Alexander Oetker, Thi Linh Nguyen: Die Schuld, die uns verfolgt

Linh-Thi und Adam Schmidt sind verheiratet und arbeiten beide bei der Polizei. Im Roman „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen ist es nicht das erste Mal, dass morgens bei beiden zugleich das Diensthandy klingelt und sie zu unterschiedlichen Fällen gerufen werden. Bei Linh-Thi ist es eine Geiselnahme in der Bank einer beschaulichen Kleinstadt, bei Adam ist ein kleines Mädchen aus einer Kindertagesstätte verschwunden. Nichts also, was miteinander zu tun haben könnte. Und dann legt das Autorenduo los.

Wir erfahren beinahe genauso viel über die Geschichte des Ehepaares wie über die beiden eigentlichen Fälle. Und das ist wirklich hochspannend. Linh-Thi (die Autorin und die Protagonistin) ist geborene Vietnamesin, früh nach Deutschland gekommen und hat jede Menge über das Leben und die Schwierigkeiten von Vietnamesen in Berlin zu erzählen. Als sie Adam das erste Mal traf, war sie beinahe noch ein kleines Mädchen.

Adam hat seine eigenen Dämonen, die ihn zeitweise davon abhalten, ein so guter Polizist zu sein, wie er es gerne wäre. Er gefährdet sogar seine Kollegen. Linh will keine Stürmung der Filiale, sie will das Ganze unblutig beenden und findet dabei wenig Unterstützung. Im Hintergrund lauert immer ein Ereignis, das für das Ehepaar alles verändert hat, es muss irgendetwas geschehen sein, als Adam und Linh sich kennenlernten, der Leser darf verfolgen, wie das kleine Mädchen den großen Polizisten kennenlernt, wie er sie rettet, obwohl er in seinen Augen völlig versagt hat. Er hat Schuld auf sich geladen, Schuld von sich geschoben und obwohl das mehr als 20 Jahre her ist, verfolgen ihn die Geschehnisse bis heute. Und die Schuld verfolgt die beiden nicht nur, sie bindet sie auch zusammen.

Viel Schwung in der Handlung

Der Roman bringt immer wieder Dinge zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören und bringt durch seine (gezwungenermaßen) verschiedenen Perspektiven immer wieder Schwung in die Handlung. Das fängt damit an, dass die Handlung sowohl in Berlin als auch in einem winzigen, ländlichen Ort im Bezirk Rheinsberg spielt. Es geht genauso um deutsche Polizisten wie vietnamesische Gangs. Aber die Vietnamesen werden eben nicht nur als Gangster dargestellt und das fand ich sehr angenehm. Linh selbst ist Polizistin und ihr Bruder hat sich zumindest fast aus der Illegalität gelöst, trotzdem ist die Verbindung zum Clanwesen da. Sehr geschickt und es macht echt Lust auf weitere Bände der Reihe.

Adam, der Polizist mit der Angststörung, ist zwar nicht ganz neu, aber mit Sven Strickers Sörensen in keiner Weise vergleichbar – also doch neu.

Insgesamt ein gelungener Auftakt für eine Spannung versprechende neue Reihe.

Alexander Oetker/Thi Linh Nguyen: Die Schuld, die uns verfolgt
Piper, Februar 2023
320 Seiten, Paperback, 18,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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