Natsume Sōseki: Der Bergmann (1908)

Natsume Sōseki (1867-1916) ist ein berühmter japanischer Schriftsteller der modernen Literatur. Zu seinem 100. Todestag  erschienen 2016 einige seiner Bücher in Deutschland. Im März 2018 gab der DuMont Verlag Sōsekis 1908 erschienenen Roman „Der Bergmann“ (Originaltitel: Kōfu) in einer Übersetzung von Franz Hintereder-Emde als Taschenbuch heraus.

Im Vorwort zu dem Buch zählt Haruki Murakami „Der Bergmann“ zu seinen Lieblingsbüchern.

Ein junger Mann verlässt eines Tages (vermutlich nach einer unglücklichen Verliebtheit) Hals über Kopf sein Elternhaus in Tokio, in dem er bis dahin sorgenfrei gelebt hat. Auf seiner Wanderschaft, die planlos durch die japanische Landschaft führt, landet er zunächst in einer Teestube, in der er von einem fremden Mann für die Arbeit in einem Bergwerk angeworben wird. Der junge Mann sucht die Einsamkeit und vielleicht auch den Tod. Und trotzdem folgt er dem Werber Chōzō blauäugig und ohne Nachzudenken. Auf dem Weg kommen zwei weitere Unbedarfte dazu. Trotz aller Widrigkeiten scheint der junge Mann diese zusammengewürfelte Gemeinschaft zu genießen und ihr zu vertrauen. Weiterlesen

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Flannery O’Connor: Keiner Menschenseele kann man noch trauen. Storys (1948-1955)

Flannery O’Connor ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Ihre Storys zählen heute noch zur Schul- und Universitätslektüre. Der wichtigste Kurzgeschichtenpreis der USA ist mit ihrem Namen, dem  „Flannery O’Connor Award for Short Fiction betitelt.

Die Erzählungen in diesem Band entstanden in den Jahren zwischen 1948 bis 1955 und sind den Sammlungen „A Good Man is Hard to Find und „Everything That Rises Must Converge“ entnommen.

Was ist das Schlimmste, Unmöglichste, das Romanfiguren widerfahren könnte? – Flannery O’Connor scheint genau diese Überlegung angestellt zu haben und lässt in ihren literarischen Fiktionen aus den Fünfziger Jahren ungewöhnlich perfide Widrigkeiten eintreten.

Dabei hat der Arche-Verlag gut daran getan, O’Connors Sprache unzensiert wiederzugeben, was die Authentizität um so mehr unterstreicht. Weiterlesen

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Muriel Spark: Memento Mori (1959)

Diogenes hat den 1959 erschienenen Roman “Memento Mori” von Muriel Sparks neu übersetzt herausgebracht. In meiner Erinnerung handelte das Buch von einem Haufen alter Leute, die körperlich, mental und finanziell in unterschiedlichen Ligen spielen, letztlich aber alle durch Arteriosklerose, Endokarditis, Schlaganfälle oder Gehirnblutung zu Pflegefällen werden oder sterben. So ganz hat mich meine Erinnerung nicht getrogen, auch ist immer noch der Hobby-Gerontologe Alec Warner mein Liebling, der sein Umfeld auf Hinweise auf die Art des Alterns hin befragt, beobachtet und auf unsensible Weise zu Versuchsobjekten macht.

So schreibt er seinen Freunden Briefe, in denen er ihnen Hiobsbotschaften mitteilt und informiert zum Beispiel Guy, dass Percy dessen Memoiren gelesen hat und sehr aufgebracht über deren Inhalt ist. Verbunden mit dieser Mitteilung an Guy ist die Bitte, dieser möge Percy bei dessen Besuch und der erwarteten Aussprache den Puls messen, die Temperatur überprüfen und Gesichtsfarbe, Redeweise und Aussprache beobachten und protokollieren. Weiterlesen

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Ulrich Alexander Boschwitz: Der Reisende (1939)

9. November 1938: In nur wenigen Stunden und Tagen verliert der wohlhabende und angesehene jüdische Kaufmann Otto Silbermann einfach alles. Wohnung, Geschäft, Familie, Grundrechte. Mit seinem Restvermögen von 30.000 Reichsmark flüchtet er quer durch Deutschland, unschlüssig, an wen er sich noch wenden soll. Seine jüdischen Freunde werden nach und nach verhaftet, sein arischer Schwager verwehrt ihm Asyl. Silbermann hofft darauf, dass der in Paris lebender Sohn ihm ein Visum besorgen kann. Doch dieser Plan scheitert ebenso wie ein missglückter Fluchtversuch über die belgische Grenze. So „emigriert“ Silbermann in die Deutsche Reichsbahn, lässt sich ziellos von Bahnhof zu Bahnhof treiben, begegnet den unterschiedlichsten Menschen und rutscht immer tiefer in sein unaufhaltsames Verderben.

Wie lange braucht es, um einen Menschen zu brechen? In dem Roman von Ulrich Alexander Boschwitz geht dies erschreckend schnell. Binnen weniger Tage verliert seine Figur Silbermann alles, was er sich erarbeitet hat und was ihn als menschliches Wesen auszeichnet. Weiterlesen

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Dorothy Baker: Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft (1938)

Die Geschichte von Rick Martin ist eine besondere. Sie erzählt von einem großen Talent, das per Zufall als Jugendlicher den Jazz kennen und lieben lernt. Nach dem frühen Tod der Mutter und dem Verschwinden des Vaters war Ricks Leben ziemlich karg. Schon als Neugeborener wird er von seinen älteren Geschwistern groß gezogen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal volljährig waren. Viel allein gelassen, lernt er erst spät gesellschaftliche Konventionen kennen. Aus diesem Grund wird der schwarze Schlagzeuger Smoke sein erster und bester Freund. Von ihm lernt er die Rhythmen des Jazz. Smokes Freunde in der Jazz-Szene werden im Laufe der Jahre auch seine Freunde. Für Rick gibt es nur noch die Musik, die Liebe seines Lebens.

Die Amerikanerin Dorothy Baker lebte von 1907 bis 1968. Nach ihrem Studium in Los Angeles heiratete sie den Dichter Howard Baker. Weiterlesen

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John Fante: Der Weg nach Los Angeles (1936)

In den 30er-Jahren geschrieben, in den 80ern erstmals veröffentlicht, jetzt von Alex Capus hervorragend und mit viel Liebe zum Detail neu ins Deutsche übersetzt – das ist John Fantes erster Roman „Der Weg nach Los Angeles“, den immerhin der große Charles Bukowski zum Besten gerechnet hat, was die amerikanische Literatur je hervorgebracht hat.

John Fante (1909-1983) beschreibt das Leben seines Alter Egos, Arturo Bandini, bei dem Eigenwahrnehmung und Realität etwas auseinanderdriften, um es einmal vorsichtig auszudrücken: Bandini hält sich selbst für einen großen Denker und für den größten Schriftsteller aller Zeiten, arbeitet dem zum Trotz aber in einer Fischfabrik und kommt jeden Abend stinkend zu Mutter und Schwester nach Hause. Vor allem die Schwester verachtet ihn und es gibt täglich Streit. In der Fischfabrik wird er zum Einstand verprügelt und würgt sich wegen des Gestanks, der dort herrscht, die Seele aus dem Leib. Weiterlesen

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Giuseppe Fava: Ehrenwerte Leute (1975)

»… Ihr war zum Weinen zumute: Elena Vizzini 31 Jahre alt, Halbwaise, Volksschullehrerin ohne Anstellung, … , ein bleiches Gesicht, das schon sanft zu verblühen begann.« (S. 9)

Und dann gewinnt sie einen Wettbewerb, der ihr eine Anstellung als Lehrerin in Montenero Valdemone, einem sizilianischen Bergdorf, verschafft. Einen ganzen Tag dauert ihre Reise in den Süden. Was sie erwartet, ist ein in sich geschlossenes Kastensystem, in dem die Armen und Reichen seit Generationen ihren Platz haben. Alle tragen schwarz, sind schweigsam, duldsam und warten auf das nächste Ereignis. Nach Elenas Ankunft häufen sich die Ereignisse. Ein Mann, der sie am ersten Abend angeht, sitzt am nächsten Morgen mit einer Blume im Mund und einer Kugel im Kopf auf der Piazza nicht weit von der prunkvollen Kirche entfernt. Weitere Männer sterben. Kurz darauf steht Elena im Mittelpunkt polizeilicher Ermittlungen und bleibt in der Aufmerksamkeit aller Dorfbewohner. Weiterlesen

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Ray Bradbury: Das Böse kommt auf leisen Sohlen (1962)

Oktober, die Zeit, da die Nächte länger und länger werden, in denen das Wetter umschlägt, eine Zeit der Veränderung, eine Zeit in der die Grenzen zwischen dem Hier und dem Dort durchlässig werden, die Zeit des Halloween. In diesem Oktober ist aber alles anders – denn ein Zirkus kommt nach Green Town, Illinois, ein ganz besonderer Zirkus, wie die beiden dreizehn-jährigen Jungs Jim Nightshade und Will Halloway sowie Wills Vater leidvoll feststellen müssen.

Mr Dark, der den Zirkus leitet, hat für seine Besucher ein paar ganz besondere Fahrgeschäfte und Attraktionen im Gepäck. Etwa ein geheimnisvolles Karussell, das einen Menschen jünger oder auch älter machen kann, je nachdem in welche Richtung man darauf fährt, oder ein Spiegelkabinett, das Menschen geradezu in sich aufsaugt. Dann gibt es da noch ein Skelett, einen Lavaschlucker, eine Hexe, und einen Zwerg. Weiterlesen

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Mavis Doriel Hay: Geheimnis in Rot (1936)

Mit „Geheimnis in Rot“ setzt der Klett-Verlag seine nostalgische Weihnachtskrimi-Reihe fort und hat sich wieder einmal ein echtes Juwel herausgepickt. Der 1936 entstandene Roman – mitten in der „Goldenen Ära“ der britischen Kriminalliteratur – punktet mit stimmungsvollem Setting. Der winterliche Landsitz, die adligen Akteure und das Flair der 30er Jahre bereiten klassisches Krimivergnügen der guten alten Schule. Sir Osmond Melbury trommelt seine ganze Familie an Weihnachten zusammen. Ein böser Fehler: Kaum hat die Bescherung begonnen, wird er mit einer Kugel im Kopf aufgefunden. Mord! Colonel Halstock hat bei der Aufklärung des Falles alle Hände voll zu tun: Bei näherer Betrachtung könnten einige Familienmitglieder ein Interesse am vorzeitigen Ableben des Patriarchen gehabt haben … Weiterlesen

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Leonard Gardner: Fat City (1969)

Tully und Ernie suchen ihren Platz im Leben, ein bisschen Glück und die richtige Frau. Während der eine mit dreißig Jahren seine gescheiterte Boxkarriere hinter sich hat, will der junge Ernie die eigene noch finden. Beide strampeln sich ab und je mehr sie hoffen und schuften, um so mehr rückt die Hoffnung von ihnen ab.

In Stockton, der Fat City der fünfziger, sechziger Jahre, sind viele arm und desillusioniert. Die Umstände erlauben kein Glück. Wo Chancen verschwunden sind, da wächst der Friedhof der Hoffnungen ins Uferlose. Die meisten Bewohner haben für ihre geplatzten Träume bereits Grabsteine aufgestellt. Der Autor Leonard Gardner, geboren 1933 in Stockton, hat mehr als einen wunderbaren Boxroman geschrieben. Weiterlesen

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