JP O’Conell: Sommer im Hotel Portofino

Auch im zweiten Teil seiner Bandreihe rund um ein mondänes Hotel an der ligurischen Küste im Italien der 1920er Jahre mixt der britische Autor JP O’Connell einen literarischen Sommercocktail mit den richtigen Zutaten: verbotene Liebschaften aller Art, Fortschritt versus Faschismus, Bilderbuchlandschaften gepaart mit nostalgischem Chic. Plus Frauen, die sich emanzipieren und Männern, denen das zumeist gar nicht passt.

Das Jahrzehnt der 1920er Jahre ist wie geschaffen für spannende Storys voller Sprengstoffpotenzial, da sich die Welt zu dieser Zeit in verschiedene Richtungen entwickelt. Das Beispiel Italien zeigt dies besonders deutlich. Hier machen einerseits mondäne, weltoffene Menschen Urlaub, während sich im Hintergrund seit der Machtübernahme Mussolinis im Jahr 1922 bereits die ersten Schrecken des Faschismus zusammenbrauen. Frauen zelebrieren ihre neue Freiheit rund um Frauenwahlrecht und bejubeln Josephine Baker im Bananenröckchen, während die „Braunhemden“ ihnen nach und nach ihre Besitzansprüche entziehen wollen und sie lieber als Heimchen am Herd sehen. So ist der zweite Teil der „Downton Abbey“-ähnlichen Buchreihe noch spannender und tragischer. Für so manche/n Protagonist/in wartet kein Happy End hinter dem Sonnenuntergang! Weiterlesen

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Mariann Bühler: Verschiebung im Gestein

Mariann Bühler erzählt in ihrem Romandebüt „Verschiebung im Gestein“ von drei Menschen, die in einem engen Tal in den Alpen leben. Talgrund gibt es keinen. Nur ein Fluss und eine Straße markieren den tiefsten Punkt. Das Dorf stemmt sich, wie viele Dörfer am Land, gegen die Abwanderung. Elisabeth betreibt die einzige Bäckerei und sogar die war lange geschlossen. Nach dem Tod ihres Mannes Jakob fiel Elisabeth in ein Loch, aus dem sie sich nur langsam wieder herausrappeln konnte. Sie hat eine einzige Tochter, Ruth. Ruth ist aus dem Dorf fortgegangen, weil die Beziehung zu ihrer Mutter schwierig war und ist. Sie kommt allerdings zurück, um in der Umgebung in der Hauskrankenpflege zu arbeiten, wohnt aber nicht bei ihrer Mutter, sondern bei dem alleinstehenden Bauern Alois. Sie mögen einander und eine Weile sieht es so aus, als könnte sie ihre Beziehung in eine gemeinsame Zukunft tragen. Dem ist aber nicht so.

Die dritte Protagonistin kehrt zeitweise in das Dorf zurück, um das Haus ihrer Großeltern als Sommerhaus zu bewohnen. Sie hat keinen Namen, aber es verbinden sie viele Erinnerungen mit dem Tal, weil sie dort aufgewachsen ist. Sie kauft Brot bei Elisabeth, ohne sie zu kennen oder in näheren Kontakt mit ihr zu treten. Das Sommerhaus steht leer, die Großeltern wohnen nicht mehr dort. Weiterlesen

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Benjamin Cors: Krähentage

Meine Güte, was für ein Ritt. Dieser Thriller lässt wenig aus, eine sehr geheimnisvolle Mordserie, Ermittler – zu einem neuen Team zusammengewürfelt und mit schwerem Gepäck – und am Ende jede Menge unerwartete Aufklärung.

Die Gruppe 4 wurde neu gebildet, extra als Sondereinheit zur Ermittlung für schwere Seriendelikte. Jakob Krogh leitet sie gemeinsam mit der frisch aus Wien in Deutschland eingetroffenen Mila Weiss. Auch Jakob kommt nicht aus der Stadt, in der er ermittelt, er wohnt mit seiner Familie am See und pendelt an den Wochenenden – so es denn möglich ist. Die erste Serie lässt nicht lange auf sich warten, drei Frauen wurden in ihren Wohnungen überfallen und mindestens schwer verletzt. Natürlich will die Presse Ergebnisse, man steht also unter Druck.

Der Leser erfährt sehr schnell etwas über den Täter, was er für sehr viel hält – ist es aber nicht. Überhaupt arbeitet Benjamin Cors seine Protagonisten sehr gut aus, man glaubt als Leser, sie zu kennen und trotzdem sind sie immer wieder für Überraschungen gut. Weiterlesen

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Gudrun Eiden: Nach uns das Leben

Vier alte Herren trauern, denn ihr Chor gibt auf. Es gibt keinen Nachwuchs mehr, die derzeitigen Chormitglieder sind alt und müde. Daher sehen sie nun ihrem letzten Auftritt entgegen.

Das ist allerdings für diese vier Männer mehr als schmerzlich, denn der Chor war für sie wie eine Heimat, ein Hafen, fast eine Familie. Hier haben sie sich wohlgefühlt, konnten reden und gemeinsam schweigen, viele Jahre lang.

Vor diesem letzten Auftritt veranlasst sie das, auf ihr Leben zurückzublicken – ein Leben, das für keinen von ihnen ein Zuckerschlecken war. Der Roman folgt den Gedanken von Hugo, Otto, Hans und Carl, die sich auf den Abschiedsauftritt vorbereiten. Jeder der Männer bekommt ein Kapitel, in welchem seine Geschichte, die Geschichte seiner Familie, seines Lebens erzählt wird. Weiterlesen

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D.C. Odesza: Beloved Villian: You can’t run from me

Um vor einem Stalker zu fliehen, zieht Nuria nach Australien, um als Au-Paire zu arbeiten. Sie rechnet aber nicht damit, dass ihre Gastfamilie auch einige Geheimnisse hüten, die gefährlich für die junge Frau werden könnten. Zum Glück hat sie ja doch noch ihren Stalker an ihrer Seite, oder?

Das erste Drittel des Buches fand ich noch etwas schwierig mit dem Lesen, aber dann hat es mich doch noch etwas begeistern können. Ich muss dazu sagen, dass ich dieses Dark Romance einfach nicht so unbedingt feiere und mir manches Mal alles zu viel wird mit den Details, hier war es aber ok. Außerdem war es teils ganz schön spannend, wenn der Stalker für mich auch etwas schwach gezeichnet wurde und ich ihn nicht ganz so einordnen konnte. Er war das komplette Gegenteil von Nuria, aber wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich an.

Gefallen hat mir hier der Thriller-Anteil, der das Ganze schön spannend macht. Auch die unvorhersehbaren Plot-Twists waren gut gesetzt und das Buch ließ sich gut durchlesen. Weiterlesen

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Arezu Weitholz: Hotel Paraíso

Die Auszeit in einem verwaisten Hotel an der Algarveküste wird für eine junge Frau zur Reise zurück in die Kindheit und zum Selbstfindungstrip.

Für ihren im Jahr 2020 erschienenen erfolgreichen Vorgängerroman „Beinahe Alaska“ wurde die Autorin Arezu Weitholz mit dem Hans-Fallada-Preis ausgezeichnet.

Ihr neuer Roman „Hotel Paraiso“ entpuppt sich als kein wirkliches Paradies. Dennoch, das Timing könnte kaum besser passen für die Protagonistin: Frieda hat Probleme in ihrem Beruf, da kommt ihr das Angebot, die Weihnachtszeit in Portugal, in einem Hotel am Meer zu verbringen, gerade recht.

Jetzt, außerhalb der Saison, ist das Hotel Paraiso geschlossen. Während die Besitzerin ihren Urlaub in Asien verbringt, soll das Haus nicht leer stehen, weshalb sie der jungen Frieda den Hotelschlüssel samt ihrem Labrador Otto überlässt.

Frieda kommt die Ruhe im Hotel und an der Küste gelegen. Sie braucht Abstand zu ihrem Job als Synchronsprecherin, der zum Problem geworden ist. Nun ist sie krankgeschrieben, weil ihre Stimme versagt und sie sich nicht mehr in die Figuren hineinversetzen kann. Zudem treibt sie um, dass sie früher oder später möglicherweise durch KI ersetzt werden könnte. Weiterlesen

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Kimberly McCreight: Die perfekte Mutter

Das Etikett Thriller passt so gar nicht auf diesen Roman, dazu fehlt es an Spannung, an Suspense und an Tempo. Stattdessen bietet die Geschichte zu viel Selbstmitleid, zu viel Tränendrüse, zu viel Drama.

Molly, die bisher in einer Mütterberatungsstelle gearbeitet hat und jetzt bei der Zeitung ihres neuen Wohnortes tätig ist, bekommt unverhofft den Auftrag, über eine aufgefundene Leiche zu berichten. Sie ist weder als Journalistin ausgebildet noch gehörten solche Aufgaben bisher zu ihrem Bereich. Molly ist verheiratet mit Justin und Mutter der fünfjährigen Ella. Und sie ist traumatisiert durch eine Totgeburt, die aber bereits ein paar Jahre zurückliegt, sie jedoch in tiefe und langanhaltende Depressionen stürzte, aus denen sie noch immer nicht ganz herausfand.

Umso schlimmer für sie, dass die gefundene Leiche ein Baby ist. Durch ihre Recherchen findet sie heraus, dass es zwar in der Kleinstadt bislang noch keine Morde, dafür aber am jetzigen Fundort der Babyleiche einen tödlichen Unfall gab vor ein paar Jahren.

An dieser Stelle wechselt abrupt die bislang in Ich-Form erzählte Perspektive und wir folgen nun der jungen Sandy, deren Handlung in der dritten Person erzählt wird. Sandys Mutter Jenna ist verschwunden, der Vermieter droht wegen ausstehender Mietzahlungen mit Rauswurf. Weiterlesen

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Sibylle Baillon: Wie Spuren am See – Das Juwel: Bodensee-Saga

Erster Eindruck
Dass der Roman Wie Spuren am See – Das Juwel von Sibylle Baillon gleich mit zwei Paukenschlägen beginnt, überrascht nicht nur die Hauptfiguren Bella und Chris, sondern auch denjenigen Leser, der Band 1 und 2 genossen hat. Obwohl jeder Band voneinander unabhängig lesbar und keine Fortsetzung des vorherigen ist, stellt dieser Roman Bezüge zu bereits bekannten Figuren und Begebenheiten her. Dem, der dieses Buch als erstes liest, entgeht dadurch nichts, die Leser der Reihe finden aber durch ihre Erinnerung umso leichter ins Setting.

Inhalt
Während Isabella und Chris unbeschwert ihr Leben in der von Ada geerbten Villa am Bodensee genießen, meldet sich Isas alte Freundin Rita zu Besuch an – mit Bernd, Isabellas früherem Lebensgefährten, den sie wegen dieser Erbschaft und wegen Chris verlassen hatte. Überraschend harmonisch verläuft das Zusammensein – dem gemeinsamen Interesse der beiden Männer an einem geheimen Besuch Napoleons in Lindau geschuldet. Und einem dort wohl verloren gegangenem Kleinod: dem Juwel, das dem Buch seinen Namen gab. Weiterlesen

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Ana Huang: If We Ever Meet Again

Sie möchte sich das erste Mal verlieben, er möchte von Liebe nichts wissen.

Farrah Lin macht ein Auslandssemester in Shanghai, genau wie Blake Ryan. Blake ist ein Ex-College-Football-Star und vom ersten Anschein an nicht Ferrahs Typ, doch sie haben dieselbe Freundesgruppe und freunden sich somit an, dadurch können sie aber auch das Knistern zwischen ihnen nicht mehr leugnen.

Ich habe mich sogleich in dieses Cover verliebt, das Buch an sich konnte mich dann aber leider nicht mehr ganz so überzeugen. Vor allem fand ich die Story an einem gewissen Punkt schon sehr vorhersehbar. Die Wendung am Ende wurde schon im Prolog gespoilert und den Grund dafür konnte man eins zu eins so alleine zusammen denken, weshalb die Überraschung ausgeblieben ist. Dennoch ließ sich das Buch sehr schnell und flüssig lesen, allerdings würde ich es wohl nicht weiterempfehlen wollen. Weiterlesen

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Petra Pellini: Der Bademeister ohne Himmel

Im Mittelpunkt der Geschichte, die anrührend ist und nachdenklich macht, steht die fünfzehnjährige Linda. Sie erzählt in Ich-Form von ihrer Freundschaft zum sechsundachtzigjährigen Hubert, den sie lieber besucht als die Schule.

Linda wächst bei ihrer Mutter auf, der Vater ist verschwunden, doch beide weinen ihm nicht nach, denn er schlug auch schon mal zu. Doch zwischen Linda und ihrer Mutter fehlen oft die Worte, sie scheinen nicht dieselbe Sprache zu sprechen. Als ein neuer Mann in das Leben der Mutter tritt, wird es nicht besser.

So ist es auch eine Art Flucht, wenn Linda so oft wie möglich zu ihrem Nachbarn Hubert geht. Der immer mehr seiner Demenz verfallende Mann wird von Ewa versorgt, einer Polin, die mit Fachkenntnis, Akribie und Liebenswürdigkeit ihre Arbeit versieht. Beauftragt wurde sie von Huberts Tochter, die Linda nur den „Nachtfalter“ nennt. Denn die Tochter ist überfordert mit dem zunehmenden Verfall des Vaters, ist hilflos im Umgang mit dem Mann, der nie so reagiert, wie man es erwartet. Weiterlesen

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