt in bester Lage. Leider hatte er bisher Pech mit den Frauen. Sagt er zumindest. Seine EX-Freundinnen Dani und Daggi hätten ihn betrogen und sich aus dem Staub gemacht. „Moni“ sei eine Granate, eine Gazelle und endlich die Richtige. Er umgarnt und umschnurrt sie, was Moni schon etwas suspekt vorkommt, trotzdem zieht sie zu ihm in seine tolle Wohnung. Sie gibt ihren Beruf auf, um gänzlich für ihn da und die Frau zu sein, die er sich vorstellt. Warnungen von Freundinnen diesbezüglich schlägt sie in den Wind. Weiterlesen

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Amor Towles: Eve

Der 1964 geborene US-amerikanische Autor Amor Towles wechselt in seinem Roman „Eve“ gekonnt zwischen den Genres. Anfangs als Gesellschaftssatire konzipiert, verwandelt sich die Geschichte später in einen rasanten Thriller. Das sorgt für ein abwechslungsreiches Leseerlebnis. Towles‘ Schreibstil ist dabei stets gekonnt, unterhaltsam und flüssig.

Besonders faszinierend ist die authentische Atmosphäre des Hollywoods der 30er-Jahre, in die Towles seine Leser entführt. Man spürt förmlich den Glamour und die Aufregung jener Zeit, als Filme wie „Vom Winde verweht“ gedreht wurden und die Studios um die besten Schauspielerinnen wetteiferten. Diese lebendige Darstellung dürfte den Roman zu einem Genuss für Liebhaber historischer Settings machen.

Die Titelfigur Eve ist eine bemerkenswerte Frau, die die Männerwelt von Hollywood gleichermaßen fasziniert wie geschickt austrickst. Dieser Charakterzug steht im schönen Kontrast zu den sonst gängigen Rollenbildern der Frau in dieser Zeit und an diesem Ort. Eve ist eine starke, kluge und manipulative Figur, die sich nicht den Konventionen unterwirft. Weiterlesen

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