James Ellroy: Die Bezauberer

James Ellroys Roman „Die Bezauberer“ beginnt faszinierend. Wir werden in Marilyn Monroes Schlafzimmer in Hollywood im Sommer 1962 gebeamt, kurz nachdem sie tot aufgefunden worden ist. Größen jener Zeit wie die Kennedy-Brüder, die Schauspieler Peter Lawford oder Liz Taylor, die gerade „Cleopatra“ dreht, kommen genauso vor wie eine Vielzahl von weiteren realen und fiktiven Figuren.

Hauptfigur ist der alkohol- und drogenabhängige Ich-Erzähler Freddy Otash, ein Ex-Cop und Schnüffler, der Informationen beschaffen soll und dabei für wechselnde Auftraggeber arbeitet.

Der Roman lebt von seiner atmosphärischen Dichte. Es gelingt Ellroy, die Stimmung jener Zeit und jenes Ortes – zumindest wie sie gewesen sein könnte – glaubhaft zu vermitteln. Wie alle James-Ellroy-Romane („L.A. Confidential“ z.B.) ist auch dieser rau und brutal. Im Grunde alle Figuren lügen und sind korrupt. Polizisten nehmen auch mal den Tod eines Gefangenen in Kauf, um den Aufenthaltsort einer Geisel zu erfahren – wie in der eindrücklichen Anfangsszene beschrieben. Lichtblicke oder Hoffnungsschimmer gibt es so gut wie gar nicht. Bei aller stilistischen Brillanz: Das muss man mögen, um diesen Roman in vollen Zügen genießen zu können.

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Elizabeth McKenzie: Der Hund des Nordens

Ein turbulenter und schrulliger Unterhaltungsroman, der sich leicht runterlesen lässt – das ist Elizabeth McKenzies „Der Hund des Nordens“. Nicht mehr und nicht weniger.

Penny, die selbst gerade eine Scheidung und einen Jobverlust hinnehmen musste, hilft einigen Verwandten: ihrer unberechenbaren und manchmal fast gemeingefährlichen Oma mitsamt Hausfreund Burt oder auch ihrem 93-jährigen Opa, der mit einer bösartigen neuen Frau zusammenlebt. Insgesamt kommt es alle paar Seiten zu einer neuen Krise, die sie bewältigen muss. Ein gefährlicher Trip in Australien kommt genauso vor wie eine kleine Verliebtheit.

Pluspunkt dieses Romans sind in jedem Fall die exzentrischen Figuren und die sympathische Heldin, der man gerne durch eine turbulente Zeit folgt. Die Handlung allerdings wirkt weit hergeholt und etwas willkürlich zusammengepuzzelt. Sie hat keinen inneren Zusammenhalt. 

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Tom Rachman: Die Hochstapler

Auf dem Cover von Tom Rachmans neuestem Werk steht „Roman“, doch eigentlich handelt es sich um eine Sammlung von Erzählungen, die durch eine Rahmenhandlung lose miteinander verbunden sind. Das soll keinesfalls abwertend gemeint sein. Viele dieser Erzählungen sind spannend, einfallsreich und stilistisch gut geschrieben. Doch wer eine stringente, in sich abgeschlossene Handlung erwartet, ist bei diesem Buch falsch.

In besagter Rahmenhandlung versucht eine alternde Schriftstellerin, die an beginnender Demenz leidet – Dora Frenhofer heißt sie -, einen letzten Roman zu verfassen. Die eingestreuten Erzählungen sind das, was sie zuwege bringt.

Immerhin stehen die Figuren, die darin jeweils die Hauptrolle spielen, in irgendeiner Beziehung zur Autorin. Da ist zum Beispiel ihre Tochter Beck. Sie versucht sich erfolglos als Comedian und verliebt sich unglücklich. Oder Amir, der zur Beerdigung seines Vaters in einen islamischen Staat reist und dort grausamst gefoltert wird. Oder Theo, der sich im Urlaub in Indien zwei Reisebekanntschaften anschließt und in die Rettungsaktion eines Ertrinkenden verstrickt wird.

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Jay Kristoff: Das Reich der Verdammten

Für Vampirfans hat das Warten ein Ende. Knapp zwei Jahre nach dem ersten Teil der epischen Saga „Das Reich der Vampire“ von Jay Kristoff ist nun endlich Band 2 erschienen: „Das Reich der Verdammten“, wieder ein 1000-Seiten-Wälzer mit einigen Illustrationen. Und wieder tauchen wir ein in die düstere und kalte, mittelalterlich anmutende Welt von Elidaen, in der die Sonne seit 27 Jahren nicht aufgegangen ist. Das führt dazu, dass die Vampire immer mehr Macht erlangen.

Wir begleiten Halbvampir Gabriel de Leon, einen Silberwächter, seine Schwester Celene, eine mysteriöse Vampirin, und Dior, den Heiligen Gral von San Michon, quer durch das verwüstete Land. Angeblich hat Dior die Macht, die Sonne wieder scheinen zu lassen. Doch auf welche Weise sie das vermag, wissen unsere Freunde, zu denen auch Dämmertänzerin Phoebe gehört, nicht. Letztere kann sich in eine Löwin verwandeln. Die Gemeinschaft versucht jemanden zu finden, der das Geheimnis lüften kann.

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David James Poissant: Sommerhaus am See

Wer auf psychologisch glaubhafte und gut durchdachte Familiendramen steht – so wie sie etwa Jonathan Franzen oder Richard Ford bis zur Perfektion beherrschen -, der sollte sich einen neuen Namen auf seine Leseliste nehmen: David James Poissant. Der Amerikaner seziert in seinem Debütroman „Sommerhaus am See“ sechs Menschen, die ein gemeinsames Wochenende in einem Ferienhaus verbringen.

Da gibt‘s etwa den aggressiven Säufer, der sich seine Sucht nicht eingestehen will, den homosexuellen Drogenabhängigen, der die häufigen Seitensprünge seines Partners nicht verkraftet, oder die Schwangere, die ihr Kind behalten will, obwohl sie mit ihrem Partner vereinbart hat, kinderlos zu bleiben.

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Paul Murray: Der Stich der Biene

Der irische Schriftsteller Paul Murray (u.a. „Skippy stirbt“) porträtiert in seinem neuen Roman „Der Stich der Biene“ die Familie Barnes, indem er die Kapitel abwechselnd aus Sicht der einzelnen Mitglieder erzählt: Tochter, Sohn, Mutter, Vater – in dieser Reihenfolge.

Es handelt sich um eine Familie in Schwierigkeiten. Das Autohaus, in dem Vater Dickie arbeitet, droht pleite zu gehen, Mutter Imelda, die eigentlich lieber den Bruder ihres Mannes geheiratet hätte, kommt mit dem finanziellen Niedergang schlecht zurecht, Teenager-Tochter Cass droht im Alkoholexzess unterzugehen, und der zwölfjährige Sohn PJ plant die Flucht. Keiner der Charaktere ist ein Sympathieträger. Das alles ist recht deprimierend und von wenig Freude durchzogen.

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Vigdis Horth: Ein falsches Wort

Vom tiefen Zerwürfnis innerhalb einer Familie handelt der Roman „Ein falsches Wort“ der 1959 geborenen norwegischen Autorin Vigdis Hjorth.

Vordergründig geht es um Erbschaftsstreitigkeiten unter vier Geschwistern, in die die Ich-Erzählerin Bergljot, eine Frau um die 60, hineingezogen wird, obwohl sie schon längst den Kontakt zu ihren Eltern und teils auch zu ihren drei Geschwistern abgebrochen hat.

Doch mehr und mehr stellt sich beim Lesen die Frage, warum Bergljot sich eigentlich von ihrer Familie losgesagt hat.

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Jörg Hartmann: Der Lärm des Lebens

Jörg Hartmann, der im Tatort den Dortmunder Kommissar Peter Faber spielt, hat nun auch ein Buch geschrieben. „Der Lärm des Lebens“ heißt es, und es geht darin um verschiedene Episoden aus der Vergangenheit des Schauspielers. Der Roman ist zwar nicht gänzlich autobiografisch – der Name seiner Frau und Details aus der Beziehung mit ihr stimmen nicht mit Hartmanns tatsächlichem Leben überein –, jedoch dürfte der Anteil an Selbsterlebtem in diesem Text ansonsten sehr hoch sein.

„Der Lärm des Lebens“ wartet mit zwei dicken Pluspunkten auf: Zum einen ist er immer dann besonders stark, wenn es um Hartmanns Familie in Herdecke geht, wo er aufgewachsen ist. Herrlich, wie er die typische Ruhrpottsprache wiedergibt: Schlawannzuch, Kuckse, wonnich?, Mach mich nich rammdösich … Wer selbst im Ruhrpott aufgewachsen ist, kann sich über solche lautmalerischen Wortschöpfungen bestens amüsieren. Auch sonst strahlen die Erlebnisse in seinem Elternhaus schönstes Ruhrpottflair aus.

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Tsokos & Tsokos: Heinz Labensky und seine Sicht der Dinge

Michael und Anja Tsokos, ein Ehepaar aus Berlin, haben gemeinsam einen Roman geschrieben, der ein wenig an Forrest Gump oder auch den Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand, erinnert: Ein einfältiger Mensch erlebt die haarsträubendsten Abenteuer und verstrickt sich dabei sogar in Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung, die er entscheidend beeinflusst.

In „Heinz Labensky und seine Sicht der Dinge“ ist es jemand, der zwar die Grundschule nicht gepackt hat, dafür aber später in der DDR unter anderem ein Attentat gegen Staatsgast Willy Brandt verhindert, sich an der Suche nach dem legendären Bernsteinzimmer beteiligt oder die Terroristen Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin trifft, die sich auf der Durchreise befinden.

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Dani Shapiro: Leuchtfeuer

Zwei Familien, die in einem New Yorker Vorort in gegenüberliegenden Häusern wohnen, stehen im Mittelpunkt von Dani Shapiros nicht chronologisch erzähltem Roman „Leuchtfeuer“.

Er beginnt mit einem folgenschweren Autounfall, den drei Teenager verursachen und den die Geschwister Sarah und Theo noch 20 Jahre später nicht überwunden haben.

Auch ihr Vater, Ben, ein pensionierter Arzt, hat dabei eine unrühmliche Rolle gespielt.
Ben ist es auch, der später eine enge Beziehung zum Nachbarsjungen Waldo entwickelt, der sich für Astronomie interessiert und den die Autorin als etwas weltfremd und versponnen darstellt. Schon bei Waldos Geburt hat Ben eine entscheidende Rolle gespielt. Und Jahre später ist es wiederum Waldo, der in einer schicksalsschweren Nacht auf Bens an Demenz erkrankte Frau Mimi trifft.

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