Peter Weibel: Kaltfront

Die junge Ärztin Vera T. übernimmt die verwaiste Hausarztpraxis in Wolfach. Es gefällt ihr dort auf Anhieb. Sie ist der Überzeugung, „Hier will ich nie mehr weg.“ (S. 7) Die Leute in Wolfach sind nett und froh darüber, so eine engagierte, tüchtige Ärztin bekommen zu haben. Vera geht mit ganzem Herzen auf ihre Patienten ein, hört zu, arbeitet unermüdlich in der Praxis, macht Hausbesuche. Alles läuft gut.

Da hört man aus der Ferne von einer Seuche, einer Pandemie, von Covid-19. Es dauert nicht lange und sie packt die ersten Patienten. Wie im Fieber betreut Vera Tag und Nacht die Todkranken und lässt sich auch dazu überreden, als Impfärztin durch das Land zu reisen, als es endlich eine Impfung gibt. Sie erfährt am eigenen Leib, wie die Krankheit sich anfühlt, weil sie sich ansteckt und erst durch die Pflege ihres Freundes und eine Auszeit auf einer Alm wieder gesund wird. Danach setzt sie sich umso vehementer für die Impfung ein, die bei vielen auf Ablehnung stößt. Vera aber will die Erstickenden retten, indem sie sich bedingungslos für die Impfung gegen Covid ausspricht.

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Silvesterspecial 2024

Wie in jedem Jahr gab es auch 2024 wieder Bücher, die uns Rezensentinnen und Rezensenten besonders gut gefielen. Bücher, die aus dem Üblichen hervortreten, weil sie berühren, weil sie unterhalten, weil sie ausgesprochen spannend sind oder sehr witzig, ausnehmend gut geschrieben oder schlicht etwas Besonderes.

Diese Bücher, die uns mehr als andere beeindruckten, sind es, die wir am Ende des Jahres immer noch in guter Erinnerung haben. Aus diesem Grund stellen wir sie im Special zu Silvester noch einmal vor.

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Silvia Jelincic: Wir im besten Alter

Greta, Ximena, Lilly, Nadine und Burglind wohnen alle fünf in Wien, sind alle Mitte vierzig und miteinander befreundet. Außerdem verbindet sie eine gewisse Langeweile und die Angst vor dem Altwerden. Obwohl keine von ihnen nennenswerte Probleme hat, ist ihnen das Leben in seiner momentanen Form nicht genug. Sie wollen Abenteuer, jung und schön sein und unbeschwert. Vier sind verheiratet, eine hat einen Langzeitlover, der ebenfalls verheiratet ist. Drei haben Kinder, zwei sind freiwillig kinderlos.

Um Pep in ihr Leben zu bringen, schließen sie einen Pakt. Jede von ihnen soll ihre „besten Jahre“ auf ihre Weise genießen. Das machen die Damen auch und in Folge geht es dann fast ausschließlich um Sex. Ximena engagiert zum Beispiel einen Detektiv, der mögliche Liebhaber für sie ausspioniert, Burglind nimmt sich die Männer ohnehin wann und wo sie will und Lilly hatte noch nie einen Orgasmus, was sie schleunigst ändern will.

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Gesine Dammel (Hg.): Weihnachtswunderland

Viele Geschichten rund um Weihnachten versammelt Gesine Dammel in der Anthologie „Weihnachtswunderland. Die schönsten Geschichten zum Fest“.

Namhafte Autoren wie Thomas Bernhard, Antoine de Saint-Exupery oder Bert Brecht findet man neben weniger bekannten Kollegen, die allesamt Kindheitserinnerungen, Märchenhaftes und auch Lustiges zum Thema Weihnachten zu erzählen haben. Gabriela Jaskulla schreibt von einer Frau, die in der Kirche beim gemeinsamen Singen mit der alten Mutter die Distanz zu ihr überwindet.

Mit Ray Bradburys „Das Weihnachtsgeschenk“ begibt sich der Leser in ein Marsraumschiff, in Richard Hughes „Der Weihnachtsbaum“ spielen die Spielsachen den Kindern am Heiligen Abend einen schlimmen Streich und lassen sich einiges einfallen, um die vielen Tränen, die dadurch entstehen, zu trocknen und Armando Massareti macht sich an die „Beweise für die Existenz des Weihnachtsmannes“.

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Micheál Ó Conghaile: Die Insel, die unsere war

In seinem Buch „Die Insel, die unsere war“ berichtet der irische Autor Micheál Ó Conghaile von seiner Kindheit auf der Insel Inis Treabhair. Anfang der 1960-er Jahre geboren, verbringt er seine Kindheit zusammen mit sieben Geschwistern auf diesem kleinen Eiland, ungefähr eine Meile lang und bei Flut nur fünfzig Meter breit, gelegen im Atlantik vor der irischen Küste. Es gibt dort kein fließendes Wasser und keinen Strom. An allem muss gespart werden.

Ob das Kerzen sind, in trockenen Jahren das Wasser, ob man Kekse andächtig in nur kleinen Bissen isst, damit man lange etwas davon hat oder ob es um Batterien für den großen Schatz, das Radio, geht, nichts wird vergeudet, nichts wird verschwendet. Sogar leere Konservendosen kann man als „Eierkocher“ verwenden. Trotz alldem gibt es immer genug zu essen. Die Familie mästet jedes Jahr mit den Küchenabfällen ein Schwein, das im Herbst geschlachtet und natürlich von vorne bis hinten aufgegessen wird. Ó Conghaile nimmt die Leser mit in eine Welt, die es längst nicht mehr gibt.

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Roisin Maguire: Mitternachtsschwimmer

Evan nimmt sich eine Auszeit. Eine Woche lang will er in dem Dörfchen Ballybrady an der Küste ein Cottage mieten und darüber nachdenken, wie es in seinem Leben weitergehen könnte. Er flüchtet vor einer Menge an Problemen aus Belfast. Seine Ehe droht zu zerbrechen, er arbeitet zu wenig und trinkt zu viel. Nach und nach legt die Autorin die wunden Punkte in Evans Leben offen. Er gibt sich die Schuld am Tod seiner kleinen Tochter Jessie und findet keinen Zugang mehr zu seiner geliebten Frau Lorna.

Kaum ist er in dem zwar sauberen, aber finsteren Cottage angekommen, legt der Lockdown das Land lahm. Evan sitzt fest. Nach und nach lernt er gezwungenermaßen seine Nachbarn und die anderen Dorfbewohner kennen. Allen voran die seltsame Grace, die immer einen riesigen Hut und ausgefallene Kleidung trägt. Sie ist Evans Vermieterin, kratzbürstig, mit zerzausten Haaren, vom Wetter gegerbt und versehen mit einer scharfen Zunge. So mancher bekommt verbal eines von ihr übergebraten.

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Eva Rossmann: Alles Gute

Die Journalistin Mira Valenksy und ihre Freundin Vesna Krajner, Chefin einer Reinigungsfirma, geraten wieder einmal in einen Kriminalfall. Sie besuchen das Konzert von Vesnas Freund in Graz, als sie ein offenbar verwirrter Mann anspricht. Er bittet sie um Hilfe. Er redet von Shitstorms, falschen Beschuldigungen, zwei durchstochenen Lisas, die aber Polster seien. Mit den Leuten von der „Union der Sozialpatrioten“ sei nicht zu spaßen, man solle die nicht verharmlosen, gierige Giganten wollen Lisa kaufen und missbrauchen. Er sei gegen die Spaltung und habe eine App entwickelt. Mira kombiniert, das muss Peter Gruber sein.

Er hat die App „Lisa wünscht alles Gute“ auf den Markt gebracht, mit der man mittels eines Strichmännchens jemandem zeigen kann, dass man an ihn denkt. Dieses Strichmännchen habe seine Nichte Lisa gezeichnet, sagt der Fremde. Niemand sei mehr bereit zu Kompromissen und zum Dialog. Er wolle die Menschen wieder zusammenführen. Er sei Lehrer gewesen an einem Gymnasium, sei aber suspendiert worden. Die beiden Damen überreden Gruber zu einem Treffen in Wien und er gibt Vesna ein Kuvert mit zehntausend Euro, bevor er in der Menge verschwindet. Zu diesem Treffen kommt es nicht. Peter Gruber bleibt unauffindbar.

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Christian Klar: Was ist los in unseren Schulen

Christian Klar ist Direktor einer „Brennpunkt“- Mittelschule in Wien. In seinem Buch berichtet er, wie es in seinem Haus zugeht, was sich in den Klassen abspielt. Er ist aus ganzem Herzen Lehrer und deswegen spricht er die Dinge glasklar an, die dem oft unglaublich ambitionierten Lehrpersonal die Ausübung des Berufes so schwer machen. Sehr, sehr oft ist der Umgang mit den Schülerinnen und Schülern ein schwieriger, weil sie in Österreich nicht integriert sind und manche das auch gar nicht ernsthaft wollen.

Er schreibt: „Der Staat hat die Aufgabe, einen Rahmen und für jeden und jede alle Möglichkeiten für ein erfolgreiches Leben zu bieten. Diese Möglichkeit zu nutzen, ist die Verantwortung jedes Einzelnen!“ (S. 14) Klar steht – wenn man so will – jeden Tag an der „Front“. Er weiß, was Sache ist. Immer mehr Kinder können dem Unterricht nicht folgen, weil sie kein Deutsch verstehen. Manche von ihnen sind infolge von Familienzusammenführungen erst seit kurzem in Österreich, andere sind bereits in dritter Generation im Land und sprechen die Landessprache nicht.

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Ewald Arenz: Zwei Leben

Leise und unspektakulär erzählt Ewald Arenz auf den ersten zwei Dritteln seines Buches „Zwei Leben“ von seiner Protagonistin Roberta. Diese Roberta kommt 1971 nach drei Jahren Schneiderlehre in einer Fabrik in ihr Dorf zurück. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern und muss daheim den Bauernhof übernehmen. Insgeheim träumt Roberta von einem Leben als Designerin in der Modemetropole Paris.

Das Talent dazu hätte sie. Andererseits will sie keinen Tag länger in der Stadt bleiben und weil sie keine Geschwister hat, war ohnehin immer klar, dass sie „daheim“ übernehmen wird. Das ist ihr auch ganz recht so, weil sie gerne draußen arbeitet, nach ihrer Rückkehr ein inniges Band zu ihrem Großvater knüpft, der ihr einiges aus seiner Vergangenheit erzählt und weil sie und der Pfarrerssohn Wilhelm sich ineinander verlieben. Parallel dazu erzählt der Autor die Geschichte von Gertrud, der Gattin des Pfarrers, Tochter aus besserem, hanseatischem Hause, die in dem Dorf nie glücklich war und im Grunde immer fortwollte. Einzig die Liebe zu ihrem Sohn Wilhelm lässt sie die dörfliche Enge ertragen.

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Thomas Stipsits: Allerheiligen Fiasko

Mit Fortsetzungen bestimmter Geschichten ist das so eine Sache. Das betrifft Filme, Serien, aber auch Bücher. Thomas Stipsits legt mit „Allerheiligen Fiasko“ seinen vierten „Stinatz-Krimi“ vor. Für alle Nicht-Österreicher: Stinatz liegt im Südosten Österreichs, nicht weit von der ungarischen Grenze. Im dortigen beschaulichen Ambiente siedelt Stipsits seine Krimis an. Wieder ermittelt Gruppeninspektor Sifkovits, wieder unterstützen ihn seine Mama Baba und ihre zwei Freundinnen. Was dreimal als originell und witzig durchging, ist mittlerweile aber eine ziemlich dünne Suppe. Zum Inhalt: Am ersten November trifft sich die gesamte Dorfcommunity ausnahmslos zum Fest Allerheiligen am Friedhof.

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