Auf der Bühne ist Rolando Villazón immer gerne ein Clown – wenn es die Rolle oder die Musik seines Arien- oder Liederabends hergeben. Jetzt hat der Startenor sein Debüt als Schriftsteller gegeben – mit mäßigerem Erfolg als als Sänger. Aber um Clowns geht es auch in seinem ersten Roman „Kunststücke“.
Clown Macolieta ist der Held in dem Buch des 42-jährigen Mexikaners. Er verliebt sich in Sandrine, traut sich aber nicht, das der Französin zu sagen. Und so erfindet der melancholische Spaßmacher einen anderen Clown und schreibt dessen Geschichte in ein blaues Buch. Dieser Balancine ist mehr als ein Alter Ego von Macolieta: das im Beruf und bei Frauen erfolgreiche Ideal, von dem der traurige Clown träumt. Weiterlesen
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Charlotte Link: Sechs Jahre: Der Abschied von meiner Schwester
Sechs Jahre hat Bestseller-Autorin Charlotte Link Abschied von ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Franziska genommen. Einen Tag nach ihrem 41. Geburtstag bekam diese die Diagnose Darmkrebs. Am 7. Februar 2012, sechs Jahre später, starb sie. Bereits 1988 war Franziska an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und schien geheilt.
Alltag in Kliniken
Es ist ein sehr persönliches Buch, spannend wie die Krimis von Charlotte Link. Man liest es, ohne es aus der Hand zu legen, obwohl man weiß, wie es endet: mit dem Tod. Weiterlesen
Martin Walser: Schreiben und Leben: Tagebücher 1979-1981
Drei Bände mit Tagebücher hat Martin Walser schon veröffentlicht. „Leben und Schreiben“ hießen diese Bücher. Nun ist Band vier erschienen, die Tagebücher von 1979 bis 1981. Und die heißen „Schreiben und Leben“. Welt der damals 52-Jährige 1979 festgestellt hat, dass erst Schreiben dem Leben einen Sinn gibt.
Kapitel aus einem großen, faszinierenden Lebensroman, den Martin Walser noch nicht zu Ende geschrieben hat, sind diese Bücher, in denen Walser manchmal nur mit wenigen Sätzen, meist aber in langen Erzählungen, die Tage Revue passieren lässt. Weiterlesen
Angelika Klüssendorf: April
„Das Mädchen“ aus dem gleichnamigen Roman von Angelika Klüssendorf, der 2011 erschien, ist erwachsen geworden. Im Roman „April“ erzählt die nun 55-jährige Autorin, die in der DDR aufgewachsen ist, die Fortsetzung der Geschichte dieses Mädchens, das in kargen, zerrütteten Verhältnissen in der DDR aufwuchs. Schon „Das Mädchen“ stand 2011 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis; mit April ist das Angelika Klüssendorf jetzt wieder geglückt.
April hat nun ein bisschen Glück im Leben. Das ehemalige Klau- und Heimkind kommt in eine Pflegefamilie, lernt endlich bessere Menschen als die zerrütteten Drogen- und Alkohol-Typen ihrer Jugend kennen. Und mit Hans als Ehemann scheint sie scheinbar im Glück zu sein und wird schwanger. Weiterlesen
Sophie Hannah: Die Monogramm-Morde: Ein neuer Fall für Hercule Poirot
33 Fälle hat Detektiv Hercule Poirot in Romanen und Kurzgeschichten von Agatha Christie gelöst. 38 Jahre nach dem Tod der Meisterin der Hochspannung hat die britische Bestseller-Autorin Sophie Hannah mit Einwilligung der Erben von Agatha Christie Poirot nun zum Leben erweckt.
„Die Monogramm-Morde“, die an diesem Dienstag in 50 Ländern erscheinen, sind ein wunderbar unaufgeregtes Buch, eine Reise in eine vergangene Zeit und ein großer Kontrast zu den schnellen Action-Thrillern unserer Tage. Weiterlesen
Andrea Camilleri: Mein Ein und Alles
Erotisch sieht das Cover von Andrea Camilleris neuem Roman mit einer Bikinidame am Strand aus. Und es geht in dem Buch des 88-jährigen, italienischen Bestseller-Autors auch in erster Linie um eins: um Sex. Am Schluss entwickelt sich „Mein ein und alles“ zu einem kleinen Krimi.
Das „Ein und alles“ ist ein Rückzugsraum von Camilleris Heldin Arianna – eine Kabine in einer Strandbar, wo sie jeden Donnerstag auf eigenen Wunsch junge Männer zum Sex empfängt. Ihr 26 Jahre älterer Ehemann Giulio organisiert diese Treffen zusammen mit Strandbar-Wärter Franco; der 60-jährige Giulio ist nach einem Autounfall genitalverstümmelt. Weiterlesen
Maurizio De Giovanni: Das Krokodil
Maurizio De Giovanni ist einer der wichtigsten Newcomer der italienischen Krimiszene. Sein Debütroman „Das Krokodil“, Auftakt einer Reihe mit Inspektor Lojacono, wurde mit dem wichtigsten Krimipreis Italiens ausgezeichnet. Und das Buch ist so raffiniert, so schön geschrieben und so spannend, dass man den nächsten Krimi der Reihe kaum erwarten kann.
Vier Morde an jungen Menschen gibt es in dem Krimi. Der Mörder begleitet die Leser; in Briefen an seine tote Tochter erzählt er von seinen Plänen, man versteht allmählich, warum und an wem dieser Mann perfide Rache nehmen möchte. Aber warum weint der Mörder, wenn er tötet? Zumindest findet die Polizei in Neapel immer ein Taschentuch mit Tränen, was dem Unbekannten den Fahndungsnamen „Das Krokodil“ einbringt.
De Giovanni vermischt kunstvoll Erzählebenen, verliert aber nie den roten Faden. Am (tragischen) Schluss hat man fast so viel Mitleid mit dem Mörder wie mit den Eltern der Opfer.
Maurizio De Giovanni: Das Krokodil.
Kindler, März 2014.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Franz Zeller: Sieben letzte Worte
Mörderisch geht es bei den Salzburger Festspielen nur auf der Bühne und im Krimi von Franz Zeller zu. „Sieben letzte Worte“, das Oratorium von Haydn, sollte ein Festspiel-Star singen. Jetzt ist die Diva tot.
Die Leiche dreht sich in malerischer Landschaft in einem Mühlrad einer Bäckerei, und für Kommissar Franco Moll beginnt eine spannende Suche nach dem Mörder. In Künstlerkreise, hinter die Kulissen der Festspiele und durch die Salzburger Altstadt führt Zeller die Leser mit einer schönen Sprache. Viele Spuren legt er aus und verwischt sie wieder; damit bleibt das Ende überraschend und klug. Und dass der Kommissar in eine pikante Liebesgeschichte verwickelt wird, macht das Buch auch interessant.
Franz Zeller: Sieben letzte Worte.
Knaur, Mai 2014.
288 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Tobias Gold & Martina Bäumler: Der pflegeleichte Garten
Liegestuhl aufklappen, zurücklehnen und den Garten genießen. Das ist das, wovon die meisten Gartenbesitzer träumen. Aber die Realität sieht anders aus: Da wird gejätet, gegraben, geschnitten und geharkt – zum Entspannen bleibt wenig Zeit.
Tobias Gold und Martina Bäumler zeigen in ihrem Buch „Der pflegeleichte Garten“, wie man das Stück Grün hinterm Haus zu einer Oase machen kann, die nicht viel Arbeit macht. Sie stellen Pflanzpläne vor, geben Tipps für Teich- und Terrassengestaltung und beschreiben Stauden, Obst- und Gemüsepflanzen, Büsche und Sträucher, die wenig Arbeit machen.
Nun ist das Buch kein Allheilmittel; wenn man all das macht, was die Autoren beschreiben, ist immer noch viel zu tun. Wichtigstes Credo der Gartenexperten ist: Mal entspannen und Unkraut auch mal wachsen lassen.
Tobias Gold & Martina Bäumler: Der pflegeleichte Garten.
BLV Buchverlag, Juni 2014.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Dorothea Böhme: Neben der Spur ist auch ein schöner Weg
Drei Frauen haben Probleme mit ihren Männern und reißen aus nach Italien. Zufällig treffen sie sich und machen sich auf eine Abenteuerreise. Es ist eine Zweckgemeinschaft, die Dorothea Böhme in ihrem Sommerroman „Neben der Spur ist auch ein schöner Weg“ auf die Reise schickt: Laura ist 17 und schwanger von ihrem Freund, der nun eine andere hat. Die 73 Jahre alte Margot will ihr Sohn nach dem Tod ihres Ehemannes in ein Altersheim abschieben, und die geheimnisvolle Sabine fährt mit einem Koffer voller Geld durch die Gegend.
Es geht nach Verona, Florenz, Rom und Sizilien. Und natürlich siegt die Liebe, aber auch einen Krimi hat Dorothea Böhme in diese Geschichte eingebaut. Der endet mit einer wilden Verfolgungsjagd im Wasser.
Dorothea Böhme: Neben der Spur ist auch ein schöner Weg.
Blanvalet, April 2014.
288 Seiten, Taschenbuch 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.