Eine köstliche Zeitkapsel? »Sex and the City« meets »The Great Gatsby«?
Als dieser Roman vor 100 Jahren, 1929, anonym erschien, wurde er sofort zum Bestseller – eine skandalöse Scheidungsgeschichte aus der Zeit des Jazz.
Doch wo steckt der Glamour und die wilden Partys à la »The Great Gatsby«? Wo der freche, moderne Geist von »Sex and the City«?
Du bekommst eine spritzige, schnelle Lektüre über Patricia, 24 und frisch verlassen, die das wilde Manhattan der Roaring Twenties unsicher macht. Zwischen Barbesuchen, Partys, Musicals, zu viel Alkohol, Zigaretten, Flirts und unpassenden Affären reflektiert sie über die Vergangenheit mit ihrem Ex-Mann, einem egozentrischen Arsch, und kämpft voller Selbstzweifel und nostalgischer Sehnsüchte mit dem Wunsch, wieder mit ihm zusammenzukommen.
Die Ausführungen ihrer Ausschweifungen sind alles andere als prickelnd, werden zu keiner Zeit explizit, niemals spicy. Sie bleiben leider völlig hinter meinen Erwartungen zurück – keine Spur von aufregenden Details, knackiger Dramatik oder pikant skandalösen Enthüllungen.
Willkommen im New York der 1920er, einer Epoche des kulturellen und gesellschaftlichen Wandels und der Moderne. Inmitten dieser vibrierenden Metropole, während der „Ära des One-Night-Stands“, kämpft die liebeskranke Patricia um einen Neuanfang.
Der Schreibstil ist erfrischend, doch Pats Mangel an Selbstbewusstsein und Gefühlstiefe machte es mir schwer, mich für ihr Schicksal zu interessieren. Das Buch mag oberflächlich sein und es fehlt ihm an Tiefgang, doch es bietet soliden Unterhaltungswert. Parrotts Erzählung hat trockene Passagen und melodramatische Momente, glänzt jedoch mit scharfsinniger Sozialkritik und denkwürdigen Zeilen. Als Sozialgeschichte bietet es einen unschätzbaren Einblick in das frauenfeindliche Amerika der 1920er Jahre, eine unverblümte Momentaufnahme, die zum Nachdenken anregt.
Keine Frage: Pat war in den flirrenden 20ern zweifelsfrei eine der Stil-Queens von New York!
»“Hör mal“, sagte sie. „Willst du das wirklich? Charlie gibt selbst zu, dass er einer der größten Liebhaber der Stadt ist, und im Augenblick überschlägt er sich geradezu. Aber was bedeutet das für dich?“
„Ich weiß nicht, ob ich es will. Ich will nicht, dass ich es nicht will.“ Ich versuchte zu überlegen, was ich wirklich wollte.« (S. 117)
Ursula Parrot: Ex-Wife.
Aus dem Englischen übersetzt von Tilda Engel.
Fischer, Juli 2024.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.