Donald Windham erinnert sich in diesem Buch detailreich an die tragischen Entwicklungen seiner Freundschaften zu Truman Capote und Tennessee Williams.
Mit Tennessee Williams war Donald Windham mehr als 30 Jahre befreundet. 1945 produzierten die beiden gemeinsam ein Stück am Broadway. Die Bekanntschaft mit Truman Capote machte Windham 1948 in Venedig.
Der Buchtitel „Verlorene Freunde“ könnte nicht besser gewählt sein. Beide Schriftsteller, Truman Capote wie auch Tennessee Williams, waren am Ende ihrer jeweiligen Karrieren nicht nur in sich selbst gefangen und verloren, auch die Verbindung zu Donald Windham veränderte sich.
Als die Freundschaft zwischen Donald Windham und Truman Capote zerbrach, war dies der eigentliche Antrieb für Windham, hierüber und über weitere verlorene Freunde zu schreiben. Vorweggenommen sei hier auch gleich Windhams eigene Aussage im Vorwort erwähnt: „Keine der Geschichten, die in diesen Erinnerungen erzählt werden, endet, wie ich es mir gewünscht hätte.“ (eBook S. 4)
Windham, Capote und Williams waren nie ein Dreiergespann, vermerkt Windham. Auch sind sich Tennessee Williams und Truman Capote nie besonders nahegekommen, sie hatten keine Gemeinsamkeiten. In einem Punkt stimmten sie jedoch überein: Beide bemängelten, dass ihre Arbeiten und sie selbst in Amerika zu wenig gewürdigt wurden.
Windham arbeitete und reiste mit Capote und Williams. Immer wieder führten die gemeinsamen Reisen nach Sirmione oder Taormina in Italien. Windham lässt uns intensiv teilhaben an den jeweiligen Werdegängen der früheren Freunde. Wir bekommen Einblicke darüber, wer und was diese großen Schriftsteller geprägt und inspiriert hat, wie sie gelebt haben und von welchen Sorgen und Nöten sie geplagt wurden. Wir erfahren von ihren damaligen Plänen über ihre Buchprojekte und Veröffentlichungen.
Über Truman Capote schreibt Windham, dass dieser stets geliebt werden wollte, dass er häufig Dinge übertrieb und dazuerfand. Weiter lesen wir von Capotes Alkoholexzessen, seinen Männerbeziehungen, von Lunch- und Dinnerpartys und den Begegnungen mit vielen einflussreichen Zeitgenossen aus der Künstlerszene.
Auch Tennessee Williams’ zwanghafte Promiskuität, seine Sexaffären und Geldnot werden thematisiert.
Diese Zeitreise in die Vergangenheit gewährt Einblicke in die amerikanische Literatur- und Theaterszene der vierziger und fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Gleichzeitig ist es eine schillernde Begegnung mit den Bohemiens und der Haute volée dieser Zeit. Die teilweise sehr intimen Einblicke in das Leben und die Gefühlswelt Truman Capotes und Tennessee Williams’ lassen die beiden großen Schriftsteller wieder aufleben.
Donald Windham: Verlorene Freunde.
Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Alexander Konrad.
Lilienfeld Verlag, Oktober 2025.
gebundene Ausgabe, 380 Seiten, 25,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.
