Herbst-Special

Kaum eine Zeit eignet sich besser zum Lesen als der Herbst. Wenn es draußen immer schneller dunkel wird und die Regenwolken sich mit den letzten Sommersonnenstrahlen abwechseln, die die Blätter an den Bäumen bunt aufleuchten lassen, gibt es kaum etwas Gemütlicheres als sich mit einer Tasse Tee und einem guten Buch in eine Decke zu kuscheln und den stressigen Alltag für einen Augenblick hinter sich zu lassen, während die Regentropfen leise gegen das Fenster prasseln. Um Tee und Decke müssen unsere Leser sich selbst kümmern, bei der Auswahl des perfekten Herbstbuches, wollen wir aber gerne helfen und haben deshalb ein paar Werke aufgelistet, die besonders gut in diese Jahreszeit passen.

 

Eins der präsentesten Tiere im Herbst ist der Igel. In diesem Bilderbuch fragt er sich, warum jedes Tier gestreichelt wird, nur er nicht. Die kleine Maus erklärt es ihm. Nicht nur ein hübsch-herbstliches Buch für Kinder, sondern auch eine schöne Geschichte über den Weg zu sich selbst und die Erkenntnis, dass nicht alle gleich sein müssen.
Tania Goryushina & Andrej Kurkow: Warum keiner den Igel streichelt

Allein schon durch das herbstliche Cover der perfekte Begleiter durch diese Jahreszeit. Eine Geschichte aus der Welt der Schattenjäger von Cassandra Clare: Der erste Band der Trilogie „Die Letzten Stunden“. In einem London Anfang des 20. Jahrhunderts muss Cordelia Carstairs nicht nur damit klarkommen, dass ihre Liebe nicht erwidert wird, sondern auch mit mysteriösen Dämonenangriffen, die entgegen jedem Gesetzt tagsüber stattfinden. Gute Unterhaltung für Fans der Autorin – dick genug, um viele Regentage am Stück zu überstehen!
Cassandra Clare: Chain of Gold: Die Letzten Stunden 1

Bei schlechtem Wetter muss man sich manchmal auch zurücklehnen und die Welt um sich herum vergessen können. Karen M. McManus bietet mit dem hohen Suchtpotential ihrer Bücher die perfekte Lösung. Sie kann als Autorin gar nicht oft genug empfohlen werden. Ihre umwerfenden jugendlichen Protagonisten reißen den Leser in einen Strudel aus Spannung, Geheimnissen und verzwickten Zusammenhängen. Es empfiehlt sich, „One Of Us Is Next“ nach „One Of Us Is Lying“ zu lesen, ansonsten können die Bücher unabhängig voneinander genossen werden.

Karen M. McManus: One of us is lying
Karen M. McManus: The Cousins
Karen M. McManus: One Of Us Is Next
Karen M. McManus: Two Can Keep A Secret

 

Ein herbstlicher Beitrag von Sabine Sürder:

Ali Smith (Jahrgang 1962), geboren in Schottland, lebt und arbeitet im englischen Cambridge. Mit ihren Arbeiten stand sie schon mehrfach auf der Shortlist zum Man Booker Prize. Das letzte Mal 2017 mit ihrem Roman „Autumn“ aus dem Jahre 2016, der am 21. Oktober 2019 mit dem Titel „Herbst“ im Luchterhand Literaturverlag erschienen ist. Übersetzt wurde der Roman von Silvia Morawetz. „Herbst“ ist der erste Roman aus Ali Smiths Jahreszeitenquartett, das nach „Winter“ (2020) und „Frühling“ (2021) in diesem Jahr mit „Sommer“ abgeschlossen ist.

„Herbst“ ist der Herbst 2016 nach dem britischen Referendum zum Austritt aus der Europäischen Union. Es ist die Geschichte von der 32jährigen Elisabeth Demand (Elisabeth mit s und nicht mit z), dem 100jährigen Daniel Gluck (ohne ü) und einem gespaltenen Land.Ali Smith erzählt sie vor und zurück, mal Vergangenheit und mal Gegenwart. Mal Elisabeth, mal Daniel. Zwischendurch Herbst und all die alltäglichen Erlebnisse mit Elisabeths Mutter, beim Arzt, im Postamt oder auf der Straße, kurios. Sie spielt mit den Worten, mit der Geschichte, virtuos. Ali Smith liebt Wortspiele. Einige Textpassagen erinnern an Gedichte, sind Poesie in der Prosa. „Herbst“ ist ein großartiges Lesevergnügen. Und die drei anderen Bände des Jahreszeitenquartetts auch. Bitte lesen!
Ali Smith: Herbst

 

Halloween

Gruselig grinsende Kürbisse, ein vorbeihuschendes Gespenst, Schreie, die in der Dunkelheit verklingen – Herbst ist nicht nur bunt leuchtende Blätter, sondern auch Halloween, der gruseligste Feiertag im Jahr. Also schnell das Teelicht im Kürbis anzünden und die Nerven bewahren: Hier sind ein paar Bücher für die perfekte Halloween-Nacht:

Halloween auch für die ganz Kleinen: In dem liebevoll gestalteten Bilderbuch freundet sich ein Mädchen mit einem Gespenst an und der aufmerksame Zuhörer lernt, was Gespenster eigentlich gerne essen und was sie den ganzen Tag lang machen.
Rebecca Green: Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet

Schon der Ausgangspunkt dieses Buches ist verstörend: Ember ist mit fünfzehn Jahren gestorben. Ihre kleine Schwester hat sie jedoch wieder zum Leben erweckt und seitdem stirbt alles, was Ember berührt. Nicht nur, dass sie sich deshalb von allen Menschen fernhalten muss, sie wird außerdem verfolgt, denn jemand ist der Ansicht: Die Toten sollten tot bleiben. Ein unterhaltsames Halloweenbuch für Teenager.
Jennifer L. Armentrout: Cursed: Die Hoffnung liegt hinter der Dunkelheit

Vielleicht nicht gruselig im Sinne von Jump-Scare-Horrorfilmen, aber definitiv spannend, fesselnd und verstörend: In einer neuen, besseren Welt gibt es keine Diskriminierung und Kriminalität mehr, denn alle Menschen werden in zwei Gruppen eingeteilt – „rational“ und „emotional“. Führungspositionen werden von den Rationalen übernommen, Berufe wie Erziehung und Pflege von den Emotionalen. Skye geht fest davon aus, eine Rationale zu sein, doch dann wird sie für die endgültige Einordnung in ein Testzentrum beordert, in dem die Tests jeden Tag verstörender werden und einige der Getesteten ohne Erklärung für immer veschwinden.

Ein wirklich erschütternder Roman, der zeigt, wie schnell Ideale zu massiver Unterdrückung der Andersartigen werden können. Gruselig und fesselnd für alle, die ein bisschen mehr Tiefgang, Science Fiktion und Systemkritik in ihrer Halloween-Lektüre wollen.
Lina Frisch: Falling Skye: Kannst du deinem Verstand trauen?

Zugegeben: In diesem Buch findet sich nicht nur die gruselige schwarze Katze, die nachts im schummrigen Licht einer Straßenlaterne die Straße von der falschen Seite überquert – trotzdem sind die unzähligen Fotos von Katzen aus aller Welt ein echter Hingucker. Für ein unkonventionelles Halloween, wenn man nicht viel von Grusel und Horror hält.
Tuul & Bruno Morandi: Katzen: Samtpfoten aus aller Welt

 

Schaurige Beiträge von Andreas Schröter:

Eine Hommage an die guten alten englischen Schauerromane des 19. Jahrhunderts, die man am besten bei Gaslicht vor dem knisternden Kamin um Halloween herum liest – das ist John Boynes „Haus der Geister“.
John Boyne: Haus der Geister

Wer auf den guten alten englischen Schauerroman steht, den man am besten nachts mit Taschenlampe unter der Bettdecke liest, der sollte unbedingt „Slade House“ von David Mitchell lesen. Die sprichwörtliche Gänsehaut kriecht einem den Rücken hinunter, und man möchte den Protagonisten ständig zuschreien: „Nein, um Himmels Willen, geh nicht durch dieses schmale Törchen!“
David Mitchell: Slade House

Atmosphärisch äußerst dicht präsentiert sich der Roman „Teufels Tag“ des britischen Autors Andrew Michael Hurley. Der Engländer entführt uns in die fast schon archaisch anmutende Welt einer Handvoll Bauern-Familien, die irgendwo in einer gottverlassenen Gegend am Rande einer Moorlandschaft ihr karges Dasein fristen.
Andrew Michael Hurley: Teufels Tag

Ins düstere Edinburgh zur Mitte des 19. Jahrhunderts entführt uns der historische Krimi eines Autorenduos, das unter dem Pseudonym Ambrose Parry schreibt: „Die Tinktur des Todes“. Dem Duo ist ein spannender, atmosphärisch dichter und vielschichtiger Krimi gelungen.
Ambrose Parry: Die Tinktur des Todes

Ein klassischer Schauerroman in handwerklich herausragender Ausstattung, der inhaltlich wie stilistisch auch mit seinem unheimlichen Setting zu überzeugen weiß – das ist Laura Purcell: Die stillen Gefährten: Eine viktorianische Geistergeschichte
Laura Purcell: Die stillen Gefährten: Eine viktorianische Geistergeschichte

 

Diana Wieser empfiehlt diese Bücher für einen literarischen „Gänsehaut-Gehirnzellen-Booster“:

Stuart Turton ist ein Meister des Plot-Twists. Seine Bücherchangieren zwischen Thriller, Science-Fiction, Übersinnlichem und History. Da sind schlaflos durchgelesene Nächte vorprogrammiert! Für seine beiden Romane erhielt er viele Preise, auch Netflix hat bereits angebissen.

Stuart Turton: Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ in Horror-Version. Ein geheimnisvoller Protagonist erwacht in einem abgelegenen englischen Landgut am Tag eines Maskenballs, an dessen Ende die Tochter des Hauses ermordet wird. Diesen Tag erlebt er immer wieder auf Neue –jeweils gefangen im Körper eines anderen Gastes. Solange, bis der Mörder endlich gefasst wird. Ein unheimliches Puzzle-Spiel mit überraschenden Wendungen nimmt seinen Lauf.

Stuart Turton: Der Tod und das dunkle Meer

Im Jahr 1634 macht sich ein Handelsschiff auf den Weg von der Kolonie Batavia (Indonesien) nach Amsterdam. Böse Omen, wie sprechende Aussätzige ohne Zunge, lassen die Überfahrt in keinem guten Licht erscheinen. Schnell geht das Gerücht um, dass sich der Dämon „Alter Tom“, an Bord befinde. Unheimliche Dinge geschehen. Doch die Pest, Machtgier, Aberglaube, Hexenverfolgung sowie die unbarmherzigen Naturgewalten stellen weitaus gefährlichere Herausforderungen dar.

Dana Grigorcea: Die nicht sterben

Die in Bukarest geborene und in Zürich lebende Autorin haucht dem 100fach ausgelutschten – oder vielmehr ausgesaugten – Vampirgenre neues Leben ein. Ihr Roman ähnelt einem Sittengemälde der rumänischen Gesellschaftbeginnend im 15. Jahrhundert über Diktatur und Wende bis in die Gegenwart. Die wahren Blutsauger sind mit korrupten Politikern sowie der habgierigen, feinen Gesellschaft allgegenwärtig. ER wabert, fliegt, saugt und sexelt dagegen subtil im Hintergrund.

Thea Dorn: Die Unglückseligen 

Molekularbiologin Johanna möchte Menschen unsterblich machen. Dabei trifft sie auf den geheimnisvollem Johann Ritter, einen ehemaligen Physiker, der vor über 220 Jahren geboren wurde. Wie gelangte er zu seinem ewigen Leben, von dem er alles andere als begeistert ist? Während sich Protagonistin und Antagonist aneinander reiben, gibt es viel zum Lachen, Wundern, Staunen. Zum Beispiel einen Exorzismus in schwäbischer Mundart, eine Teufelsanbetung aus Sicht einer Fledermaus sowie knochentrockene Kommentare vom Beelzebub, der ein Imageproblem hat.

 

Wir wünschen angenehme Schauermomente und eine gemütliche Herbstzeit!

Ein Special von Isabella M. Banger mit Beiträgen von Sabine Sürder, Andreas Schröter und Diana Wieser

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