Barbi Marković: Stehlen, Schimpfen, Spielen 

Barbi Marković legt mit Stehlen, Schimpfen, Spielen keinen klassischen Roman vor, sondern ein autobiografisches Essay, das sich mit dem Schreiben und dem Leben im Allgemeinen auseinandersetzt.

Inhalt und Stil

Marković macht das Stehlen – verstanden als kulturelle Unverschämtheit – zum literarischen Programm. Sie schildert, wie es dazu kam, dass sie sich das Aneignen von Ideen und Motiven – zum Beispiel von Thomas Bernhard – zu eigen gemacht hat, und reflektiert, warum ihr trotz offener „Piraterie“ die Originalität nie abgesprochen wurde. Im Zentrum stehen zudem die Kraft und der Rhythmus einer guten Schimpftirade, Machtverhältnisse, selbst auferlegte Regeln und die Distanz zwischen Autorin und Text.

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Ronald Reng: Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler

Mit „Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler“ legt Ronald Reng einen historischen Roman vor, der die Geschichte zweier deutscher Pioniere erzählt: Carl Benz und Gottlieb Daimler. Unter dem etwas sperrigen Titel schildert der renommierte Sportreporter und Autor, wie zwei Tüftler Ende des 19. Jahrhunderts unabhängig voneinander am gleichen Ziel arbeiteten – der Entwicklung eines motorisierten Fahrzeugs, das nicht länger von Pferden gezogen werden musste.

Inhalt und Aufbau

Der Roman beginnt im Juli 1886, als Carl Benz in Mannheim die erste Autofahrt der Geschichte unternimmt. Zeitgleich, im entfernten Cannstatt, verkündet Gottlieb Daimler stolz, ebenfalls das Automobil erfunden zu haben. Die beiden Männer kennen sich nicht persönlich, betrachten einander aber bald als Rivalen. Nichts deutet zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass sich ihre Unternehmen Jahrzehnte später zur Daimler-Benz AG zusammenschließen werden.

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Tom Hofland: Nimms nicht persönlich

Der Verlust von Menschlichkeit am Arbeitsplatz ist das zentrale Thema von Tom Hoflands Groteske „Nimms nicht persönlich.“ Der Roman thematisiert, wie Menschen in einem kapitalistischen System oft reduziert werden auf ihre wirtschaftliche Nützlichkeit.

Als ein Schweizer Unternehmen eine Firma in den Niederlanden übernimmt, wird eine gesamte Abteilung überflüssig. Lute soll die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu bringen, von sich aus zu kündigen. Und weil er sich damit überfordert fühlt, holt er sich Hilfe vom zwielichtigen Lombard und seinem Spießgesellen Reiner. Doch die beiden gehen alles andere als sanft mit Lutes Kollegen um …

Diese schwarze Komödie entführt den Leser in eine Welt voller surrealistischer Elemente. Die Handlung beginnt realistisch, um dann ins Absurde abzudriften – spätestens als Lute bemerkt, dass Lombard offenbar in einem mit Erde gefüllten Anhänger nächtigt.

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Paul Ruban: Der Duft des Wals

Der Roman Der Duft des Wals von Paul Ruban ist eine gelungene Mischung aus Unterhaltung, Tiefgang und feinem Humor. In der Kulisse eines mexikanischen All-inclusive-Resorts entfaltet sich eine ebenso absurde wie berührende Geschichte über Beziehungen, Lebenslügen und die Suche nach Sinn.

Im Mittelpunkt stehen Judith und Hugo, ein Ehepaar, das mit einem Luxusurlaub seine bröckelnde Beziehung retten will. Doch der Traum vom perfekten Urlaub wird jäh gestört: Ein toter Wal wird an den Strand gespült – und mit ihm breitet sich ein penetranter Gestank aus, der die trügerische Urlaubsidylle zerreißt.

Ein Roman über menschliche Abgründe und absurde Komik

Paul Ruban gelingt es, das Unbehagen des Alltags mit Witz und Leichtigkeit aufzugreifen. Der Duft des Wals ist nicht nur ein Urlaubsroman mit exotischem Setting, sondern auch ein Gesellschaftsroman. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt – jede Figur bringt ihre eigenen Sorgen, Ängste und Geheimnisse mit. So entsteht ein vielschichtiges Bild menschlicher Erfahrungen.

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Garrett Carr: Der Junge aus dem Meer

Garrett Carrs Debütroman „Der Junge aus dem Meer“ spielt in einer kleinen irischen Küstengemeinde. Die Geschichte beginnt mit der Entdeckung eines Babys am Strand, das von dem örtlichen Fischer Ambrose und seiner Frau Christine adoptiert wird. Sie nennen den Jungen Brendan.

Der Roman beleuchtet Brendans Einfluss, den er auf seine Adoptivfamilie und das Dorf hat. Carr gelingt es meisterhaft, die Komplexität familiärer Beziehungen darzustellen, insbesondere die Rivalität zwischen Brendan und seinem „Bruder“ Declan, dem leiblichen Sohn der Adoptiveltern.​

„Der Junge aus dem Meer“ ist ein warmherziger Roman (nicht nur) für Irland-Fans. Wir folgen Brendan und seiner Familie über viele Jahre hinweg und teilen ihre Sorgen. Das Leben für die Fischersfamilie ist hart: Sie haben ständig Geldsorgen und müssen sich mit einer nicht immer wohlgesonnenen Verwandtschaft auseinandersetzen. Eindrucksvoll beschrieben sind die Fischfangfahrten auf hoher See.

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Colum McCann: Twist

Colum McCanns neuer Roman „Twist“ beschäftigt sich mit der Reparatur von Unterwasserkabeln, die weltweit Internetdienste bereitstellen. Die Geschichte spielt auf einem Reparaturschiff, der „Georges Lecointe“, das durch die Tiefsee kreuzt, um beschädigte Kabel zu reparieren. Der Journalist Fennell ist an Bord, um eine Reportage über Kommunikation und ihre Störungen zu schreiben, was ihn in einen Konflikt mit dem wortkargen Missionschef John Conway verwickelt.

Die Passagen über Unterwasserkabel und ihre Reparatur sind faszinierend. McCann beschreibt das Leben auf einem Schiff und die Herausforderungen der Tiefseekabelreparatur mit großer Detailtreue.
Allerdings bieten die psychisch labilen Charaktere wenig Identifikationspotenzial. Conways Motivationen für sein widersprüchliches Handeln sind ebenso wenig nachvollziehbar wie die Besessenheit des Ich-Erzählers von ihm. Auch die Beziehung Conways zu seiner Partnerin Zanele, einer aufstrebenden Schauspielerin, bleibt mysteriös und unvollständig entwickelt.

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Willi Achten: Die Einmaligkeit des Lebens

Der deutsche Schriftsteller Willi Achten, geboren 1958, hat mit „Die Einmaligkeit des Lebens“ einen Roman geschaffen, der sich intensiv mit den Themen Nähe, Ohnmacht und dem Abschied beschäftigt. Die Geschichte dreht sich um die Brüder Simon und Vinzenz, deren lebenslange Bindung durch eine Vielzahl von Erinnerungen geprägt ist.

Geschickt eingeflochtene Rückblenden lassen bestimmte vergangene Momente lebendig werden, die die Beziehung der Brüder geprägt haben. Die Episode aus der Osterwoche 1988, in der Simon in einem Akt der Rebellion den Judas von einem berühmten Schnitzaltar reißt, ist dabei besonders eindrücklich. Diese Szene illustriert nicht nur die jugendliche Impulsivität Simons, sondern auch die schützende Rolle, die Vinzenz für seinen jüngeren Bruder einnimmt.

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Ismail Kadare: Der Anruf

Ismail Kadares Roman „Der Anruf“ behandelt ein Ereignis der stalinistischen Ära, das 1934 in Moskau stattfand: ein kurzes, legendäres Telefongespräch zwischen dem Dichter Boris Pasternak („Doktor Schiwago“) und dem Diktator Josef Stalin. In diesem Gespräch soll Stalin gefragt haben, was Pasternak von seinem Kollegen Ossip Mandelstam halte. Pasternak soll geantwortet haben, dass beide Schriftsteller unterschiedliche politische Ansichten haben. Mandelstam starb einige Zeit später entkräftet und halb verhungert in einem Arbeitslager nahe Wladiwostok. Pasternak quälte sich später mit der Frage, ob er seinen Kollegen hätte retten können. Ismail Kadare (1936-2024) nutzt diese historische Begebenheit, um Überlegungen zum Verhältnis von Macht und Kunst anzustellen.

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Kerri Maniscalso: Capturing the Devil

Kerri Maniscalco liefert mit „Capturing the Devil“ einen fesselnden Abschluss ihrer Audrey-Rose-Reihe. Der historische Thriller entführt die Leser ins Jahr 1893 und bietet eine packende Mischung aus Spannung, Romantik und düsterer Atmosphäre.

Handlung und Setting

Die Geschichte spielt vor der Kulisse der berühmten Weltausstellung in Chicago. Audrey Rose und ihr Verlobter Thomas ermitteln in einer Reihe mysteriöser Morde und Vermisstenanzeigen. Ihre Nachforschungen führen sie auf die Spur des berüchtigten Serienkillers H.H. Holmes und seinem als „Murder Hotel“ bekannten Gebäude.

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Ann Granger: Der tote Antiquar von Limehouse

Ann Grangers Roman „Der tote Antiquar von Limehouse“ ist der neunte Band der beliebten Krimireihe rund um Inspector Benjamin Ross und seine Frau Lizzie. Die Geschichte spielt im viktorianischen London des Jahres 1871 und dreht sich um den mysteriösen Mord an Jacob Jacobus, einem zwielichtigen Antiquar, sowie den Diebstahl eines wertvollen Diamanthalsbandes.

Ein atmosphärischer Krimi im viktorianischen Setting

Die Handlung beginnt mit der Entdeckung der Leiche von Jacob Jacobus in seiner Wohnung in Limehouse, einem belebten Stadtteil Londons. Inspector Ross und Lizzie übernehmen die Ermittlungen und tauchen tief in ein Netz aus Familiengeheimnissen und Intrigen ein. Fans viktorianischer Krimis kommen hier auf ihre Kosten, da typische Elemente wie Kutschfahrten, Teegesellschaften und die altenglische Zurückhaltung eine zentrale Rolle spielen.

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