Mit Fortsetzungen bestimmter Geschichten ist das so eine Sache. Das betrifft Filme, Serien, aber auch Bücher. Thomas Stipsits legt mit „Allerheiligen Fiasko“ seinen vierten „Stinatz-Krimi“ vor. Für alle Nicht-Österreicher: Stinatz liegt im Südosten Österreichs, nicht weit von der ungarischen Grenze. Im dortigen beschaulichen Ambiente siedelt Stipsits seine Krimis an. Wieder ermittelt Gruppeninspektor Sifkovits, wieder unterstützen ihn seine Mama Baba und ihre zwei Freundinnen. Was dreimal als originell und witzig durchging, ist mittlerweile aber eine ziemlich dünne Suppe. Zum Inhalt: Am ersten November trifft sich die gesamte Dorfcommunity ausnahmslos zum Fest Allerheiligen am Friedhof.
Nur Pepi Grandits erhängt sich daheim in seinem Keller. Ganz ordnungsgemäß mit Abschiedsbrief und allem drum und dran. Er muss sogar noch das Licht ausgemacht haben im fensterlosen Keller. Das erscheint Inspektor Sifkovits nicht plausibel und gemeinsam mit der KTM, der Kopftuchmafia, spricht er mit seiner Mutter und ihren Freundinnen und startet eigenmächtige Ermittlungen. Bald stellt sich heraus, dass das Mordopfer bereits tot in die Schlinge gehängt wurde. Pepi Grandits wurde vergiftet.
Wie das alles mit Staatsanwalt Schrammel zusammenhängt, mit dem ehemaligen Sträfling Zimski, Kokainschmuggel von Ungarn nach Österreich, einem Mann, der heimlich die Kleider seiner Frau anzieht und einer Abschleppfirma, das kann man gerne im Buch nachlesen. Über weite Strecken fragt man sich „Aha – das soll jetzt lustig sein?“, dafür versöhnt den grummeligen Leser ein doch überraschender Plot -Twist am Ende und das Rezept von Babas Allerheiligenstriezel. Den kann man nachbacken. Was der Autor aber mit den allerletzten Sätzen sagen will, ist mir bis dato schleierhaft geblieben. Stilistisch gibt es in diesem Text auch noch Luft nach oben. „Das Dach war mit alten Dachziegeln gedeckt. Auffällig war die große Flügeltür, die zentral an der Vorderseite des Stadels platziert war. Diese Tür war aus massiven Holzplanken …“ (S. 149) In diesem Buch die „war“ zu zählen, wäre eine abendfüllende Aufgabe.
Fazit: Ein Lokalkrimi, der die Qualität seiner Vorgänger leider nicht erreicht.
Thomas Stipsits: Allerheiligen Fiasko. Ein Stinatz-Krimi.
Ueberreuter, Oktober 2024.
176 Seiten, Paperback, 18,50 €.
Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.
Die Stinatz-Krimis sind generell nicht der große literarische Wurf, aber sie sind unterhaltsam. Beim 4. Band, auf den ich mich deshalb schon gefreut hatte, wurde ich etwas enttäuscht. Ich finde wie die Rezensentin, daß er puncto Schreibstil und Unterhaltungswert nicht an die vorherigen Bände herankommt. Auch seitens des Lektorats wurde diesmal noch schlampiger gearbeitet als bei den ersten Büchern. Das fällt besonders krass auf Seite 65 ins Auge, wenn mehrmals „Frau Resetarits“ geschrieben steht, aber Frau Grandits gemeint ist. Den Sinn dieser fehlerhaft geschilderten Szene versteht der Leser nur, weil er bereits weiß, welches Anliegen Frau Grandits umtreibt.
Die kryptischen letzten Sätze lassen mMn eigentlich nur den Schluß zu, daß es keinen weiteren Stinatz-Krimi mehr geben wird. Ich hoffe, ich irre mich, denn ich mag die Bücher, auch wenn dieses letzte gewisse Schwächen aufweist, und möchte gerne noch mehr Abenteuer von Gruppeninspektor Sifkovits und seiner Kopftuchmafia lesen.