Wow! Was für eine Nacht!
Studentin Charlie hatte es nie ganz einfach. Der Film war für sie immer ein Fluchtpunkt, wenn es im Leben nicht so lief, wie es sollte. Aber noch mehr, sie sieht in wirklich stressigen Situationen nicht mehr die Realität, sondern taucht das, was sie sieht, in Filmszenen. Deswegen ist sie gerade verzweifelt und will nur noch weg von der Uni. Denn sie hat den Mörder ihrer besten Freundin gesehen, an dem Abend als diese mit ihm wegging. Aber sie kann ihn nicht beschreiben, denn ihr Gehirn hat einen Schauspieler über sein Gesicht gelegt. Sie weiß das, aber sie kommt an die echte Erinnerung einfach nicht heran. Deswegen steigt sie an jenem Abend in Joshs Auto, um nach Hause zu kommen,
Wir schreiben das Jahr 1991, da stieg man noch in fremde Autos. Aber je länger sie fahren, desto mehr glaubt Charlie, dass sie zu dem Campus-Mörder ins Auto gestiegen ist. Aber sie kann sich selbst nicht trauen. Hat Josh das jetzt gerade wirklich gesagt oder ist ihr Hirn mal wieder kurz ausgestiegen? Deswegen lässt sie so manche Gelegenheit zu entkommen verstreichen.
Ich mochte das Spielen mit den Realitäten und auch die vielen Filmzitate. Hat mich dazu gebracht, mal in den Mediatheken zu stöbern, welche alten Schätze da zu finden sind. Riley Sager versteht es, immer wieder unerwartete Wendungen zu bringen und am Ende doch alles logisch ineinanderzufügen. Den Campus-Mörder habe ich echt nicht kommen sehen, aber irgendwie ist es am Ende doch verständlich. Dazu ist das Buch spannend geschrieben und ich habe es in einem Zug weggelesen, wie eigentlich jedes Buch von dem Autor. Der Leser weiß es in diesem Fall wirklich nicht besser als Charlie, er ist gezwungen ihr Schritt für Schritt zu folgen. Zur Aufklärung ist noch Joshs Perspektive eingefügt, aber auch das ist so geschickt gemacht, dass man seine wahren Absichten nicht erkennen kann.
Fazit: Guter Thriller für lange Kerzennächte.
Riley Sager: Night, Nacht der Angst.
Aus dem Englischen übersetzt von Christine Blum.
dtv, Januar 2023.
368 Seiten, Taschenbuch, 11,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.