Amor Towles: Eve

Der 1964 geborene US-amerikanische Autor Amor Towles wechselt in seinem Roman „Eve“ gekonnt zwischen den Genres. Anfangs als Gesellschaftssatire konzipiert, verwandelt sich die Geschichte später in einen rasanten Thriller. Das sorgt für ein abwechslungsreiches Leseerlebnis. Towles‘ Schreibstil ist dabei stets gekonnt, unterhaltsam und flüssig.

Besonders faszinierend ist die authentische Atmosphäre des Hollywoods der 30er-Jahre, in die Towles seine Leser entführt. Man spürt förmlich den Glamour und die Aufregung jener Zeit, als Filme wie „Vom Winde verweht“ gedreht wurden und die Studios um die besten Schauspielerinnen wetteiferten. Diese lebendige Darstellung dürfte den Roman zu einem Genuss für Liebhaber historischer Settings machen.

Die Titelfigur Eve ist eine bemerkenswerte Frau, die die Männerwelt von Hollywood gleichermaßen fasziniert wie geschickt austrickst. Dieser Charakterzug steht im schönen Kontrast zu den sonst gängigen Rollenbildern der Frau in dieser Zeit und an diesem Ort. Eve ist eine starke, kluge und manipulative Figur, die sich nicht den Konventionen unterwirft.

Ein weiterer sympathischer Held der Geschichte ist ein 65-jähriger Senior, der früher bei der Polizei gearbeitet hat. Seine Erfahrungen und sein scharfer Verstand machen ihn zu einem wichtigen Verbündeten von Eve und bereichern die Geschichte mit einer zusätzlichen Perspektive.

Nachdem Eve mit ihrem Freund in New York Schluss gemacht hat, zieht sie nach Los Angeles. Schon bald wird sie an der Seite der berühmten Olivia de Havilland in den angesagten Lokalen Hollywoods gesehen. Doch dann wird die Schauspielerin mit Nacktfotos erpresst …

Diese Geschichte, die aus wechselnden Perspektiven erzählt ist, erschien unter dem Titel „Eve in Hollywood“ im englischsprachigen Original bereits 2013 und ist ein Spinoff von Towles‘ „Rules of Civility“ (deutsch: „Eine Frage der Höflichkeit“), in dem Eve als Nebenfigur auftritt.

Lesen Sie auch unsere Rezension zu „Lincoln Highway“ von Amor Towles.

Amor Towles: Eve.
Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Höbel.
Hanser, Juli 2024.
224 Seiten, gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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