Maiga Doocy: Zauberei und etwas Magie

Die Türen des Quells, der Akademie, an der neue Zauberwirker und Zauberschreiber ausgebildet werden, stehen nur bestimmten Studenten offen. Wer nicht aus einer der großen Zaubererfamilien – und damit aus dem Adel – stammt, hat es schwer, dort einen Platz zu ergattern. Nach fünf Semestern kann man sich beim Zirkel bewerben und von da an die respektvolle und lukrative Aufgabe übernehmen, die Provinzen des Reiches vor dem Bösen, vor Ungeheuern und Monstern zu beschützen.

Willkommen also am Quell, wo wir auf zwei Studenten stoßen, die unterschiedlicher wahrlich nicht sein könnten.

Leovander Loveage entstammt einer der reichsten, mächtigsten – das ist nicht dasselbe! – und bekanntesten Dynastien des Reiches. Als Kind verlor er seine Mutter an einen Pflanzenfluch – der Heilzauber, den er schrieb, führte letztlich dazu, dass sie verstarb. Seitdem beschränkt sich der überaus talentierte Zauberschreiber auf das Verfassen kleiner, lustiger Sprüche: Sie wollen Ihre Haarfarbe ändern? Kein Problem. Ein Riss in Ihrem Mantel? Schon geflickt. – Sie verstehen das Bild? Sein Vater zwingt ihn, die Akademie zu besuchen, und Leovander tut alles, um die Zeit dort möglichst ohne große Anstrengungen und vorzugsweise zugedröhnt zu überstehen.

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Donald Windham: Verlorene Freunde

Donald Windham erinnert sich in diesem Buch detailreich an die tragischen Entwicklungen seiner Freundschaften zu Truman Capote und Tennessee Williams.

Mit Tennessee Williams war Donald Windham mehr als 30 Jahre befreundet. 1945 produzierten die beiden gemeinsam ein Stück am Broadway. Die Bekanntschaft mit Truman Capote machte Windham 1948 in Venedig. 

Der Buchtitel „Verlorene Freunde“ könnte nicht besser gewählt sein. Beide Schriftsteller, Truman Capote wie auch Tennessee Williams, waren am Ende ihrer jeweiligen Karrieren nicht nur in sich selbst gefangen und verloren, auch die Verbindung zu Donald Windham veränderte sich.

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John Irving: Königin Esther

Mit Königin Esther legt der amerikanische Bestsellerautor John Irving im Alter von über 80 Jahren ein Werk vor, das alle vertrauten Zutaten seines Schreibens enthält – und doch erstaunlich leblos bleibt. Zwar blitzt hier und da jener eigentümliche Humor auf, der seine Romane seit Garp und wie er die Welt sah oder Owen Meany auszeichnet, doch insgesamt wirkt dieser späte Roman eher wie ein intellektuelles Experiment.

Irving verwebt verschiedene Schauplätze und Zeiten – Wien, Neuengland, Palästina und Jerusalem –, doch die ständigen Orts- und Perspektivwechsel zerren am erzählerischen Zusammenhalt. Das Ergebnis ist ein sprunghaft aufgebauter Text, dessen mittlere Kapitel verwirrend wirken. Die Handlung verliert sich in Nebengleisen, und die Titelfigur, Esther Nacht, bleibt erstaunlich blass. Ihr Innenleben, ihre seelische Entwicklung – all das bleibt schemenhaft, der Leser erfährt so gut wie nichts darüber.

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Bianca Iosivoni: Der letzte erste Song

Ich werde nie wieder singen. Dieses Versprechen hat sich Grace vor langer Zeit gegeben. Doch als Masons Band eine Sängerin sucht, lässt sie sich schließlich überreden, mitzumachen. Allerdings ist sie nicht auf das Prickeln vorbereitet, das sie plötzlich in Masons Nähe spürt – und auch nicht auf die Erkenntnis, dass sich hinter seinen vorlauten Sprüchen weit mehr verbirgt, als es zunächst den Anschein hat. Mit ihm gemeinsam Songs zu schreiben fühlt sich richtiger an als alles andere. Aber Grace weiß, dass sie nie mehr als Freunde sein können. Denn Masons Herz gehört einer anderen …

Der LYX Verlag brachte das Buch erstmals 2008 heraus. Im Jahr 2025 erhielt die gesamte Reihe eine Neuauflage mit wunderschönen Covern, die mir deutlich besser gefallen als die der ersten Ausgabe. Hier handelt es sich um den letzten Band dieser emotionalen Reihe.

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Carsten Henn: Sonnenaufgang Nr. 5

Ein Leben in Erinnerungen. Aber möglichst nur solchen, die einem angenehm sind – keine schlechten! Das möchte die alternde, exzentrische Filmdiva Stella Dor in ihrer Autobiografie wiederfinden. Sie lebt recht einsam in einem kleinen, ziemlich verlassenen Ort an der Küste, in einem ehemaligen Pavillon, den sie der Gemeinde, die ihn eigentlich aufgeben wollte, für einen symbolischen Euro abgekauft hat.

Der Bürgermeister hat sich von diesem Verkauf ein bisschen Glamour für seinen Ort erhofft, vielleicht Künstler, die den Ort beleben würden oder die ein oder andere Ausstellung oder Veranstaltung, aber Stella lebt dort eher zurückgezogen und allein – mit ihren Notizzetteln überall, auf denen sie ihr Leben erinnert. Um all das in Buchform zu bringen, braucht sie Unterstützung. Die findet sie in Jonas, einem 19-jährigen, der grade sein zu trockenes, zu langweiliges Germanistikstudium geschmissen hat, um sich als Ghostwriter seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sollte das nicht gelingen, so hat er versprochen, wird er in einem Jahr seinem Vater im Restaurant helfen. Vorerst ist er froh, diesen ersten Auftrag bekommen zu haben und von zuhause wegzukommen. Auch dort muss er sich nämlich nicht nur dem Leben stellen, sondern auch Erinnerungen, die er lieber verdrängt.

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Ransom Riggs: Die beachtlichen Misserfolge des Leopold Berry

Leopold Berry ist 17 Jahre alt, lebt in L.A. und weiß nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Seit dem Tod seiner Mutter lässt er sich eher ziellos treiben; sein erfolgsverwöhnter Selfmade-Vater verzweifelt an dem Jungen, der scheinbar zu nichts zu gebrauchen ist. Einzig sein bester Freund aus Kindheitstagen, Emmet, kommt noch an ihn heran.

Seit dem Tod seiner Mutter vor einigen Jahren hat er die in ihrem Schrank gefundenen Videokassetten einer alten, längst vergessenen TV-Serie rauf und runter geschaut. „Sunderworld“, die Geschichte einer Parallelwelt, in der Magie allgegenwärtig ist, hat es ihm angetan – nicht nur, weil sie eine Verbindung zu seiner fehlenden Mutter darstellt, sondern auch, weil die oftmals oberflächlichen Figuren und Plots ihm die Flucht aus der tristen Alltagswelt ermöglichen.

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Kiran Millwood Hargrave u. a.: Gruselige Stunden

Absolut gelungene Geschichten mit hohem Gruselfaktor – tolle Fortsetzung der Reihe

Es sind „nur“ sechs Gruselige Geschichten in diesem Buch vereint, aber die haben es in sich. Ich wüsste nicht zu sagen, welche besser als die anderen oder gar die beste ist, alle sechs sind wirklich gelungen, wunderbar geschrieben, hochspannend und vor allem eben ziemlich gruselig.

Da ist die Geschichte „Wirt“ von Kran Millwood Hargrave um ein kleines Mädchen, das als Wirt für ein verstorbenes Kind herhalten muss, zu dem in einer Séance Kontakt aufgenommen soll. Dass das nicht gut ausgehen kann, ist abzusehen.

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David Safier: Miss Merkel: Mord unterm Weihnachtsbaum

Zum Inhalt

Kurz vor Weihnachten finden Angela Merkel und ihr Mann einen toten Weihnachtsmann in ihrem Kamin. Immerhin gibt es bald viele Verdächtige. Nur leider auch mit gutem Alibi. Wobei das Foto des „echten“ Weihnachtsmanns aus Melbourne mit den eigenen Rentieren während der Bescherung dort äußerst zweifelhaft anmutet …

Rezension

In David Safiers neuestem Band der Miss Merkel-Reihe gibt es wieder einen äußerst spannenden Plot und warmherzige, liebenswürdige Charaktere. Diese legen teils eine kleine Weiterentwicklung hin.

Das kleine Büchlein liest sich fast in einem Rutsch durch – einzig die Erinnerung an den aktuell ausbleibenden Nachfolge-Band bremst den Lese-Rausch.

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Bianca Wege: Today I’ll Fall For Him

Herbstanfang in Harpersville. Nicht nur saisonal eine Veränderung, sondern auch für Jurastudentin Angelina oder kurz Lina. Dabei begegnen ihr sowie mir als Leserin nicht nur Kleinstadtgefühle- und -umgebung. Irgendwie scheint es für Lina auch eine Art Flucht zu sein, wenn auch nur vorübergehend. So zumindest ist ihr Plan, jedoch entwickelt sich dieser in Bianca Weges dritten Band der „Today“-Reihe in eine ganz andere Richtung. Neben einem zweiten männlichen Protagonisten, Riven, treten ebenso Freundschaft, Studium und Volleyball auf.

Dabei sind Lina und Riven als ein gegenübergestelltes Gegenteil vom jeweils anderen zu betrachten. Lina ist die scheinbar Perfekte. In allen Bereichen – dank ihrer unumstößlich wirkenden Organisation, samt ewig langen To Do-Listen. Diese Faktoren haben auf mich echt gewirkt, da ein Jurastudium sicherlich mit vielen Pflichten einhergeht. Des Weiteren stellt Bianca Wege ebenso die Strenge von Linas Eltern heraus. Folglich sind mir diese als ziemlich unangenehm in Erinnerung geblieben. Hingegen spielt Riven die Position des undurchdringlichen, attraktiven Sportlers. Aber hinter seiner inneren Mauer hat Wege einen verschlossenen Typen zum Leben erweckt, der dennoch nahbar und ab und an schwach sein kann. Seinen beschriebenen Charakterzug des Familienmenschen lässt ihn zusätzlich sympathisch sowie treu erscheinen. Ferner begegnen sich beide Hauptfiguren in „Today I’ll Fall For Him“ und decken zusehends die Fassade ihres Gegenübers auf.

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Sash Bischoff: Sweet Fury: Zärtlich ist die Rache

Glitzer, Abgründe, Selbstermächtigung oder doch nur schöner Schein?

In unserer neuen Doppel-Rezension widmen wir uns einem Roman, der auf mehreren Ebenen spielt: zwischen Schein und Sein, zwischen Filmset, Rolle, Bewusstsein und gelebter Realität.

Zwei Lesende, zwei Blickwinkel: Wie erleben Olivia Grove und Wolfgang Mebs »Sweet Fury – Zärtlich ist die Rache«?
Ist es ein packendes Psychospiel oder pure Inszenierung? Ein feministischer Fiebertraum oder ein Spiegelkabinett der Eitelkeiten?

Lesen Sie weiter – und bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil.

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