Kriegsschauplatz Kind: In unbarmherziger literarischer Härte schildert Henry James, wie eine Scheidungsschlacht auf dem Rücken der kleinen Maisie ausgetragen wird. Eitelkeit, Gier, Schwächen und Sehnsüchte aus der Erwachsenenwelt brechen über das Mädchen herein. Die Szenen spielen sich direkt vor dem Kind ab – doch können wir Leser nie sicher sein, was Maisie wirklich davon versteht. Diese ungewöhnliche Erzählperspektive birgt einen ganz eigenen Reiz. Wird Maisie an der berechnenden, illoyalen Welt der Erwachsenen zerbrechen? Oder wird sie daran reifen und gar ihre eigene, außergewöhnliche Position ausnutzen?
Maisie fungiert als ein „jederzeit verfügbares Gefäß für Gehässigkeiten“. Die Elternteile beanspruchen das Kind jeweils für sich, aber nicht um des Kindeswohls willen, sondern um dem anderen mit Maisies unfreiwilliger Hilfe „gegenseitig Verletzungen zuzufügen“. Zu Beginn versuchen sie das Kind an sich zu binden, um den Partner als unfähig dastehen zu lassen. Später, als sie beide in neuen Beziehungen stecken, versuchen sie das Kind dem anderen aufzuhalsen, da es nun im Weg steht. Zwischendurch wird versucht, Maisie zu beeinflussen oder auszufragen, was diese jedoch bald durchschaut und sich eine Schweigetaktik zu eigen macht, um nicht in die Rachespielchen ihrer Eltern hineingezogen zu werden. Weiterlesen