Die 1958 geborene Autorin Auður Ava Ólafsdóttir lebt in Reykjavík.
Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in 25 Sprachen übersetzt. 2019 wurde ihr für den Roman Miss Island in Frankreich der Prix Médicis étranger für den besten ausländischen Roman des Jahres verliehen.
Zum Inhalt:
Die Sprachwissenschaftlerin Alba arbeitet als Dozentin an der Uni in Reykjavík. Sie ist Expertin für aussterbende Sprachen. Um an verschiedenen Konferenzen teilnehmen zu können, ist sie als Vielfliegerin unterwegs. Als sie ihren unsteten Beruf und ihren CO2-Fußabdruck hinterfragt, fasst sie ziemlich schnell den Entschluss, ihr Leben zu ändern.
Alba kauft außerhalb von Reykjavík vom Erbe ihrer Mutter ein altes Haus. Hier will sie ihren neuen Lebenstraum verwirklichen, sich ganz der Natur widmen und Bäume pflanzen.
Alles fügt sich fast übergangslos. Nachdem sie ihre gut dotierte Dozentinnenstelle an der Universität gekündigt hat, arbeitet sie lediglich zeitweise noch als Korrekturleserin und Lektorin.
Die Autorin zeigt im Romanablauf die gemeinhin bekannte Behauptung auf, dass in Island irgendwie alle Menschen eine Verbindung untereinander haben. Jeder kennt jeden und alle wissen ziemlich viel über den jeweils anderen. Genauso ergeht es Alba in ihrer neuen Dorfgemeinschaft, in der sich alles schnell herumspricht. Aber auch ihr Vater und ihre Schwester melden sich in regelmäßigen Abständen bei Alba, wenn sie Neuigkeiten über sie oder ihr Lebensumfeld erfahren haben.
Im Handlungsablauf bleibt Alba gedanklich der Sprachwissenschaft verbunden. Immer wieder lesen wir davon, wie sie beispielsweise über außergewöhnliche Adjektive oder besonders klangvolle, originelle Wörter sinniert.
Eine weitere Änderung ergibt sich für Alba, als sie den Flüchtlingsjungen Danyel in ihrem Haus aufnimmt. Danyel hilft ihr bei der Umsetzung ihrer Pläne auf dem Grundstück. Alba wiederum setzt sich bei den Behörden für den Jugendlichen ein und ebnet ihm eine Zukunftsperspektive.
Die Einsamkeit und die Stille in ihrem neuen Zuhause erden Ada. Indem sie sich immer weiter der Natur annähert, werden auch die vielen Worte in ihrem Kopf weniger. Es dauert nicht lange, bis Ada in ihrem neuen Leben angekommen ist und darin Erfüllung findet.
Die Hervorhebung und Bedeutung unterschiedlichster Wörter, mit denen Ada sich beschäftigt, schaffen eine besondere Atmosphäre.
Die Abfolge vom Neuanfang der Protagonistin und ihrer besonderen Verbindung zur Natur fügt sich stimmig in den Plot.
Schönes Buch, das von Ruhe getragen wird.
Auður Ava Ólafsdóttir: Eden.
Aus dem Isländischen übersetzt von Tina Fleck
Suhrkamp, Oktober 2025.
gebundene Ausgabe, 251 Seiten, 25,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.
