Annie Ernaux: Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus

Die 1940 geborene französische Schriftstellerin Annie Ernaux hat ihren Bekanntheitsgrad vor allem durch ihr autobiografisches Schreiben geprägt. Sie bezeichnet sich nach eigener Aussage als „Ethnologin ihrer selbst“. Ihre Romane wurden vielfach gefeiert und mit Auszeichnungen versehen. Im Jahr 2022 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.

In unserem Leselustportal sind fünf weitere Romane von Annie Ernaux zu finden: Erinnerung eines Mädchens (2018), Eine Frau (2019), Der Platz (2020), Der junge Mann (2023), Eine Leidenschaft (2024).

Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus“  ist der letzte Satz, den die Mutter von Annie Ernaux aufgeschrieben hat. In ihrem neuen Buch beschreibt Ernaux den Zerfall ihrer unter der Alzheimer-Erkrankung leidenden Mutter. Lange Zeit verwahrte sie ihre persönlichen Notizen über diese letzte schwere Zeit mit der Mutter in einer Schublade, bevor sie sich nach über zehn Jahren doch noch für die Veröffentlichung entschied.

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Katharina Hagena: Flusslinien

Die Schriftstellerin Katharina Hagena ist Jahrgang 1967 und lebt in Hamburg. Bereits ihr 2008 erschienenes Romandebüt „Der Geschmack von Apfelkernen“ war von internationalem Erfolg gekrönt. In unserem Leselustportal sind drei weitere Buchrezensionen von Hagenas vorangegangenen Romanen zu finden: Vom Schlafen und Verschwinden (2012), Das Geräusch des Lichts (2016) sowie Mein Spiekeroog (2020).

In „Flusslinien“ geht es um drei unterschiedliche Charaktere: Margrit, Luzie und Arthur. Alle drei schleppen jeweils eine Belastung mit sich herum, die ihre gegenwärtige Lebenssituation beeinflusst. Die Protagonisten haben nicht nur eine persönliche Verbindung zueinander, sondern gleichermaßen zum Wasser, zur Elbe.

Die hundertzweijährige Margrit lebt in einer Seniorenresidenz. Immer wieder lässt sie sich von dem jungen Arthur zum Römischen Garten in Hamburg fahren. Von hier kann sie über die Elbe blicken und sich ihren alten Erinnerungen an den Krieg, an ihre Kindheit und Jugend widmen. Die Vergangenheit holt sie jetzt im hohen Alter ständig ein und beschäftigt sie. Auch der Römische Garten selbst hat eine besondere Bedeutung für sie, denn die einstige Gärtnerin Else Hoffa, die diesen Garten für die Hamburger Kaufmannsfamilie Warburg gestaltet hatte, war die Liebhaberin von Margrits Mutter gewesen. Margrit lebt von und aus den Erinnerungen alter Geschichten, zu denen ihr immer wieder neue Details einfallen. Bevor ihre Gedanken nicht alles geklärt haben, kann sie das Leben nicht loslassen.

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Doris Lessing: Das fünfte Kind

Doris Lessing wurde 1919 in Persien geboren und verstarb 2013 in London. Sie gehört mit ihrem umfangreichen, sozial engagierten Werk zu den wichtigsten englischsprachigen Autorinnen der Moderne. Insgesamt hat Doris Lessing über 60 Bücher verfasst und etliche Preise verliehen bekommen. Mit ihrem 1962 veröffentlichten Roman „Das goldene Notizbuch“ erlangte sie Weltruhm. 1981 wurde sie mit dem österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet, 1982 mit dem Shakespeare-Preis. 2007 wurde ihr der Literaturnobelpreis verliehen. In unserem Leselustportal ist ihr Erzählband „Der Ameisenhügel“ zu finden.

1988 erschien „Das fünfte Kind“ in der englischen Originalausgabe „The Fith Child“. Im selben Jahr wurde die deutsche Ausgabe erstmals vom Verlag Hoffmann und Campe aufgelegt.

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Katherine Mansfield: In der Bucht

Die neuseeländisch-britische Schriftstellerin Katherine Mansfield wurde 1888 in Wellington/Neuseeland geboren und starb im Alter von nur 34 Jahren an Tuberkulose in Fontainebleau/Frankreich. Während ihrer schriftstellerischen Schaffensphase hat sie keinen Roman veröffentlicht, sondern ihren Bekanntheitsgrad durch 73 kurze Erzählungen erlangt. „In der Bucht“ ist eine ihrer bekanntesten und längsten Geschichten, die in Neuseeland angesiedelt sind. Der kleine, schmale Erzählband gehört zum Quartett aus Klassikerbänden mit ausschließlich weiblichen Autoren aus dem Verlag Mare.

Katherine Mansfields Vorbild war Anton Čechow, der ihr eigenes Schreiben geprägt hat.

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Susann Pásztor: Von hier aus weiter

Plötzlich allein

Marlene verliert nach dreißig Ehejahren ihren Mann Rolf. Sein Tod kommt nicht überraschend. Nach einer quälenden Krankheitsphase bestimmt Rolf eigenmächtig und im Einvernehmen mit Marlene seinen Todestag. Als Arzt verfügt er über die entsprechenden Medikamente, die ihm diesen Schritt ermöglichen. Doch Rolf hält sich nicht genau an die Abmachung, die er mit Marlene getroffen hat. Ursprünglich wollte auch Marlene zusammen mit ihrem Mann aus dem Leben scheiden. Allein, ohne Rolf weiterleben zu müssen, hatte sie sich nicht vorstellen können.

So erlebt sie Rolfs Tod nun wie einen Verrat an sich. Alles, was sie fühlt, ist anstatt der Trauer um einen geliebten Menschen nur Wut, innere Leere und Einsamkeit.

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Vigdis Hjorth: Wiederholung

Die 1959 geborene norwegische Bestsellerautorin Vigdis Hjorth gilt als eine der bedeutendsten Gegenwartsautorinnen Norwegens. Sie wurde in Oslo geboren, wo sie auch heute, nach verschiedenen anderen Stationen, wieder lebt. Ihre Werke wurden mit zahlreichen Literaturpreisen, unter anderem dem „Bokhandlerprisen“, bedacht. Für ihren neuen Roman wurde ihr der bedeutendste norwegische Literaturpreis, der „Kritikerprisen“, verliehen. Eine Rezension ihres im März 2024 erschienenen Romans „Ein falsches Wort“ ist in unserem Leselustportal nachzulesen.

Autofiktionale Erzählform

Wie auch in ihrem Roman „Ein falsches Wort“, bedient sich Vigdis Hjorth in „Wiederholung“ einer autofiktionalen Erzählweise. Was sich wirklich wie beschrieben zugetragen hat und was Fiktion ist, bleibt offen.

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Helene Bracht: Das Lieben danach

Dieses Buchcover ist ein Eyecatcher und könnte nicht besser zum Inhalt passen. Die üppig gefüllten Blütendolden muten überquellend und prall an; gleichzeitig wirken sie durch die zarte Farbstimmung besonders verletzlich.

Der Text erzählt von Missbrauch, Vertrauensbruch, kindlichem Seelenchaos, den Grenzen und den Folgen.

Die Autorin erinnert sich in ihrem siebzigsten Lebensalter an verschüttete Erfahrungen aus ihrer Kindheit. Als praktizierende Psychologin kann sie das, was ihr in der Vergangenheit widerfahren ist, nun nicht nur durch den großen Abstand zu den Vorfällen, sondern vor allem mit ihrem professionellen Verständnis bewerten.

Im Urlaubshotel auf den Kanaren arbeitet sie am Text zu diesem Buch und gesteht freimütig, dass sie sich längst mit ihrem Alleinsein arrangiert hat. Auch, dass ihre Attraktivität jetzt im etwas betagteren Alter mehr und mehr dahinschwindet, empfindet sie keineswegs als Manko. Nein, mittlerweile betrachtet sie es eher als Freiheit, anderen nicht mehr gefallen zu wollen/müssen. Aus dieser Position kann sie sich der Geschichte, die sie erzählen will, ohne Vorbehalte annähern. 

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Stig Dagerman: Trost

Ich selbst jage Trost wie ein Jäger Wild. Wo immer ich ihn in den Wäldern auftauchen sehe, schieße ich.“ (E-Book S. 10).

Stig Dagerman wurde 1923 nördlich von Uppsala/Schweden geboren. Er beging 1954 im Alter von 31 Jahren Suizid. Sein kurzes Leben war von schweren Depressionen und existenziellen Krisen beeinflusst.

Exzessive Schreibphasen wechselten mit Schreibblockaden. Sein Schreiben war von privaten Erschütterungen und seinen Nachkriegseindrücken als Reporter geprägt. Während seines kometenhaften Aufstiegs wurde er als Europas literarischer Hoffnungsträger gehandelt. Stig Dagermans Literatur ist vielfältig. Außer Büchern verfasste er Reportagen, Theaterstücke und eine Vielzahl an Essays und journalistischen Texten.

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Anne Tyler: Drei Tage im Juni

Anne Tyler kann man als bewährte Autorin für gute Unterhaltungsliteratur bezeichnen. Sie war für viele Preise nominiert und ist unter anderem Trägerin des Pulitzerpreises und des Sunday Times Award für ihr Lebenswerk. In unserem Portal ist außerdem die Rezension zu ihrem 2016 erschienenen Roman „Kleine Abschiede“ zu lesen.

Lebensnah, mit treffenden Dialogen

Mit den Figuren dieses Romans fühlt man sich schnell angenehm vertraut. Anne Tyler versteht es, sie in all ihrem Tun so echt und lebensnah agieren zu lassen, dass man das Gefühl hat, es handle sich um alte Bekannte. Federleicht beschreibt sie Tagesabläufe, Konflikte und Emotionen. Vor allem die überaus treffende Dialogführung, mit der Anne Tyler weite Bereiche der Handlung ausfüllt, liest sich frappierend stimmig. Kein einziges Wort wird hier als überflüssig oder Lücken füllend wahrgenommen.

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Tommie Goerz: Im Schnee

Ein einfaches Leben in dörflicher Gemeinschaft

Der alte Max lebt, seit er auf der Welt ist, im Dorf. Er kennt nichts anderes. Obwohl sich so manches im Laufe der Jahre verändert hat, scheint beim Max die Zeit stehen geblieben zu sein.

In seinem Haus ist alles noch so, wie es schon immer war. Nicht einmal einen Radioapparat oder einen Fernseher besitzt er. Alles, was er wissen muss, erfährt er im Dorf. In der alten Gemeinschaft kennt man sich untereinander. So wie Max wissen auch die anderen Bescheid über alles und jeden. Max weiß viele Geschichten aus der Vergangenheit von den Bewohnern. Er kennt auch noch die alten Hofnamen der Besitzer. Mittlerweile stehen einige der Höfe im Ort leer. Auch ein Einkaufsladen samt Bäcker und Metzger ist längst verschwunden. Weiter oben am Hang ist eine Neubausiedlung entstanden, aber mit den Neubürgern haben die übrig gebliebenen Alten wenig zu tun und wollen das auch gar nicht.

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