Joshua lebt bei seinem Vater, während seine Mutter und ihr neuer Lebenspartner woanders wohnen. Anfangs wurde er in der Hauptschule von den anderen Kindern angegriffen. Er war neu und hatte keine Freunde. Zu seinem Glück kann er viel besser malen, als sich wehren. Ganz unerwartet interessiert sich Sergio für ihn und seine Bilder. Und mit Sergio kommen auch Dylan und Lindsey in Joshuas Leben. Die Schikanen hören auf. Was nicht aufhört, ist seine Begeisterung für Lindsey, die er nicht verstehen kann. Viel zu widersprüchlich ist ihr Auftreten in der Schule. Sie zeigt viel nackte Haut, ist stark geschminkt und flirtet jeden an, um dessen sexuellen Hunger zu wecken. Und wer sich auf Lindsey einlässt, bekommt es mit Dylan zu tun. Dylan schlägt zu, manchmal zu fest. Er verliert die Grenzen aus den Augen. Dabei müsste er es als Kickboxer besser wissen.
Würde Dylan auch Joshua verprügeln, wenn er mit Lindsey Sex hätte? Und wie funktioniert Sex, wenn er von Frauen und Sex keine Ahnung hat?
Die niederländische Autorin Erna Sassen hat in ihrem neuen Jugendbuch das Thema Sexualität bei jungen Erwachsenen mit den Erlebnissen von Joshua, Sergio und Lindsey verbunden. Wie bei einem früheren Roman ist Joshua im Zentrum, der im Vergleich zu seinen Freunden noch Jungfrau ist. Genaugenommen hat er seine Ausprobier- und Findungsphase noch nicht einmal begonnen. Anfangs glaubt er, Sex sei gefährlich. Insbesondere für seine Schwester Kato, die aus Liebeskummer vor seinen Augen beinahe verhungert. Ausgerechnet mit Sergio hat sie sich auf eine lockere Sexbeziehung eingelassen, die so locker ist, dass sie gar nicht genau weiß, ob es mit ihm vorbei ist oder es zwischen ihnen nur lockerer geworden ist.
Joshua glaubt, wenn man so viel falsch machen kann, wie soll er an die richtigen Informationen kommen? Und haben Mädchen wirklich nicht so oft einen Orgasmus wie Jungen?
Die Autorin schreibt mit leichter Hand aus der Sicht des Ich-Erzählers Joshua. Seine Zweifel und Emotionen spiegeln sich in seiner Sprache wieder. Mal klein oder groß geschrieben, angefangene Sätze, Schlagwörter beschreiben seine Unsicherheit und manchmal auch seine Panik. Allein das Zeichnen macht ihn wieder ruhig. Seine persönliche und künstlerische Entwicklung fließt in viele Skizzen ein, die von dem preisgekrönten Kinderbuchillustrator Martijn van der Linden eingefangen worden sind. Diese sind so gut, dass man Joshuas Spitznamen „Rembrandt“ nachvollziehen kann. Text und Bilder ergänzen sich und nehmen einen gefangen. Erna Sassen ist es in jeder Hinsicht gelungen, ein schwieriges Thema unterhaltsam und spannend auf den Punkt zu bringen.
Erna Sassen: Such dir keinen besten Freund
Aus dem Niederländischen übersetzt von Rolf Erdorf
Illustriert von Martijn van der Linden
Verlag Freies Geistesleben, August 2025
272 Seiten, kartoniert, illustriert mit Motivfarbschnitt, 20,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.
