Paolo Giordanos neuer Roman „Tasmanien“ hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Selten habe ich mich in einem Buch so sehr wiedergefunden und erkannt gefühlt.
Der Ich-Erzähler ist auf der Flucht vor sich selbst. Er steckt in einer tiefen Sinnkrise, ausgelöst durch die Erklärung seiner Frau, sich nicht weiter den zermürbenden Versuchen einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen. Ausgehend von diesem Ereignis erzählt er von seinem Leben und von seiner Suche nach einem Thema, das ihn trägt. Er stürzt sich in verschiedene Projekte: Er beschäftigt sich mit Klimaveränderungen und ihren Folgen, er unterstützt Freunde in ihren Beziehungsproblemen und er greift ein bis dahin vernachlässigtes Buchprojekt über die Atombombe und die Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki wieder auf. Bei allen diesen Unternehmungen wirkt er ziellos und unzufrieden, wie einer, der sucht, aber nicht weiß, wonach. Paolo Giordanos Protagonist ist einer, der beobachtet, kommentiert, aber nicht handelt. Der mich in einen Strudel der Ausweglosigkeit zieht und am Ende doch einen Rettungsring bereithält.
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