Thommie Bayer: Einer fehlt

Thommie Bayer ist ein berechenbarer Erzähler, der weiß, wovon er schreibt. In allen seinen Romanen verwebt er immer einen Teil seiner selbst.

Eigenschaften, Neigungen und berufliche Werdegänge seiner Protagonisten haben oft mit Literatur, Musik, Malerei zu tun. Örtlichkeiten und Wegbeschreibungen, die seine Figuren mit dem Auto zurücklegen, sind real und haben Wiedererkennungswert, was beim Lesen schnell Vertrautheit erzeugt.

In „Einer fehlt“ geht es um eine schon lange währende Freundschaft dreier mittlerweile in die Jahre gekommener Männer. Seit den Siebzigerjahren kennen sie sich. Nicht einmal Carolin, die Frau, in die sie alle verliebt gewesen waren und mit der jeder von den Dreien eine Zeitlang eng befreundet war, konnte die Männer auseinanderbringen. Schubert ist noch immer mit Carolin verheiratet und alle Rivalitäten sind längst beigelegt.

Die beruflichen Werdegänge der Freunde waren erfolgreich. Der Protagonist Paul war immer schon Literaturverbunden und arbeitete als Lektor in einem Verlag. Aus Schubert ist ein erfolgreicher Musiker geworden und Georg ist Professor an der Uni und in der Malerei beheimatet.

Als Georgs Frau Malin stirbt, machen sich Paul und Schubert auf den Weg nach Wien zu ihrem Freund. Beide empfanden für Malin zu Lebzeiten keine große Sympathie. Nun machen sie sich Sorgen um ihren Freund, den sie nicht in seiner Wohnung antreffen. Schubert und Paul folgen verschiedenen Spuren und lassen nichts unversucht bei ihrer Suche. Schließlich fahren sie Georg sogar bis nach Ligurien hinterher.

Reiseeindrücke wechseln sich ab mit vielen Rückblicken. Die ungestümen Jahre der Männer sind indessen ihrem Lebensalter angepasst, in einen ruhigen, gediegenen Lebensabschnitt übergegangen. Die Verbundenheit der Männer ist nach vielen Jahren von einer Reife geprägt, die ihren Erinnerungen an die Vergangenheit Tiefe verleiht.

Gute, schnell zu lesende Unterhaltungslektüre.

Thommie Bayer: Einer fehlt.
Piper, März 2024.
Hardcover, 176 Seiten, 24,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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