Micheál Ó Conghaile: Die Insel, die unsere war

In seinem Buch „Die Insel, die unsere war“ berichtet der irische Autor Micheál Ó Conghaile von seiner Kindheit auf der Insel Inis Treabhair. Anfang der 1960-er Jahre geboren, verbringt er seine Kindheit zusammen mit sieben Geschwistern auf diesem kleinen Eiland, ungefähr eine Meile lang und bei Flut nur fünfzig Meter breit, gelegen im Atlantik vor der irischen Küste. Es gibt dort kein fließendes Wasser und keinen Strom. An allem muss gespart werden.

Ob das Kerzen sind, in trockenen Jahren das Wasser, ob man Kekse andächtig in nur kleinen Bissen isst, damit man lange etwas davon hat oder ob es um Batterien für den großen Schatz, das Radio, geht, nichts wird vergeudet, nichts wird verschwendet. Sogar leere Konservendosen kann man als „Eierkocher“ verwenden. Trotz alldem gibt es immer genug zu essen. Die Familie mästet jedes Jahr mit den Küchenabfällen ein Schwein, das im Herbst geschlachtet und natürlich von vorne bis hinten aufgegessen wird. Ó Conghaile nimmt die Leser mit in eine Welt, die es längst nicht mehr gibt.

Die Insel ist heute unbewohnt. Ein älteres Ehepaar bezieht hin und wieder für geraume Zeit Quartier im alten Schulhaus. Alle anderen ehemaligen Inselbewohner sind entweder gestorben oder der besseren Lebensumstände wegen auf das Festland übersiedelt. Besonders eindringlich erzählt der Autor von den Weihnachtsfesten in seiner Kindheit. Die hat er als ganz besonders schön und festlich in Erinnerung, obwohl es gar keinen richtigen Weihnachtsbaum gab, sondern nur einen Fichtenzweig, in ein Torfstück gesteckt.

Die enge Inselwelt

Nach der Grundschule muss Ó Conghaile auf das Festland und in ein Internat, wie alle Inselkinder. Als er nach zwei Monaten das erste Mal wieder nach Hause fahren darf, bemerkt er, wie eng die Inselwelt in Wahrheit ist und er wird nie wieder dort heimisch. Trotzdem erzählt er ohne Sentimentalitäten oder Idyllisierungen. Er beschreibt die Vorgänge und die Zustände in seiner Kindheit sachlich, aber mit liebevollem Blick. Besonders am Herzen liegt ihm dabei die irische Sprache. Viele Orte und Familien stellt er mit ihrer irischen Bezeichnung vor.

Fazit: Micheál Ó Conghaile gibt wertfrei einen Einblick in eine versunkene Welt. Auch wenn man mit Irland bisher nicht so viel Berührungspunkte hatte, nach der Lektüre von diesem Buch wird man die grüne Insel mit anderen Augen sehen.

Micheál Ó Conghaile: Die Insel, die unsere war.
Aus dem Irischen von Gabriele Haefs.
Weissbooks, Oktober 2024.
110 Seiten, Hardcover, 22,00 €.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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