Zwei Familien, die in einem New Yorker Vorort in gegenüberliegenden Häusern wohnen, stehen im Mittelpunkt von Dani Shapiros nicht chronologisch erzähltem Roman „Leuchtfeuer“.
Er beginnt mit einem folgenschweren Autounfall, den drei Teenager verursachen und den die Geschwister Sarah und Theo noch 20 Jahre später nicht überwunden haben.
Auch ihr Vater, Ben, ein pensionierter Arzt, hat dabei eine unrühmliche Rolle gespielt.
Ben ist es auch, der später eine enge Beziehung zum Nachbarsjungen Waldo entwickelt, der sich für Astronomie interessiert und den die Autorin als etwas weltfremd und versponnen darstellt. Schon bei Waldos Geburt hat Ben eine entscheidende Rolle gespielt. Und Jahre später ist es wiederum Waldo, der in einer schicksalsschweren Nacht auf Bens an Demenz erkrankte Frau Mimi trifft.
Dani Shapiro, eine 1962 geborene US-amerikanische Autorin und Dozentin, geht in ihrem Roman davon aus, dass über die Zeiten hinweg alles mit allem zusammenhängt und dass nichts und niemand je vergessen ist. Dieser Ansatz wirkt zuweilen etwas arg bedeutungsschwanger und bemüht. Das Geschehen gibt nicht unbedingt die Metaebene her, die die Autorin stets mitschwingen lässt.
Insgesamt bietet „Leuchtfeuer“ eine gute Lektüre, aber keine großartige. Dafür sind die Figuren dann vielleicht doch ein bisschen zu uninteressant und teilweise auch zu wenig ausgearbeitet – beispielsweise, wenn es um Bens Frau Mimi oder die Nachbarsfrau Alice geht. Beide erleben im Roman immerhin Dramatisches.
Im Nachwort erklärt die Autorin, linear erzählte Geschichten seien langweilig. Das zumindest ist eine These, die es zu hinterfragen gilt. Wenn Story und Charaktere stimmig sind, dürfte eine solche Erzählweise keinesfalls langweilig sein.
Dani Shapiro adaptiert „Leuchtfeuer“ derzeit fürs Fernsehen.
Dani Shapiro: Leuchtfeuer
hanserblau, Februar 2024
288 Seiten, gebundene Ausgabe, 23 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.