Angelina Boerger: Kirmes im Kopf: Wie ich als Erwachsene herausfand, dass ich AD(H)S habe

Für all die wundervoll anders tickenden Gehirne da draußen“ – Angelina Boerger

Angelina Boerger hat selbst erst im Erwachsenenalter von ihrem ADHS erfahren. Auf ihrem Instagram-Channel „KirmesimKopf“ klärt sie ihre Followerschaft über das Syndrom auf. Jetzt hat sie ihr erstes Buch rausgebracht. Darin teilt sie ihre Geschichte, Emotionen und all das, was mit ihrer Diagnose und ihrem Weg dorthin, zusammenhängt. Ungefiltert, offen und ehrlich.

Yay, endlich eine moderne Auseinandersetzung mit dieser wichtigen Thematik! Die 304-seitige Lektüre ist sehr angenehm zu lesen und absolut Gold wert für alle Betroffenen und Interessierte. Ich selbst habe so viel Neues gelernt. Auch wenn sich für mein Empfinden einige Passagen etwas gezogen haben und ein paar gekürzte Anekdoten mehr Esprit versprüht hätten, sehe ich die ein oder andere Länge in diesem Buch – in Anbetracht des fulminanten Mehrwerts – nach.

Meine ‚Andersartigkeit‘ ist keine Facette menschlichen Seins, sondern im Endeffekt ein Fehler im System. Und durch die Tabuisierung solcher Gefühle und Themen entsteht dann oft das Gefühl, man wäre ganz alleine mit seinen Problemen. Das ist aber nicht wahr. Denn wir sind viele.“ (S. 83)

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Leah Konen: Gib mir deine Angst

Der perfekte Wochenendtrip von Sam, Margaret und Diana endet in einem unvergesslichen Thriller von Leah Konen, „Gib mir deine Angst“, tödlich. Als eine der drei Freundinnen nach einer durchzechten Nacht nicht ins Ferienhaus zurückkehrt, enthüllt die Suche nach ihr, wie wenig sie über ihre Freundin wissen. Als sich unheimliche Zufälle und Geheimnisse häufen, erkennen die Frauen, dass alles doch kein Zufall ist.

„Gib mir deine Angst“ hat mich tatsächlich verblüfft, denn ich finde dieses Werk überraschend gut. Dieser aufregend-wilde, süchtig machende Trip ist definitiv ein Genuss für jeden Psychothriller-Fan. Auch wenn die Spannung nicht durchweg gehalten werden konnte und sie sich hin und wieder in ein paar Loops verfangen hat, besticht das Buch durch einen intelligenten Handlungsstrang, fesselndes Tempo und köstlichen, unvorhersehbaren Wendungen.

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Franziska Elea: Was du nicht siehst

Offen über psychische Krankheiten sprechen und dabei Mut machen? Ja, weil psychische Erkrankungen endlich aus der Tabuzone geholt werden müssen. Es ist wichtig, mentale Gesundheit in den Fokus zu rücken, ohne dabei zu verurteilen.

Ich lege euch dieses Buch ans Herz, um in ein anderes Leben zu blicken, eine andere Perspektive zu lesen. Auch wenn ich die Lektüre nicht als Holy Grail für Borderline-Betroffene sehe, da es vielmehr eine höchstpersönliche Aufarbeitung Franziskas junger Lebensgeschichte ist. Einen Blick in ihr Innerstes, „einer Wüste mit vielen unerbittlich wütenden Sandstürmen“. (S. 36)

„Was du nicht siehst“ ist eine Melange aus Autobiografie, retrospektiver Selbstanalyse und ganz viel Emotion. Wobei sich ein bittersüßer melancholischer Unterton durch dieses Werk zieht. Darin berichtet Franzi episodenhaft von ihrer Familie, Kindheit und Jugend, ihrem schwierigen Mutter-Tochter-Verhältnis, ihren Liebeleien, selbstverletzenden Verhaltensweisen, Drogenproblemen, erfolglosen Psychiatrie-Aufenthalten, ihrer Borderline-Persönlichkeitsstörung und der damit einhergehenden unaufhörlichen Gefühlsachterbahn.

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Anuschka Roshani: Gleißen: Wie mich LSD fürs Leben kurierte

Die Substanz hatte mein Ich in eine gefühlte Ewigkeit gebombt – ich glaubte zu sterben –, und meinem Alltagsbefinden währenddessen, so unmerklich wie unverkennbar, eine funkelnagelneue Dimension hinzugefügt.“ (Zitat S. 9)

Der Markt boomt: Aktuell schießen nicht nur Biotech-Start-ups* wie Pilze aus dem Boden, auch an Universitäten werden Abteilungen wie „Center fortheNeuroscienceofPsychedelics“ oder „Center forPsychedelicandConsciousness Research“ gegründet. (*die die neurowissenschaftliche Forschung mit Psychedelika vorantreiben)

Neugierig geworden durch diese Forschungsrenaissance von LSD, fängt Anuschka Roshani an, zu recherchieren. Ihre Recherche mündet dort, wo alles anfing: in der Schweiz. Spezieller: in einer LSD-Selbsterfahrung eines höchstpersönlichen „erquicklichen Perspektivwechsels“ am Unispital Basel, wo sie am Grund ihrer Seele schürfte.

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Clare Mackintosh: Die letzte Party

Die eisig-wunderschöne Landschaft Wales, eine rauschende Silvester-Party mit dem beliebten Neujahrsschwimmen im See, wo das Wasser so kalt ist, dass einem die Lunge gefriert. Und ein Dorf voller Geheimnisse …

Ich habe mir einen unheimlich spannenden Thriller erhofft: Die Party aller Partys in einem walisischen Dorf endet mit dem Mord am Gastgeber. Alle Gäste sind verdächtig.

Und was für ein wahnsinnig eye-catching Cover!

Ich muss gestehen: Für meinen persönlichen Geschmack waren es tatsächlich viel zu viele Verdächtige (und Namen), die es kennenzulernen galt. Ein bisschen verwirrend und schwierig für mich, den Überblick über die vielen Charaktere zu behalten. Auch war mir leider die Ermittlerin nicht wirklich sympathisch und die Storyline definitiv zu langatmig, ohne großartige Spannungsversorgung.

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Mary Gaitskill: Veronica

Dieser außergewöhnlich intensive Roman spielt hauptsächlich in Paris und Manhattan, in den verzweifelt glitzernden 1980er Jahren und besticht durch die zeitlose Tiefe und moralische Kraft eines Märchens. Auf jeder Seite dieses metaphorischen Werkes schimmert seine hypnotische Gefühlstiefe und Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen hindurch. Eine stilistische Studie voller Abstraktionen über Freundschaft, Liebe, Schmerz, Krankheit und Ablehnung.

Lang nicht war ich von einem Schreibstil so angetan wie hier – einzigartig wortgewandt, mit unglaublich vielen intelligenten Metaphern und einer bittersüßen Ironie; – geschaffen mit einem sprachlich beeindruckenden Potpourri. Bis zur letzten Seite überrascht uns die Autorin mit ihrer Sprache, die das Buch, zumindest in dieser Hinsicht, zu einem Meisterwerk macht.

Gleichzeitig macht es genau das auch anstrengend, zu lesen. Kurz vor der Hälfte, begann es mich, zu erschöpfen, denn Gaitskills Erzählung steht der Geschichte im Weg. Gibt es eine Geschichte, einen roten Faden? Ich bin mir nicht sicher. Weiterlesen

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Jovana Reisinger: Enjoy Schatz

Jovana Reisinger, Jahrgang ’89, ist Autorin, Filmemacherin und bildende Künstlerin. Ihr künstlerisches Gespür nehme ich in ihrem Essayband „Enjoy Schatz“ sehr deutlich wahr. Eine wahrhaftige Perle abseits der Mainstream-Lektüre!

Autobiographischer Pakt? Autofiktion?

„Werden weibliche Schreibende nicht sowieso mit ihren Figuren verwechselt? Warum sich also die Mühe machen und eine Protagonistin erschaffen, die möglichst weit weg von der Verfasserin ist?“ (Zitat Klappentext)

Perlenlektüre … Lektüre-Perle? It’s so damngood, it’sJovanaesk!

Mich hat es überrascht, wie klug der Text geschrieben ist. Dabei ist alles dennoch so locker, juicy&cute.

Hier geht es nicht nur um die Lust am Begehren, ums Rumkriegen und Rumgekriegtwerden. Weiterlesen

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Chloë Ashby: Das Leben in Nuancen

Leider kann ich nicht behaupten, dieses Buch verschlungen – und es übernächtigt, mit rotgeweinten Augen und zerrissenem Herzen – beendet zu haben.

Let’s face it: jedes Buch findet seine Leserschaft. Es ist eine Frage von Erwartungshaltung und Geschmack. Mir persönlich war die Handlung definitiv zu langatmig, null Spannungsversorgung. Da hatte ich bei Lobpreisungen wie „eine hypnotisierende Welt aus Trauer, Kunst und Selbstentdeckung“ (Emma Gannon) mehr erwartet.

Die Autorin schildert harte Realitäten eines Ausnahmezustands einer jungen Frau im Überlebensmodus und wir begleiten sie auf ihrer Reise zur Selbsterkenntnis. Dabei erforscht Chloë Ashby das Leben von Eve, die sich in Spiralen ihrer Selbstzerstörung dreht, schlechte Entscheidungen trifft, die ihr egal sind. Ihre Vergangenheit zerrt an ihr in Gestalt von Traumata, tiefer Trauer, Schuld und Depression und ihre Probleme tropfen dabei heraus. Doch dann verschmilzt diese Vergangenheit mit der Gegenwart und ihr Leben samt selbstzerstörerischem Drang gerät aus den Fugen. Gezwungen, sich dem traumatischen Ereignis zu stellen und sich ihrer Trauer und Schuld zu stellen, bevor sie sich selbst vollständig verliert. Weiterlesen

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Maren Vivien Haase: Golden Oaks 01: Sounds of Silence

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Maren Vivien Haase vorher nicht kannte. Nicht bevor ich dieses Buch entdeckt habe. Also können wir bitte zuerst von diesem wunderschönen Cover schwärmen? Goldglitter splasht einen mystischen Wald, umhüllt von einem korall-pink-brombeerigen Wolkentraum. Wie konnte ich dieses Buch nicht haben wollen?

Die beiden Loves Tatum und Dash sind glaubwürdig mit all ihren Höhen und Tiefen, auch wenn mich immer mal wieder ihre nervige Performance ermüdet hat. In Golden Oaks trifft sie auf Dash, einem Typen, na mit was wohl? Hallo Klischee! Mit einer schwarzen Lederjacke, definierten Oberarmen und Tattoos. Gähn! War das das erste Indiz dafür, dass ich besser keine Cozy New Adult-Romane mehr lesen sollte?

Kleine Lichtblicke waren für mich die Eindrücke von der jeweiligen Vergangenheit der beiden Protagonisten. Denn die hat es in sich! Weiterlesen

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Olivie Blake: The Atlas Six: Wissen ist tödlich

Geheimnisse, Verrat, Verführung – ein Dark-Academia-Roman über eine Geheimgesellschaft und jeder Menge Magie? Die Bibliothek von Alexandria ist niemals untergegangen. Denn sie bewahrt noch immer im Verborgenen und damit seit Jahrtausenden die dunkelsten Geheimnisse der Menschheit …

Gehypt, gehypt, gehypt. Doch es wird dem Hype leider nicht gerecht. Ich habe auf eine treibende Handlung gehofft, doch der Charakter- und damit Perspektivwechsel ist so flott, dass ich das Gefühl hatte, die Protagonisten würden sich nicht weiterentwickeln. Bedauerlicherweise sind weder die Figuren noch die Story an sich so umwerfend, wie es sich die Autorin und das Marketing-Team wünschen. Das hat mich wirklich nicht überzeugen können. Insbesondere hat mir insgesamt die Tiefe gefehlt und ich habe gehofft, dass mich die Story emotional noch mehr hätte erreichen können. Weiterlesen

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