Charlotte Lyne: Der Glanz der großen Träume

Wir sind in Deutschland am Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Roman „Der Glanz der großen Träume“ von Charlotte Lyne musste Lilly Adler ihre großen Filmträume begraben und ist mit dem Schreiner Walther Faßbinder verheiratet. Es war nie eine Liebesheirat, aber man arrangiert sich. Lilly kann jedoch niemals ihre große Liebe, den Filmemacher Stiller vergessen und Walther versucht sie mehr und mehr in der Enge des Familienbetriebes einzusperren. Dabei ist er noch derjenige, der ihr die meiste Freiheit gibt, er Rest seiner und ihrer Familie hat noch weniger Verständnis für ihre Ambitionen. Dabei hat sie doch gerade erst eine umwerfende Idee für ein Drehbuch, wie es die Welt noch nie gesehen hat.

Die Adler-Saga ist ein schönes Gemälde der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, als Frauen noch von der Meinung ihrer Männer abhängig waren. Sehr nachvollziehbar auch beschrieben, wie sich der Wind während der Jahre drehte, wie das Leben immer eingeengter und schwieriger wurde, nicht nur für Juden. Ein wenig anstrengend fand ich die Fülle an Protagonisten, die alle ihre eigene Geschichte haben. Ich weiß nicht warum, normalerweise kann ich viele Protagonisten ganz gut auseinanderhalten, aber hier ist mir das einfach nicht recht gelungen, obwohl sie wirklich nicht blass blieben.

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Anne Freytag: Mind Gap

Im Roman „Mind Gap“ von Anne Freytag sind wir im Deutschland des Jahres 2033, alles ist nicht so weit von unserer Welt entfernt, aber inzwischen gibt es den NINK. Einen Chip, den sich jeder implementieren lassen kann (und will), jeder implementieren lassen soll und der das Leben ganz wunderbar vereinfachen soll. Denn er kann fast alles: Informationen recherchieren, bezahlen, Sprachen ins Gehirn implementieren.

Silvie Mankovitz ist erfolgreiche Journalistin. Vor zwei Jahren erhielt sie die Nachricht, dass ihr geliebter Bruder im Krieg gefallen ist, jetzt erhält sie seinen Anruf, er will sie treffen. Aber bevor das Treffen stattfinden kann, erhält sie Besuch: Man teilt ihr mit, dass ihr Bruder zwar bis vor kurzem nicht tot war, es jetzt aber trotzdem ist und bei seinem Suizid noch weitere Personen in den Tod gerissen hat, unter anderem den Kanzlerkandidaten. Silvie beginnt nachzuforschen.

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Alexander Oetker, Thi Linh Nguyen: Die Schuld, die uns verfolgt

Linh-Thi und Adam Schmidt sind verheiratet und arbeiten beide bei der Polizei. Im Roman „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen ist es nicht das erste Mal, dass morgens bei beiden zugleich das Diensthandy klingelt und sie zu unterschiedlichen Fällen gerufen werden. Bei Linh-Thi ist es eine Geiselnahme in der Bank einer beschaulichen Kleinstadt, bei Adam ist ein kleines Mädchen aus einer Kindertagesstätte verschwunden. Nichts also, was miteinander zu tun haben könnte. Und dann legt das Autorenduo los.

Wir erfahren beinahe genauso viel über die Geschichte des Ehepaares wie über die beiden eigentlichen Fälle. Und das ist wirklich hochspannend. Linh-Thi (die Autorin und die Protagonistin) ist geborene Vietnamesin, früh nach Deutschland gekommen und hat jede Menge über das Leben und die Schwierigkeiten von Vietnamesen in Berlin zu erzählen. Als sie Adam das erste Mal traf, war sie beinahe noch ein kleines Mädchen.

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Holly Jackson: As Good as Dead

Huch, der dritte Band der „Good Girls Guide to Murder-Reihe“ von Holly Jackson ist inhaltlich noch mal eine echte Überraschung. Im ersten Band haben wir Pip als kluge Schülerin kennengelernt, die den fünf Jahre zurückliegenden Tod einer anderen Schülerin aufklärt, im zweiten Band ist sie schon tief in Verbrechen verstrickt und leidet unter dem, was sie herausfindet und jetzt im dritten und letzten Band, „As Good as Dead“, ist sie das Ziel eines Serienmörders und alles hat mit allem zu tun.

Von Anfang an wurde sie immer wieder gewarnt und angegriffen, ihr wurde gesagt ja nicht zu tief zu wühlen und sie und ihre Familie wurde angegriffen (ich werde Holly Jackson den toten Familienhund nie verzeihen – und in jedem Band reitet sie wieder drauf rum). Jetzt laufen alle losen Enden wieder zusammen und Pip selbst wird das Ziel jenes Serienmörders, von dem zwar noch nie die Rede war, der aber von Anfang an alle Fäden in der Hand hielt. Man nannte ihn den Duct Tape Mörder, weil er die Köpfe seiner Opfer komplett mit Panzerband umwickelte und ihnen damit quasi ihr Gesicht nahm.

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Florian Schwiecker/Michael Tsokos: Die letzte Lügnerin

Strafverteidiger Rocco Eberhard wird im Krimi „Die letzte Lügnerin“ immer wieder tief in seine eigenen Fälle verstrickt. So auch in diesem dritten Band des deutschen Autorenduos Florian Schwieker/Michael Tsokos. Normalerweise zur Seite mit Rat und Tat steht ihm dabei der Gerichtsmediziner Dr. Justus Jarmer.

Das ist in diesem Fall eher schwierig, denn anders als in manchen amerikanischen Thrillern kennt Jarmer seine Rechte und Pflichten und ist nicht bereit, Rocco als Verteidiger des Angeklagten mehr Informationen zu geben, als dieser im Gerichtssaal erhält.

Florian Schwieker hat Erfahrung als Strafverteidiger in Berlin, Michael Tsokos ist Forensiker, die beiden wissen also, worüber sie schreiben. Was beide nur bedingt sind (und das bedeutet hier nicht, dass sie es gar nicht sind, das Buch liest sich wirklich gut), ist Geschichtenerzähler. Der Roman ist hervorragend geplottet, hat unerwartete Wendungen und überraschende Twists.

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Riley Sager: Night: Nacht der Angst

Wow! Was für eine Nacht!

Studentin Charlie hatte es nie ganz einfach. Der Film war für sie immer ein Fluchtpunkt, wenn es im Leben nicht so lief, wie es sollte. Aber noch mehr, sie sieht in wirklich stressigen Situationen nicht mehr die Realität, sondern taucht das, was sie sieht, in Filmszenen. Deswegen ist sie gerade verzweifelt und will nur noch weg von der Uni. Denn sie hat den Mörder ihrer besten Freundin gesehen, an dem Abend als diese mit ihm wegging. Aber sie kann ihn nicht beschreiben, denn ihr Gehirn hat einen Schauspieler über sein Gesicht gelegt. Sie weiß das, aber sie kommt an die echte Erinnerung einfach nicht heran. Deswegen steigt sie an jenem Abend in Joshs Auto, um nach Hause zu kommen,

Wir schreiben das Jahr 1991, da stieg man noch in fremde Autos. Aber je länger sie fahren, desto mehr glaubt Charlie, dass sie zu dem Campus-Mörder ins Auto gestiegen ist. Aber sie kann sich selbst nicht trauen. Hat Josh das jetzt gerade wirklich gesagt oder ist ihr Hirn mal wieder kurz ausgestiegen? Deswegen lässt sie so manche Gelegenheit zu entkommen verstreichen.

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Jennifer Lynn Barnes: Der letzte Schachzug: Inheritance Games 03

Im inzwischen letzten Band der Trilogie von Jennifer Lynn Barnes, „Der letzte Schachzug“, ist Avery nur noch wenige Wochen davon entfernt, wirklich die Millionenerbin zu sein. Sie musste dazu ein Jahr ununterbrochen im Anwesen des verstorbenen Tobias Hawthorne verbringen. Seine komplizierten Rätsel zu lösen war dabei nicht Teil der Bedingung, ergab sich aber trotzdem. So fand sie im zweiten Band den verschollenen Sohn Toby, im dritten Band taucht jetzt dessen Tochter Eve auf. Und noch sind längst nicht alle Rätsel des riesigen Hawthorne-Anwesens gelöst (echt, ich liebe dieses Haus). Gemeinsam mit den 4 männlichen Enkeln, die sie seit Band 1 begleiten, versucht Avery die komplizierte Familiengeschichte der Hawthornes zu entwirren.

Aber nicht nur Eve taucht auf (und sieht aus wie die verstorbene Emely, deren Rätsel es in Band 1 zu lösen galt), sondern auch ein alter Gegner von Tobias. Ihre Feindschaft geht zurück bis in die Anfänge des Hawthorne-Imperiums, aber was ist damals geschehen?

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Holly Jackson: Good Girl, Bad Blood

Im ersten Band der Serie von Holly Jackson wurde aus Pips Hausaufgabe eine echte Mordermittlung und jetzt hat sie einen professionellen Podcast draus gemacht. Eigentlich wollte sie nur mit dem Fall Andie Bell abschließen, ihre Erkenntnisse publik machen und nie wieder etwas mit irgendwelchen Mordermittlungen zu tun haben. Denn es war nicht jedem recht, dass sie der Wahrheit näher und näher kam, sie wurde bedroht und ihr Hund wurde getötet (vielleicht versehentlich, aber ich habe es der Autorin immer noch nicht wirklich verziehen).

Jetzt in „Good Girl, Bad Blood“ ist Pip in ihrer Stadt eine Berühmtheit, bekannt für erfolgreiche Ermittlungen und es dauert nicht lange, da meldet sich ein Schulfreund, dessen Bruder verschwunden ist. Pip will nicht ermitteln, will sich nicht wieder in den Strudel von Schuld und Angst hineinziehen lassen, aber die Polizei lehnt Ermittlungen ab, da der Junge volljährig ist und sich auch nicht zum ersten Mal nicht zu Hause meldet. Die Mutter bittet, sie hätte doch Erfahrung. Und schon ist sie wieder mittendrin in den Ermittlungen, dieses Mal mit einem Live-Podcast.

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Frank Goldammer: Die Verbrechen der anderen

Wir schreiben das Jahr 1990 in Dresden. Auch Tobias kommt das erste Mal nach Westberlin und betrachtet staunend, aber auch abweisend die Verlockungen des Westens. Im Krimi „Die Verbrechen der anderen“ von Frank Goldammer geht es um Kunstfälschungen, mit denen die DDR Devisen ins Land holen wollte, es geht um die immer noch akute Angst vor der Stasi, es geht um einen ehemaligen Grenzschützer, der am Todesstreifen einen jungen Mann erschossen hat und darum, was das mit den beiden Familien gemacht hat. Vielleicht ist das alles ein wenig zu viel für nur einen Roman, denn Spannung kommt nicht wirklich auf.

Da Frank Goldammer viel vom Schreiben versteht, kann man trotz der vielfachen Verschachtelungen der Geschichte noch folgen, aber für meinen Geschmack springt die Geschichte zu häufig hin und her zwischen den einzelnen Fällen und dann sind da auch noch Tobias private Probleme und seine für ihn neuen Erfahrungen mit dem Kapitalismus, mir war das insgesamt viel zu viel in einem Buch. Ich fand es interessant, mit Tobias Augen in den Westen zu reisen und auch die Verzweiflung der beiden Familien und ihr Umfeld um den Todesschützen fand ich passend und wichtig. Wie viel Angst die Menschen in der dann ehemaligen DDR noch vor dem Staat hatten und wie Künstler missbraucht wurden ist auch eine Geschichte, die ein eigenes Buch wert wären. Trotzdem kann mich bislang der Kriminaldauerdienst Ost West nicht so fesseln und faszinieren, wie es Goldammers Heller meistens konnte.

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Lize Spit: Ich bin nicht da

Leo und Simon sind ein Paar am Ende ihrer 20er Jahre. Bereits seit 10 Jahren leben sie zusammen, haben eine Wohnung in Brüssel und Leo glaubt, Simon in- und auswendig zu kennen. Er ist ihr Seelenverwandter, sie haben beide ihre Mütter recht jung und brutal verloren und das scheint ihrer Beziehung noch einmal eine besondere Innigkeit zu verleihen. Bis Simon anfängt, sich zu verändern.

„Ich bin nicht da“ ist ein Roman über das, was eine psychische Erkrankung auch bei dem Partner anrichten kann. Das Buch ist unglaublich intensiv, das ich mich nach einer Lektüre mal so richtig schlecht gefühlt habe, kommt selten vor und spricht für den Roman. Lize Spit erzählt aus der Sicht von Leo, die erst nicht versteht, dann verleugnet und schließlich verzweifelt.

Es ist Simon, der psychisch krank ist, aber je stärker die Belastung für Leo wird, desto mehr hat sich mir der Eindruck aufgedrängt, dass auch sie ein Problem hat. Es muss unglaublich schwer sein, wenn der Partner, den man doch liebt und dem man vertraut, plötzlich paranoid behauptet, die Freunde würden sie hintergehen und dann nicht doch ein kleines bisschen von dem zu glauben, was er sagt. Ganz abgesehen davon, dass man es am Anfang sowieso glaubt. Wie ist es, nach Hause zu kommen und nie zu wissen, welche Katastrophe einen erwartet? Was macht das mit der eigenen Wahrnehmung?

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