Sechs Jahre hat Bestseller-Autorin Charlotte Link Abschied von ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Franziska genommen. Einen Tag nach ihrem 41. Geburtstag bekam diese die Diagnose Darmkrebs. Am 7. Februar 2012, sechs Jahre später, starb sie. Bereits 1988 war Franziska an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und schien geheilt.
Alltag in Kliniken
Es ist ein sehr persönliches Buch, spannend wie die Krimis von Charlotte Link. Man liest es, ohne es aus der Hand zu legen, obwohl man weiß, wie es endet: mit dem Tod.
Ein Jahr hatten die Ärzte Franziska gegeben. Das war nicht die einzige Fehldiagnose, von der Charlotte Link im Laufe der zermürbenden sechs Jahre schreibt. Sie erinnert sich an Details der Ärzte- und Krankenhaus-Odyssee, beschreibt das Leiden und Mitleiden, die kaum vorstellbaren herzlosen Verhältnisse in Kliniken, die Arroganz von Ärzten, die Rückschläge, aber auch die hoffnungsvollen Momente. Und die Angst der Angehörigen eines Krebspatienten, ihre Hilflosigkeit und ihre Schuldgefühle, selbst weiterleben zu dürfen.
Zwei Kinder, die beim Tod der Mutter acht und 20 Jahre alt sein werden, über 80-jährige, aufopferungswillige Eltern und eine Schwester, die immer nur das Beste will, hat Franziska. Sie besiegt den Darmkrebs und die Metastasen in der Lunge. Die Lungenfribrose, die ihr schließlich die Luft zum Atmen nimmt, ist ihr Todesurteil. Das Buch macht Krebspatienten Mut, nicht aufzugeben und spiegelt die Gefühle der Angehörigen und Freunde sehr genau. – Lesenswert!
Charlotte Link: Sechs Jahre: Der Abschied von meiner Schwester.
Blanvalet, September 2014.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.