Rebecca Yarros: Fourth Wing: Flammengeküsst

Um „Flammengeküsst“ gab es ja schon im Vorfeld jede Menge Diskussionen. Dabei ging es aber mehr um die Aufmachung des Buches, um Farbschnitte, die nicht verfügbar waren, um Bücher mit Farbschnitten, die auf diversen Verkaufsplattformen zu unmöglichen Preisen angeboten (und manchmal offenbar auch gekauft) wurden. Das Buch hat aber auch einen Inhalt, und der ist gar nicht mal so schlecht – auch wenn hier die Meinungen zwischen „grottenschlecht“ und „Offenbarung“ alles ausfüllen. Soviel Hype geht an mir nicht spurlos vorüber, da werde ich neugierig, also habe ich es auch gelesen.

Violet hatte ein Ziel im Leben: anders als ihre sportlichen – und teilweise toten – Geschwister wollte sie eine Schriftgelehrte werden. Aus für den Leser wie für Violet kaum nachzuvollziehenden Gründen zwingt ihre Mutter, die Generalin, sie jedoch dazu, am Auswahlverfahren für Drachenreiter teilzunehmen, wie ihr Bruder und ihre Schwester vor ihr. Dabei ist Auswahlverfahren wörtlich zu nehmen, die wenigsten, die nicht weiterkommen, überleben. Das Ziel nach einem Jahr Ausbildung ist es, von einem Drachen erwählt zu werden, um fortan das Land auf seinem Rücken zu verteidigen. Keine leichte Aufgabe für die zarte Violett, deren Körper alles andere als für den Kampf geeignet ist.

Viele Klischees

Das Buch schwankt für mich zwischen grauenhaftem Klischees und richtig toll. Dabei meine ich nicht, dass es sich irgendwo dazwischen befindet, sondern furchtbare Stereotype wechseln sich mit richtig brillanten Einfällen ab. Auf die Sexszenen hätte ich echt verzichten können, es gibt aber auch nicht sooo furchtbar viele davon. Dass sich der Bad Guy am Ende als gar nicht so Bad erweist, war zu erwarten, spannend fand ich, was sie aus Violets Kinderfreund gemacht hat. Richtig super fand ich auch das insgesamt durchdachte Setting mit den verschiedenen Ländern und den Drachen und ihren Reitern. Wäre spannend auch über die anderen Schulen noch mehr zu erfahren. Violets Entwicklung ist leider erwartbar, obwohl es auch hier noch die eine oder andere Überraschung gibt. Schön fand ich, dass sie sich bei all der Entwicklung nicht selbst verliert. Die Autorin hatte mich in dem Moment, wo klar war, das Violet von ihrer Mutter gezwungen wird, sich auf etwas zu bewerben, dass sie mal so gar nicht will. Und ja, ich kann auch verstehen, wieso sie trotz vieler Auswege die ganze Zeit dabei bleibt. Und letztlich hat sie damit ja auch Erfolg, sie findet eine Art von Anerkennung, die sie als Schriftgelehrte so nie hätte haben können. Und das gefällt ihr.

Dass die Mutter vermutlich trotzdem nicht recht hatte, zeigt sich in dem wirklich gemeinen Cliffhanger am Ende. Über den kann ich hier gar nichts sagen, weil er wirklich als vollkommen unerwarteter – und doch irgendwie logischer  – Schlag aus der Ecke kam. Mit dem Ende will ich jetzt unbedingt wissen, wie es dazu kommen konnte. DTV hat den zweiten Band schon auf Dezember 23 vorgezogen – ich bin gespannt.

Fazit: Gut zu lesender Roman in einer interessanten Welt, der auch durch die äußere Aufmachung so bekannt wurde. Das muss kein Makel sein, deswegen stecken die Verlage ja vermutlich überhaupt soviel Geld in Dinge wie Farbschnitt. Die Illustrationen sollen übrigens auch sehr gut sein. Kann ich wenig zu sagen, ich hatte das EBook.

Rebecca Yarrow: Fourth Wing: Flammengeküsst
Aus dem Englischen übersetzt von Michaela Kolodziejcog
DTV, Juni 2023
768 Seiten, Hardcover, 24 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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