Nach seinem Roman „Das Ende der Einsamkeit“ legt Benedict Wells aktuell den Erzählband „Die Wahrheit über das Lügen“ vor.
Zunächst begegnen wir Henry M., einem mächtigen Mann, der in seiner freien Zeit (zur Unzeit) eine Bergtour unternimmt. Als er zurückkehrt, muss er begreifen, dass die Zeit, die für ihn während dieser nachmittäglichen Tour vergangen ist, im Tal andere Dimensionen angenommen hat. So ist sein Sohn tot, seine Frau gealtert.
Die wichtigste und titelgebende, für mich magischste Erzählung des Buches, „Das Franchise oder: Die Wahrheit über das Lügen“, beschreibt die Folgen einer Zeitreise. Hierin erklärt der Filmproduzent Adrian Brooks einem Journalisten, dass er n i c h t der Erfinder von „Star Wars“ sei. Stattdessen sei ein gewisser George Lucas (inzwischen vergessen) der wahrer Vater des Epos.
Wie das geschehen konnte? Nun, Brooks habe im Jahr 2016 eine Zeitreise ins Jahr 1973 unternommen und Lucas die Idee zum Film gestohlen – wohl wissend, wie der fertiggestellte, perfekte Film aussehen würde.
„Die Muse“ begibt sich in den Bereich der Fantasy mit der Frage, wie weit die Künstlerin Margo Brodie gehen darf, um eine Schreibkrise zu überwinden. Ihre Muse, ein unsterbliches, undinenhaftes Wesen, muss sterben, um der Kunst willen. Ist das gerecht? Ist es notwendig, solche Opfer zu bringen, um wahre Kunst zu erschaffen?
In den 10 Geschichten geht es jedes Mal um alles: die Bedeutung der Zeit, Leben, Tod, Erfolg, Kunst und eben Wahrheit und Lüge. Außerdem finden sich Texte, die ursprünglich zu „Das Ende der Einsamkeit“ gehörten.
Benedict Wells: Die Wahrheit über das Lügen: Zehn Geschichten.
Diogenes, August 2018.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.