Eden Perry ist tot. Daran besteht kein Zweifel, aber wie konnte das in dem so beschaulichen amerikanischen Vorort Emerson geschehen? In der Nacht ihres Todes war Eden mit drei Freunden allein in dem Haus: Jack und Hannah behaupten, als erste gegangen zu sein, Christopher sagt aus, sie hätte noch gelebt, als er ging. Patrick fährt in dieser Nacht ziellos durch die Gegend, er hält an, als er einen Hund anfährt, als er diesem folgen will, sieht er eine Gestalt im Dunkeln stehen. In der Nacht, in der Eden stirbt und beinahe vor ihrem Haus.
Stephen Amidon nimmt uns mit in eine amerikanische Kleinstadt. Sie ist voller Teenager und Eltern, voller Annahmen und Vorspielungen. Stück für Stück zerlegt er dann Haus für Haus, Familie für Familie, bis schließlich nur noch die Wahrheit übrigbleibt – die dann aber niemand hören möchte. Jede der beteiligten Familien versucht, ihr Kind zu schützen. Problematisch dabei ist, dass die Teenager nichts erzählen und jede Familie für sich von dem ersten Gedanken „Mein Kind tut so was nicht“ mehr und mehr in „Wirklich?“ hineinschlittert. Die Polizei hat in Christopher einen idealen Täter gefunden: Er ist nicht weiß, kein Amerikaner, er war zuletzt bei Eden und ein Motiv wird sich schon finden.
Der Roman wird aus fünf verschiedenen Perspektiven erzählt, jedes Kapitel hat eine eigene Perspektive, aber es geht immer nur um die Sichtweise der Erwachsenen. Das fand ich auch deswegen gelungen, weil z.B. nach einem Streit zwischen Alice und Celia die Perspektive wechselte und der Leser somit beide Standpunkte und auch beide Umgangsweisen erfahren durfte. Von Danielle und Patrick erfahren wir, was die beiden verbindet und wie sie ihre Verbindung sehen. Dadurch bleibt kaum ein Aspekt unberücksichtigt.
Tief in der Welt der Kleinstadt
Der Leser taucht tief in die Welt der Kleinstadt ein, die nach und nach zerbricht, Lügen werden aufgedeckt, Beziehungen entstehen und zerbrechen. Der Leser ist durch die wechselnden Perspektiven sehr nah an den gut ausgebauten Protagonisten dran und das hält die Spannung aufrecht.
Das „Ende von Eden“ ist natürlich ein doppeldeutiger Titel. Das tote Mädchen heißt Eden, aber am Ende des Buches ist auch das dünne Paradies zerbrochen, dass die Menschen in der Kleinstadt so lange aufrechterhielten.
Fazit: Absolut lesenswerter Krimi mit wirklich ebenso überraschendem wie deprimierenden Ende. Die Entblätterung der Idylle ist durchaus vergleichbar mit Petra Hammesfahrs Romanen.
Stephen Amidon: Das Ende von Eden
Aus dem Englischen übersetzt von Alice Jacubeit
Droemer, Mai 23
384 Seiten, Paperback, 16,99 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.