Frank Goldammer: Die Verbrechen der anderen

Wir schreiben das Jahr 1990 in Dresden. Auch Tobias kommt das erste Mal nach Westberlin und betrachtet staunend, aber auch abweisend die Verlockungen des Westens. Im Krimi „Die Verbrechen der anderen“ von Frank Goldammer geht es um Kunstfälschungen, mit denen die DDR Devisen ins Land holen wollte, es geht um die immer noch akute Angst vor der Stasi, es geht um einen ehemaligen Grenzschützer, der am Todesstreifen einen jungen Mann erschossen hat und darum, was das mit den beiden Familien gemacht hat. Vielleicht ist das alles ein wenig zu viel für nur einen Roman, denn Spannung kommt nicht wirklich auf.

Da Frank Goldammer viel vom Schreiben versteht, kann man trotz der vielfachen Verschachtelungen der Geschichte noch folgen, aber für meinen Geschmack springt die Geschichte zu häufig hin und her zwischen den einzelnen Fällen und dann sind da auch noch Tobias private Probleme und seine für ihn neuen Erfahrungen mit dem Kapitalismus, mir war das insgesamt viel zu viel in einem Buch. Ich fand es interessant, mit Tobias Augen in den Westen zu reisen und auch die Verzweiflung der beiden Familien und ihr Umfeld um den Todesschützen fand ich passend und wichtig. Wie viel Angst die Menschen in der dann ehemaligen DDR noch vor dem Staat hatten und wie Künstler missbraucht wurden ist auch eine Geschichte, die ein eigenes Buch wert wären. Trotzdem kann mich bislang der Kriminaldauerdienst Ost West nicht so fesseln und faszinieren, wie es Goldammers Heller meistens konnte.

Keine echte Spannung

Obwohl der Krimi sogar relativ blutig ist und es immer wieder für einzelne Personen gefährlich wird, kam echte Spannung nie so wirklich auf. Zu viele Stränge? Zu viele Personen? Ich weiß es nicht genau, ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, dass jeder Part für sich ein eigenes Buch wert gewesen wäre. So wie es ist, fand ich „Die Verbrechen der anderen“ eher schwach, wenn auch in den Beschreibungen der Wiedervereinigung überzeugend.

Frank Goldammer: Die Verbrechen der anderen.
dtv, Dezember 2022.
400 Seiten, Paperback , 16,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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