Val McDermid: 1989: Wahrheit oder Tod

Sosehr mich der Vorgängerband „1979“ begeistert hat, so wenig konnte mich „1989“ abholen. Es ist kein schlechtes Buch, aber irgendwie fehlt der Drive, der 1979 hatte.

Allie Burns hat eine Phase des erfolgreichen Investigationsjournalismus hinter sich und jetzt ist sie bei einem mehr oder weniger Boulevardblatt ziemlich kaltgestellt. Auf der einen Seite nagt das an ihr, auf der anderen Seite ist sie aber auch in einem Alter, in dem sie langsam merkt, was die ständige Beschäftigung mit den Katastrophen der Welt mit ihr macht. Und das gefällt ihr nicht.

Als sie eine einfache Reportage über die neue Seuche Aids machen will, fällt ihr als Erstes auf, wieviel schlechter die Betroffenen in Schottland behandelt werden und dann stößt sie auf eine Pharmafirma, die offensichtlich mit dem Leben der Probanden spielt. Weil das bereits aufgefallen ist, wurden die Studien nach Ostdeutschland verlegt, wo man offenbar nicht ganz so genau hinsehen möchte. Hier soll sie nur Informationen bekommen, wenn sie bereit ist, einer Frau bei der Flucht zu helfen. Dazwischen geht es noch zur Stadionkatastrophe von Hillsborough und am Ende zu den Morden des Zweiten Weltkriegs in Polen.

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Rebecca Yarros: Fourth Wing: Flammengeküsst

Um „Flammengeküsst“ gab es ja schon im Vorfeld jede Menge Diskussionen. Dabei ging es aber mehr um die Aufmachung des Buches, um Farbschnitte, die nicht verfügbar waren, um Bücher mit Farbschnitten, die auf diversen Verkaufsplattformen zu unmöglichen Preisen angeboten (und manchmal offenbar auch gekauft) wurden. Das Buch hat aber auch einen Inhalt, und der ist gar nicht mal so schlecht – auch wenn hier die Meinungen zwischen „grottenschlecht“ und „Offenbarung“ alles ausfüllen. Soviel Hype geht an mir nicht spurlos vorüber, da werde ich neugierig, also habe ich es auch gelesen.

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Steve Cavanagh: Liar

Eddie Flynn hat Erfahrung damit, was es bedeutet, wenn die Familie, insbesondere die eigene Tochter, durch den Beruf in Gefahr gerät. Deswegen hat er durchaus Verständnis für den Vater, der nicht bereit ist, sich dem FBI zu beugen und versucht, seinen eigenen Weg zur Rettung zu gehen. Aber Leonard Howells, der Vater, spielt dazu noch ein ganz eigenes Spiel und bringt sich selbst in Verdacht, seiner Tochter etwas angetan zu haben. Eddie ist zumindest in dem Punkt von Howells Unschuld überzeugt, aber schon einige Seiten weiter weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann.

Auch dieser Band um den Rechtsanwalt Eddie Flynn ist ein Pageturner. Nach dem Erfolg von „Thirteen“ hat sich der Goldmann-Verlag entschlossen, auch die Vorgängerbände zu übersetzen und auf den deutschen Markt zu bringen. Eine gute Entscheidung, wie ich finde, trotzdem warte ich mit Spannung auf den eigentlichen nächsten Band, der im Januar erscheint.

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Titus Müller: Der letzte Auftrag

Im dritten und letzten Band der Spionage-Reihe um Ria Nachtmann geht es im Roman „Der letzte Auftrag“ von Titus Müller gar nicht so sehr um Ria selbst, die ja im letzten Band in die BRD fliehen musste und jetzt mit ihrer großen Liebe in Berlin lebt. Es geht vielmehr um ihre Tochter Annie, die als Kinderkrankenschwester in der DDR die Wiedervereinigung und ihre Vorboten erlebt.

Sie ist unzufrieden mit den Vorgängen im Krankenhaus, ihrer Meinung nach wird nicht genug für die Frühgeburten getan und nach ihrer Ansicht ist Kinderversorgen mehr als Füttern und Wickeln. Damit macht sie sich so unbeliebt, dass sie versetzt wird. Später kommt sie mit einer Gruppe von Regimekritikern in Kontakt und beginnt das Wahlsystem zu hinterfragen, gemeinsam mit einem Jugendfreund will sie eine Doku über die Zustände der DDR drehen. Aber der Leser lernt nicht nur Annie kennen, sondern auch Stasimitarbeiter, BND-Beamte und KGB-Offiziere – Putin spielt eine nicht unerhebliche Rolle – , sowie einfache Bürger der DDR, die nichts als ihre Arbeit machen und trotzdem entweder für das Regime arbeiten oder mit ihm Zusammenrasseln.

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Lucy Clarke: One of the girls

Es sollte ein netter Jungesellinnenabschied werden. Sie sind Freundinnen seit Ewigkeiten und eine von ihnen hat Zugang zu einem Ferienhaus auf einer griechischen Insel. Was könnte also schöner sein, als es ein letztes Mal so richtig krachen zu lassen? Die sechs Endzwanzigerinnen glauben, sich zu kennen, aber tun sie das wirklich?

Es ist Lexis Feier, sie ist es, die demnächst heiraten wird. Sie redet sich ein, sie wäre glücklich, aber es ist nicht alles, wie es scheint – oder wie sie es glaubt. Ihre beste Freundin Bella ist nur auf feiern aus, aber sie weiß mehr, als sie zugeben will. Eleonore ist die zukünftige Schwägerin, sie möchte dazu gehören zu dem fröhlichen Kreis. Ana hat einen Sohn, über dessen Vater sie sich seit Jahren ausschweigt. Erstaunlicherweise sind sie und Lexis Zukünftiger sich noch nie begegnet.

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Stephen Amidon: Das Ende von Eden

Eden Perry ist tot. Daran besteht kein Zweifel, aber wie konnte das in dem so beschaulichen amerikanischen Vorort Emerson geschehen? In der Nacht ihres Todes war Eden mit drei Freunden allein in dem Haus: Jack und Hannah behaupten, als erste gegangen zu sein, Christopher sagt aus, sie hätte noch gelebt, als er ging. Patrick fährt in dieser Nacht ziellos durch die Gegend, er hält an, als er einen Hund anfährt, als er diesem folgen will, sieht er eine Gestalt im Dunkeln stehen. In der Nacht, in der Eden stirbt und beinahe vor ihrem Haus.

Stephen Amidon nimmt uns mit in eine amerikanische Kleinstadt. Sie ist voller Teenager und Eltern, voller Annahmen und Vorspielungen. Stück für Stück zerlegt er dann Haus für Haus, Familie für Familie, bis schließlich nur noch die Wahrheit übrigbleibt – die dann aber niemand hören möchte. Jede der beteiligten Familien versucht, ihr Kind zu schützen. Problematisch dabei ist, dass die Teenager nichts erzählen und jede Familie für sich von dem ersten Gedanken „Mein Kind tut so was nicht“ mehr und mehr in „Wirklich?“ hineinschlittert. Die Polizei hat in Christopher einen idealen Täter gefunden: Er ist nicht weiß, kein Amerikaner, er war zuletzt bei Eden und ein Motiv wird sich schon finden.

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Kim Selvig: Mutterliebe

Eine Mutter kann nicht anders, als ihre Kinder zu lieben und zu beschützen. Das hat die Natur so vorgegeben. Das haben wir alle schon so oder ähnlich gehört und gelernt. Vielleicht ist das der Grund, warum die Reporterin Kiki Holland von Anfang an daran zweifelt, dass die Angeklagte wirklich versucht hat, ihre beiden Kinder im Wald zu töten. Sie soll beiden Kindern mit Schlafmittel versetzten Tee gegeben und dann ihren kleinen Sohn erwürgt haben, die Tochter hat überlebt.

Der Leser zweifelt erst mal nicht an dem Vorgang, hat er ihn doch bereits auf der ersten Seite miterlebt. Hat er das? Der Roman ist prinzipiell aus Kikis Sicht erzählt, enthält jedoch kursive Einschübe. Da diese mit X-Stunden/Tage/Monate vor der Tat betitelt sind, ist eigentlich nicht zu bezweifeln, dass sie die Geschichte von Sylvia und ihren beiden Kindern erzählen. Zweifel kommen zunächst mal nur Kiki und sie zieht den Leser damit mit.

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Ben Aaronovitch: Die schlafenden Geister des Lake Superior

Ben Aaronovitch entführt uns in seinem neuen Roman „Die schlafenden Geister des Lake Superior“ nicht in die geisterhafte Welt und Unterwelt von London, sondern an einen eisigen See in Wisconsin. Kimberly Reynolds ist beim FBI für das Übernatürliche zuständig und reist auf einen Hilferuf eines Ex-Kollegen nach Eloise. Henderson  hatte bei seinem Anruf angegeben, dass es sich vermutlich um ein Verbrechen mit okkultem Hintergrund handeln würde,  jetzt ist er nicht mehr zu erreichen.

Als Kimberly am See ankommt, hat ein Eistornado die Gemeindeverwaltung und das Polizeirevier zerstört, so lernt sie den Meteorologen William und seinen gut ausgerüsteten Jeep kennen, was sich noch als Glücksfall erweisen wird. Denn sie bekommt es mit Eismonstern und uralten Indianerlegenden genauso zu tun wie mit einer vor fast 200 Jahren verschollenen Expedition und Beamten, die nicht sind, was sie vorgeben zu sein.

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Tom Rob Smith: Kälte

Lange nach der erfolgreichen Trilogie über den sowjetischen Stasiagenten erscheint jetzt von Tom Rob Smith ein Science-Fiction-Roman. Eines Tages im Jahr 2023 tauchen riesige Raumschiffe über der Erde auf und schalten sich auf alle Medien: Die Menschen haben dreißig Tage Zeit, um die Antarktis zu erreichen. Wer bis dahin nicht dort ist, wird vernichtet. Warum? Weswegen? Wir erfahren es nicht. Wir erfahren aber die Geschichte von Liza und Atto. Liza befindet sich gerade mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester in Portugal zum Urlaub, Atto ist dort Touristenführer. Sie machen sich gemeinsam auf den Weg nach Süden – wie ein Großteil des Rests der Welt. Am Ende bleiben von den 9 Milliarden Menschen nur einige Millionen übrig und die sind auf einem Kontinent gestrandet, der kaum zum Überleben taugt.

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Bessel van der Kolk: Das Trauma in dir

Eines vorweg: Bessel van der Kolk ist Wissenschaftler und das Buch „Das Trauma in dir“ ist eine wissenschaftliche Abhandlung mit allem, was dazugehört. Es handelt sich also nicht um ein Selbsthilfebuch der Art: Mach dies, dann passiert das.

Dafür werden die Entstehung und Behandlung von Traumata sehr anschaulich und verständlich beschrieben. Was mich wirklich umgehauen hat, war die Beschreibung, dass man Traumata messen kann. Am Verhältnis von Herzschlag zu Atmung, am Verhalten der Gehirnströme und an einigen Immunanteilen im Blut. Die Erkenntnis war für mich überwältigend. Ich hatte den gleichen Oha-Effekt damals nach meinem ersten Rheumaschub, als nach etlichen Wochen von Selbstzweifeln und Diskussionen mit meinem Umfeld ein Arzt mir mitteilte, dass Muskelstärke selbstverständlich messbar wäre und man sich nicht auf die auf die subjektive Aussage des Patienten verlassen müsste. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich habe gerne was Messbares in meinem Leben. Und gerade bei einem sensiblen Thema wie Traumata und deren Auswirkungen finde ich das umso wichtiger, wenn man sich an was Objektivem festhalten kann.

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