John Ajvide Lindqvist: Signum

Julia Malmros steht die Verfilmung ihrer Krimi-Reihe bevor. Nach der Pleite mit der „Millenium“-Fortsetzung ist das natürlich Balsam auf ihre Seele, aber die Serie ist einfach nur schlecht in ihren Augen und sie darf es noch nicht einmal sagen. Ihre Bücher seien zu realitätsfern, um 1:1 verfilmt zu werden, und deswegen ist ihre Ermittlerin jetzt so ganz anders, als sie sie angelegt hatte. Das trifft Julia tief und wutentbrannt macht sie sich auf die Suche nach neuen Themen. Ausgerechnet in der brandgefährlichen rechten Szene Schwedens wird sie fündig und bringt sich dabei in Gefahr. Außerdem hat sie Schwierigkeiten in ihrer Beziehung mit Kim Ribbling, an der außer Kims abweisender Art auch noch kratzt, dass sie so viele Jahre älter ist als er.

Kimm Ribbling möchte verstehen. Sich selbst, aber auch seine Vergangenheit. Durchgeknallt wie er nun mal ist, entführt er zu diesem Zweck seinen alten Therapeuten Martin Rudbeck in einen eigens dafür eingerichteten Folterkeller, um ihn – nun ja, zu befragen. Warum es ihm Befriedigung verschaffte, Kim zu quälen oder sich brutale Kinderpornos anzusehen. Kim will verstehen und merkt dabei gar nicht, auf welche Ebene er sich selbst herab begibt. Und nicht zu vergessen: Er hat seine Familie schon ermordet, BEVOR er in Therapie kam. Weiterlesen

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Lena Herzberg: Meet Me Under The Stars

Ich fand dieses Cover sofort schön und als ich dann auch noch den Klappentext gut fand war es für mich klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Es lässt sich recht flüssig lesen, war für mich jetzt aber nicht unbedingt etwas Besonderes. Eine klassische Enemies to Lovers Geschichte.

Am Anfang lernt der Leser hier Nova kennen, sie ist mit Horoskopen und Sternen aufgewachsen und auch heute brennt ihr Herz noch dafür. Was sie aber überhaupt nicht leiden kann, sind besser wissende Astrophysiker, so wie es der berühmte Weston einer ist. Sie treffen sich zufällig und fangen natürlich hitzig an zu diskutieren, wollen sich am liebsten nie mehr begegnen. Doch ein paar Jahre später braucht sie ausgerechnet seine Hilfe, als es um ihre Vergangenheit geht. Deshalb nimmt sie unter einem falschen Vorwand einen Job in dem Freizeitcamp an, in dem Weston mittlerweile lehrt. Beide hätten niemals gedacht, dass da eine Anziehung zwischen ihnen herrscht, obwohl sie sich doch eigentlich gar nicht ausstehen können. Weiterlesen

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Mia Raben: Unter Dojczen

Jolanta Maria Szczerbic, genannt Jola, kommt aus Polen und arbeitet in Deutschland als 24-Stunden-Pflegerin. Nach sehr schlechten Erfahrungen bei einem pflegebedürftigen Ehepaar und einer Auszeit tritt sie in Hamburg eine neue Stelle an. Sie kommt zur Familie von Klewen in ein nobles Stadtviertel. Dort soll sie Uschi betreuen, die an Rheuma leidet und an der in kürzester Zeit zwei Pflegerinnen gescheitert sind. Sie haben es jeweils nur wenige Tage bei ihr ausgehalten.

Die Familie empfängt Jola herzlich, bringt sie in einer eigenen kleinen Wohnung unter, alles scheint zu schön, um wahr zu sein. Jola bemüht sich sehr um Uschi und langsam gewinnt sie deren Vertrauen. Zugute kommt ihr, dass Uschi und ihre Mutter während des Zweiten Weltkrieges aus Ostpreußen vertrieben wurden. Die polnische Sprache und die Speisen erinnern sie an ihre glückliche Kindheit und vor allem an ihr Kindermädchen Tosia, die plötzlich aus unerklärlichen Gründen verschwunden ist. Weiterlesen

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Tami Fischer: Pretty Savage: Süßer als Verrat

Nach den letzten Geschehnissen, den Enthüllungen und dem Verrat beschließt Sarah dennoch in New York zu bleiben und das Zwillingstauschspiel weiterzuspielen und weitere unklare Dinge aufzuklären. Ihre Zwillingsschwester ist eh noch spurlos verschwunden, was soll also schon passieren, wenn sie noch ein bisschen weiter forscht. Was sie dabei nicht weiß ist, dass sich jemand an ihre Fersen geheftet hat und droht ihre wahre Identität preiszugeben.

Ich habe dieses Buch verschlungen und habe endlich ein bisschen mehr Klarheit erhalten, dass ausgerechnet er der geheime Geldgeber von Payton ist, konnte ich nie erahnen. Diese Geschichte knüpft nahtlos an Band eins an, weshalb man hier unbedingt chronologisch lesen muss.

Das Buch ist ein echter Pageturner, man will es nicht wieder aus der Hand legen und fliegt nur so durch die vielen Seiten, hierbei kam mir dieses Buch aber gar nicht mal so lang vor. Weiterlesen

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Katrin Tempel: Die Zeitungsdynastie: Goldene Jahre

Ein historischer Roman, der uns zunächst ins Berlin der Goldenen Jahre, den 1920ern, entführt.

Theo Manthey, Inhaber des gleichnamigen Zeitungsverlages, möchte sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Geschäftsleben zurückziehen und die Leitung des Verlages seinen Söhnen Fritjof und Alexander übertragen. Fritjof ist bereits in die Geschäfte eingebunden, Alexander interessiert sich mehr für schöne Frauen und das Berliner Nachtleben. Tochter Vicky ist außen vor, für sie ist eine standesgemäße Ehe vorgesehen und eine eigene Familie. Zunächst aber möchte auch Vicky das Nachtleben genießen, immerhin hat sie grade ihre Zeit im vornehmen Internat hinter sich gebracht. In ihrem Bruder Alexander hat sie den idealen Begleiter. Das Leben könnte so schön sein, wenn nicht ein tragischer Unfall, bzw. Mord, ihr Leben fortan überschatten würde. Alle drei Geschwister sind darin verwickelt und müssen in Zukunft damit leben, dass sie die Tat vertuscht haben. Ihr Verhältnis untereinander ist nicht mehr unbeschwert. Weiterlesen

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Alexandra Blöchl: Was das Meer verspricht

Bisher dachte Vida, ihr Leben auf der kleinen Insel sei prima; genau das Leben, das sie sich auch selbst aussuchen würde. Auf der Insel in Norddeutschland leben nur wenige Menschen. Vidas Eltern führen für die Bewohner und die Touristen einen kleinen Laden und ein Café. Als Vidas großer Bruder Zander nach dem Studium auf dem Festland bleiben will, spürt sie eine Verantwortung ihren Eltern gegenüber, die ihr ungefragt aufgebürdet worden ist. Ihre berufliche Zukunft sieht sie nun in der Küche und im Laden. Dabei versucht sie, die Leerstelle in der Familie zu füllen. So nach und nach wird ihr alter Schulfreund Jannis zu ihrem Vertrauten und Verlobten.

Vidas überschaubares Leben verändert sich schlagartig, als in dem heruntergekommenen, leerstehenden Nachbarhaus eine junge Frau einzieht. In Vidas Augen ist Marie ein besonderer Mensch, für den Freiheit und Selbstbestimmung an erster Stelle steht. Ohne dass Vida etwas dagegen machen kann, verändert Marie ihre Perspektive und ihr Selbstbild. Weiterlesen

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J. D. Vance: Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

J.D. Vance ist Jahrgang 1984. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Middletown/Ohio und in den Appalachen von Kentucky. Heute, 2024, ist er der Vizepräsidentschaftskandidat von Donald Trump. Doch dieses Buch ist in keinster Weise politisch geprägt. Vielmehr ist es eine Art Dokumentarbericht über eine schon viele Jahre abgehängte, vergessene Bevölkerungsschicht Amerikas, in der J. D. Vance aufgewachsen ist. Gleichzeitig ist es seine persönliche und die Geschichte seiner Familie.

Im Jahr 2016 wurde die Hillbilly Elegy erstmals in den USA aufgelegt und avancierte schnell zum Bestseller. Dieser Erfolg darf mit Donald Trumps erfolgreicher Präsidentschaftskandidatur in Zusammenhang gebracht werden. – Auch durch die Hillbilly Elegy von dem damals erst einunddreißigjährigen J. D. Vance, der in seinem Buch genau jene vergessenen Gesellschaftsschichten des „Rustbelts“ in den deindustrialisierten US-Bundesstaaten thematisierte, schien sich der damalige Wahlsieg Trumps erklären zu lassen. Weiterlesen

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Wolf Harlander: Partikel

Müll ist ein Problem, keine Frage. Plastikmüll erst recht. Der zersetzt sich nämlich nicht, sondern zerfällt in winzig kleine Partikel. So klein, dass sie bereits überall sind. Im Wasser, in Nahrungsmitteln, in uns. Ob sie da was anrichten? Vielleicht.

Wolf Harlander beantwortet die Frage mit einem klaren „ja“. Es trifft die zweijährige Zoe, deren Körper mit den Partikeln nicht mehr fertigwerden kann und die einen potenziell tödlichen Krebs entwickelt. Zoe ist die Nichte der Journalistin Melissa, die gerade über eine Hochzeit recherchiert, bei der das Festmahl auch in mindestens einem Fall tödlich endete. Grund: Mikropartikel im Essen. Dass wir ziemlich viel in Plastik verpacken und damit dazu beitragen, ist die eine Seite. Aber es gibt doch den gelben Sack und eigentlich ist das damit doch geregelt – oder?

Die andere Seite ist, dass sich mit illegaler Müllentsorgung recht gut Geld verdienen lässt. Raus aus Europa mit dem Zeug und dann im Meer verklappen oder auf irgendeiner entlegenen Insel entsorgen. Weiterlesen

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Jessica Lind: Kleine Monster

Wenn eine Mutter ihrem Kind nicht mehr traut – schwieriger Roman

Dieser Roman ist nicht nur wegen des Themas schwierig, sondern für mich auch wegen der Protagonistin. Wenn ich die Hauptfigur eines Romans nicht mag, wenn sie mir unsympathisch ist, hat es der Roman schwer, mich zu erreichen. Daher wurde ich nicht nur mit Pia, die diese Geschichte in Ich-Form erzählt, nicht warm, sondern eben auch mit dem ganzen Roman.

Pia und ihr Mann Jakob werden in die Schule ihres siebenjährigen Sohnes Luca gerufen, es sei „etwas vorgefallen“. Doch niemand, weder die Direktorin noch das beteiligte Mädchen und noch viel weniger Luca selbst erzählen, was denn genau vorgefallen ist.

So steigert sich Pia nach und nach immer mehr in diesen Vorfall hinein, mal glaubt sie, die anderen Beteiligten übertreiben, denkt, die Eltern der anderen Schüler:innen schneiden sie, schließen sie aus. Mal misstraut Pia ihrem eigenen Sohn, beginnt ihn zu beobachten, interpretiert in alles, was er tut, sagt oder eben nicht sagt oder tut, einiges hinein, traut ihm irgendwann auch das Schlimmste zu.

Ganz anders ihr Mann Jakob, der all das viel entspannter angeht, der sich nicht getrieben fühlt von der Meinung anderer, sondern seinem Sohn vertraut, der Luca glaubt, was immer dieser auf die insistierenden Fragen antwortet. Weiterlesen

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Christoffer Carlsson: Wenn die Nacht endet

„Die Erwachsenen behaupteten, es gut zu meinen, doch die Leidtragenden sahen das anders. Es wurde als Strafe empfunden, und das war es wohl auch; als sei das, was Mikael und Kilian widerfahren war, in gewisser Weise ihrer aller Schuld. Sander fühlte sich zu Unrecht verknüpft mit Tod und Gewalt, obwohl seine Gedanken um kaum etwas anderes kreisten.“ (S. 201)

Für Sander ist deshalb eine Welt zusammengebrochen. Ohne Vorwarnung ist sein bester Freund bei einem Unfall gestorben. Aber das Schlimmste für ihn ist die allgemeine Vorverurteilung, Kilian habe nach der Party Mikael erschlagen. Sander kann und will nicht daran glauben. Dieser unerschütterliche Glaube hält ihn in seiner dörflichen Heimat fest, die er schon als Kind verlassen wollte. Der Traum seines Jurastudiums in Stockholm ist geplatzt.

Zwanzig Jahre glaubt er an Kilians Unschuld, bis ein neuer Kommissar alles neu bewertet. Routinierte Lügen, die Verdrängung von traumatischen Erlebnissen und vieles mehr bilden den Nährboden für weitere Todesfälle. Weiterlesen

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