Eddie Flynn hat Erfahrung damit, was es bedeutet, wenn die Familie, insbesondere die eigene Tochter, durch den Beruf in Gefahr gerät. Deswegen hat er durchaus Verständnis für den Vater, der nicht bereit ist, sich dem FBI zu beugen und versucht, seinen eigenen Weg zur Rettung zu gehen. Aber Leonard Howells, der Vater, spielt dazu noch ein ganz eigenes Spiel und bringt sich selbst in Verdacht, seiner Tochter etwas angetan zu haben. Eddie ist zumindest in dem Punkt von Howells Unschuld überzeugt, aber schon einige Seiten weiter weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann.
Auch dieser Band um den Rechtsanwalt Eddie Flynn ist ein Pageturner. Nach dem Erfolg von „Thirteen“ hat sich der Goldmann-Verlag entschlossen, auch die Vorgängerbände zu übersetzen und auf den deutschen Markt zu bringen. Eine gute Entscheidung, wie ich finde, trotzdem warte ich mit Spannung auf den eigentlichen nächsten Band, der im Januar erscheint.
„Liar“ ist ein spannender Pageturner mit einem interessanten Protagonisten, der sich von Band zu Band entwickelt. Ich mag seine Denkweise out-of-the-box und wie er das Rechtssystem immer wieder ausreizt, ohne es zu brechen. Auch seine Dekonstruktion von Zeugen, die der gegnerischen Partei als sicher gelten ist inzwischen ebenso legendär wie immere wieder gut zu lesen.
Ich möchte allerdings nicht verschweigen, dass Steve Cavanagh von Band zu Band besser wird, was bedeutet, dass es toll ist die Vorgängerbände zu lesen, zu erfahren, wie Eddie dahin gekommen ist, wo er ist, dass sich aber trotzdem immer ein Gefühl von: wann kommt denn endlich der NÄCHSTE Band? einstellt.
Steve Cavanagh: Liar
Aus dem Englischen übersetzt von Jörg Ingwersen
Goldmann, Mai 2023
512 Seiten, Paperback, 16 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.