Ich bin nicht Robin Hood und mit Ghandi oder Mutter Theresa verbindet mich auch nicht gerade viel. Ich bin, nein, ich war die beste Auftragskillerin von Ashland, der Südstaatenmetropole, bis ich mich auf mein Altenteil zurückzog. Seitdem ist mein Leben noch ein wenig interessanter geworden. Ich töte nicht mehr für Geld, sondern entweder aus Mitleid oder aus Rache.
Dazu muss man wissen, dass Mab Monroe, die dunkle Eminenz der Unterwelt Ashlands, seitdem sie vor Jahren meine Familie mit ihrem Feuerelementar grausam umgebracht hat, ganz oben auf meiner Abschussliste steht.
Dass Mab mit LaFleur die teuerste Assassinin des Landes als ihre rechte Hand verpflichtet und auf mich angesetzt hat würzt die Angelegenheit noch zusätzlich. Dass LaFleur nicht nur mich, sondern auch meine jüngere Schwester auf ihrer To-Do-Liste stehen hat macht die Angelegenheit – nun sagen wir einmal dringlich.
So geht meine Vendetta gegen Mab in ihre nächste Runde – allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, das LaFleur auch über eine Elementarmagie verfügt – ungeschickt, zumal sie ihre Opfer elektrisch zu Tode bruzelt …
Es gibt unzählige Urban-Fantasy Serien. Neben den romantisch angehauchten Reihen um Vampir-Beaus und Gestaltwandler sind seit Beginn der Welle auch immer wieder Serien um toughe Frauen erschienen.
Angefangen mit Hamiltons „Anita Blake“ (Bastei-Lübbe) über Ilona Andrews „Stadt der Finsternis“ (Egmont-Lyx) zieht sich die Reihe von Romanen bis zu Esteps „Elemental Assassin“.
Im Zentrum des Geschehens steht immer eine Frau, die sich ihrer Haut zu wehren weiss, und die Bösen Mohres lehrt. Und hier haut Estep mit Gin Blanco genau in die Kerbe – und dies wahrlich nicht von schlechten Eltern.
Mit der jungen Attentäterin mit dem großen Herz hat sie eine faszinierende Figur geschaffen. Urban, modern, tough und selbstbewusst, dabei verletzlich und mitfühlend bietet diese Gestalt jedem Leser die Möglichkeit sich in sie hineinzuversetzen. Dass es sich bei ihren Opfern immer um Bösewichte handelt erleichtert die Identifikation, sieht der Leser sich doch auf der gerechten Seite antretend.
Das Tempo ist auch vorliegend wieder sehr hoch, die Kämpfe im aufgegebenen Bahnhof der City packend, und mit der neuen Gegnerin hat Gin eine echte Bewährungsprobe zu überstehen. Dass sie dabei noch die Gelegenheit hat, ein Kind zu retten und wieder näheren Kontakt zu ihrer Schwester aufzunehmen, kommt als Bonus ebenso hinzu, wie die Love-Story mit einem charismatischen Mann.
Mit der ganz eigenen Element-Magie hat die Autorin sich von der Konkurrenz abgehoben und beweist vorliegend einmal mehr, dass sie mit dieser Serie zu dem Besten zählt, was derzeit im Genre der actionreichen Urban-Fantasy erscheint – Piper hat hier einen Top-Treffer gelandet.
Jennifer Estep: Elemental Assassin 04: Spinnenfieber.
Piper, Juni 2015.
400 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.