Matthew Blake: Anna O

Vier Jahre hat Anna ihre Augen nicht mehr geöffnet – nicht seit jener Nacht auf der Farm, in der man sie im Tiefschlaf neben den Leichen ihrer Freunde fand. Die einen halten das Mädchen für unschuldig, die anderen für kaltblütig. Bisher hat sie niemand aufwecken können. Bis jetzt.

Der Start in das Buch ist etwas schleppend, doch schon bald konnte ich es kaum aus der Hand legen. Gut platzierte Twists machten es fast unmöglich, an gewissen Stellen aufzuhören – allerdings war deren Auflösung manchmal weniger spannend, als ich erwartet hatte. Auch an den Aufbau des Buches muss man sich erst gewöhnen: Die Geschichte wird im Präsens aus mehreren Perspektiven erzählt, wodurch man eine gewaltige Ladung an Informationen erhält. Erzählt Ben die Geschichte, wechselt die Erzählweise plötzlich und sie spricht aus der Ich-Perspektive. Es dauerte eine Weile, bis ich damit klargekommen bin. Richtig in der Geschichte angekommen war ich eigentlich erst ab der Hälfte des Buches. Im Verlauf erfährt man viel Neues über Schlafforensik, Neurologie und Psychologie – das gefiel mir sehr gut, einiges davon war mir bisher unbekannt.

Ein verworrenes Spiel ist es, das hier gespielt wird. Nicht alle Opfer sind wirklich welche.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Kästner und Kästner: Die letzte Fähre nach Dockland

Der dritte „Tatort Hafen“. Wieder ein Hamburg-Krimi mit sehr viel Liebe zur Stadt und zum Hafen, mit viel Lokalkolorit – vor allem vom Wasser aus – und vielen interessanten Tipps für alle, die Hamburg und / oder den Hafen eben nicht so gut kennen. Sympathische, authentische Ermittler, die wir aus den beiden ersten Bänden schon kennen. Hauptkommissarin Jonna Jacobi, ihre Freundin, die Polizeipsychologin Charlotte und Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei ermitteln wieder gemeinsam in einem Fall, der viele Rätsel aufgibt und zunächst in eine völlig falsche Richtung weist.

Melanie Cullmanns Leiche wird an den Strand der Elbe gespült. Zuletzt war sie unterwegs auf der Fähre nach Dockland, auf dem Heimweg von ihrem Arbeitsplatz im Containerhafen, wo sie eine verantwortungsvolle Aufgabe hat, die sie – wie Chef und Kollegen bestätigen – äußerst gewissenhaft und sorgfältig erledigte. „Melanie war meine beste Kraft“, lobt ihr Chef, als er erfährt, dass sie tot ist. Wie konnte das passieren? Ist sie freiwillig von der Fähre gesprungen? Gefallen? Oder wurde sie über die Reling gestoßen? Aber warum hat von den anderen Passagieren keiner etwas mitbekommen? Melanie hatte ein komisches Gefühl an dem Abend auf dem Heimweg. Deshalb hat sie von unterwegs ihren Mann angerufen und ihn gebeten, sie am Anleger abzuholen. Doch dort ist sie nie angekommen. Ausgerechnet „Schrotti“, ein väterlicher Freund und Nachbar muss die Tote finden! Aber viel mehr als „sie war was ganz Besonderes“ ist zunächst aus ihm nicht herauszubekommen.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Bernhard Aichner:  Man sieht nur mit der Schnauze gut

Herzige Geschichten um eine tierische Spürnase

Dieses schmale Büchlein habe ich unter ganz falschen Erwartungen zu lesen begonnen. Das kommt, wenn man sich nicht richtig informiert. Deswegen erwartete ich einen Roman, einen Hundekrimi, einen Kriminalroman mit einem vierbeinigen Schnüffler.

Bekommen habe ich hingegen eine Sammlung launiger Kurzgeschichten, kleine Episoden aus dem Leben eines Polizistinnen-Hundes. Aspro, so sein Name – in Anlehnung an ein in Österreich bekanntes Kopfschmerzmittel – kommt nach dem tödlichen Unfall seines bisherigen Besitzers zu der netten und tierlieben Polizistin und ihrem Mann. Letzterer ist erst so gar nicht angetan von dem neuen Familienmitglied, zumal ein weiteres sich ankündigt, denn besagte Polizistin ist hochschwanger.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Michael Tsokos: Mit kalter Hand

Nichts für schwache Nerven. Aber Tsokos-Fans wissen, dass der schreibgewandte Prof. für Rechtsmedizin keine Rücksicht auf die nimmt, denen beim Anblick von Blut oder schon beim Lesen detaillierter Beschreibungen von Wunden, Sektionen oder Auffindsituationen schlecht zu werden droht. Schon ein Blick auf die Innenseite des Covers lässt einen ganz schnell entscheiden, ob man wohl weiterlesen möchte oder lieber doch nicht. Wie immer präzise, sachlich, kompetent und realistisch werden auch im dritten Band um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, seit Kurzem stellvertretende Leiterin der rechtsmedizinischen Spezialeinheit „Extremdelikte“ beim BKA, die Vorgänge im Seziersaal beschrieben. Schon die meist mehrzeiligen Kapitel-Überschriften verdeutlichen den Stil, in dem hier mehr berichtet als erzählt wird. Kurz und knapp, informativ, strukturiert, präzise und (fast) emotionslos.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Freida McFadden: Die Kollegin

Dawn Schiff ist seltsam, darin sind sich alle Kollegen einig. Sie sagt nie das Richtige, hat keine Freunde, liebt Schildkröten. Aber sie hat einen gut strukturierten Tag, deshalb weiß jeder, dass sie pünktlich um 8:45 Uhr an ihrem Platz sitzt. Bis sie eines Morgens nicht auftaucht. Dawns Kollegin Natalie wundert sich und nachdem sie einen anonymen Anruf erhalten hat, fährt sie zu Daws Wohnung, um nach dem Rechten zu sehen, doch stattdessen bietet sich dort ein Bild des Grauens. Eins ist klar: Jemand muss sie so sehr gehasst haben, dass er nicht mal vom Töten zurückschreckt …

Freida McFadden hat einen sehr guten Schreibstil, er gefällt mir. Sie weiß, wie man Spannung richtig aufbaut, und macht dies in kurzen Kapiteln, die meist so spannend enden, dass man weiterlesen will. Das führte dazu, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit beendet hatte.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Håkan Nesser: Eines jungen Mannes Reise in die Nacht

Neues von Håkan Nesser

„Eines jungen Mannes Reise in die Nacht“ ist der Titel des neuen Romans von Håkan Nesser. Es ist der 9. Band in der Gunnar-Barbarotti-Reihe. Das Buch ist am 10. September 2025 im btb Verlag erschienen. Paul Berf übersetzte es aus dem Schwedischen.

Zwei Morde und kein Motiv

Im Mai 2022 wird der zweiundfünfzigjährige Sportlehrer Allan Fremling in seiner Wohnung im Viertel Kvarnbo der Stadt Kymlinge mit drei Schüssen ermordet. Fremling war einmal Zehnkampf-Meister und unterrichtete Sport und Mathematik an der Kvarnbo-Schule. Kriminal-Inspektor Lars Borgsen übernimmt die Leitung der Ermittlungen, er wohnt in Kvarnbo. Borgsen, von seinen Kollegen Sorgsen genannt, leidet am Post-COVID-Syndrom und ist nur eingeschränkt belastbar. Die Kommissare Gunnar Barbarotti und Eva Backmann werden zu dem Fall hinzugezogen. 

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Frank Goldammer: Bruch: Am Abgrund

Wer Felix Bruch nicht kennt, wird möglicherweise im „finalen Fall für Bruch und Schauer“, wie es auf dem Cover heißt, Probleme haben, diesen sonderbaren, eigenbrötlerischen, wortkargen Hauptkommissar aus Dresden zu mögen. Keiner kennt ihn so richtig, keiner weiß Konkretes über den privaten Felix Bruch. Grade mal, dass er in einem Waisenhaus, einem Heim aufgewachsen ist, das in diesem vierten Fall eine besondere Rolle spielt.

Diese Vergangenheit lässt Bruch nicht los, er leidet offensichtlich noch immer unter dem, was damals in dem Heim passiert sein muss. Er redet nicht darüber, mit niemandem, auch nicht mit seiner Partnerin Nicole Schauer, die eigentlich einen ganz guten Draht zu ihm hat. In diesem letzten Band spielt seine Vergangenheit eine zentrale Rolle. Im Zuge anderer Ermittlungen stößt Nicole immer wieder auf Verbindungen, auf Indizien, die sie zu Bruch und seinem ehemaligen Freund und Partner Bartko führen, dessen Unfalltod vor einiger Zeit noch immer nicht zur Gänze aufgeklärt ist. Weiterlesen

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Benjamin Cors: Aschesommer

Dieses Buch ist der zweite Band der Reihe, und ich würde wärmstens empfehlen, zuvor den Vorgänger „Krähentage“ zu lesen. So findet man wesentlich leichter in die Geschichte hinein und versteht auch die Charaktere besser.

Zwei Leichen werden im Hochsommer in einem Kühlhaus entdeckt – und das ist erst der Beginn einer Mordserie. Die Sonderermittlungsgruppe Vier muss nun all ihre Kräfte mobilisieren, um das Sterben zu stoppen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hauptverdächtige in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt sitzt.

Das Buch hat mich sofort gefesselt. Es ist eine gelungene Mischung aus berührenden Momenten und packender Spannung. Von Beginn an geht es rasant los, man ist als Leser sofort mittendrin und hat keine Chance, dem Sog der Geschichte zu entkommen. Einmal angefangen, kann man es kaum mehr aus der Hand legen. Weiterlesen

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Anne Holt: Zwölf ungezähmte Pferde

Wer Hanne Wilhelmsen nicht aus den früheren Bänden der Reihe kennt, dürfte versucht sein, sie als echt unsympathisch und schwierig abzustempeln. Kein Wunder, ist sie doch extrem sarkastisch, kompromisslos und unhöflich zu ihrer Frau und Tochter, zu den beiden gemeinsamen jungen Freunden, die zum Abendessen eingeladen sind. Noch bevor das Essen richtig begonnen hat, ist der Abend zu Ende. Eskaliert wegen Hannes mangelnden Einfühlungsvermögens, ihrer sehr speziellen eigenen Art, mit Leuten umzuspringen, in der Annahme, sich alles erlauben zu können. Diesmal nicht. Nefis, ihre Frau, verlässt gemeinsam mit Tochter Ida noch am selben Abend die gemeinsame Wohnung. Henrik, ein junger Hauptkommissar und Hannes einzig noch verbliebene Verbindung zur Polizei, wie auch Ebba, eine junge Lektorin, sind ebenfalls richtig sauer wegen Hannes Benehmen und gehen. Hanne findet sich alleine in der großen Wohnung wieder.

Weiterlesen
Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Kat Menschik/Volker Kutscher: Westend

Die Geschichte um den Kriminalkommissar Gereon Rath, der Ende der 20er und während der 30er Jahre in Berlin ermittelte, ist nach dem 10. Band endgültig und noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zu Ende gewesen. Aber wie hat Gereon, wie hat Charlie, wie haben all die anderen diese Zeit überstanden?

Volker Kutscher lässt das in diesem Band Gereon selber erzählen. Dieser ist inzwischen ein alter Mann. Aber er erinnert sich noch sehr genau, auch wenn er das vor diesem Journalisten mit den vielen Fragen nicht immer zugeben mag. Obwohl es ihn selbst in den Westen verschlagen hatte, hatte er doch so einiges in Ostberlin zu erledigen. Dinge, über die er offenbar nicht gerne spricht. Und Dinge, die ganz grauenhaft schiefgelaufen sind, ob mit oder ohne seine Beteiligung. Denn seine Ex-Frau Charlie hatte sich in Ostberlin ein neues Leben aufgebaut, mit Mann und Sohn. Konnte er sich da wirklich so sehr raushalten wie er behauptet, oder ist er an der Verhaftung ihres Mannes in den 50ern doch beteiligt gewesen? Wie gesagt, er spricht nicht gerne darüber. Weiterlesen

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten: