Mina König: Mademoiselle Oppenheim

Erst achtzehn Jahre alt ist Meret Oppenheim, als sie das Elternhaus in Deutschland und die geliebte Großmutter in der Schweiz verlässt, um nach Paris zu ziehen. Ihr Ziel: der große Durchbruch als weltbekannte Künstlerin. Anfänglich besucht sie Kurse an der Kunstakademie, tut dies aber nur, um die Sorgen ihrer Eltern zu beschwichtigen. Denn diese verstehen ihren Drang zur abstrakten modernen Kunst nicht und halten sie für ausgemachte Zeitverschwendung. Als Meret dann auch noch zustimmt, für ein Projekt Aktmodell des berühmten Fotografen Man Ray zu sein, verliert sie jegliche Unterstützung. Ihr Vater empfiehlt ihr, eine Irrenanstalt aufzusuchen und Meret bricht als Antwort jeglichen Kontakt ab. Das Schlimmste hieran ist nicht nur, dass die freie Entfaltung ihrer Kunst hinter das Geldverdienen treten muss, sondern auch, dass Meret im Unwissen bleibt, wie es ihrer Familie geht. Nur in den Nachrichten erfährt sie von der erschreckenden politischen Lage in ihrem Heimatland und von der Gefahr, der ihre Eltern und ihre Geschwister mit jüdischen Wurzeln ausgesetzt sind. Weiterlesen

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Gregor Wolf: Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche

Etzel Zauderkern wächst weit ab vom Hof auf einer kleinen Burg als Lehrling des örtlichen Zauberers auf. Dass er lange noch nicht wirklich zaubern kann, das weiß er, doch in seinen Gedanken – ja, da versetzt er Berge, jagt die Schurken und rettet das Königreich. Soweit zu seinen Tagträumen, als er eines Tages im nahen Wald, auf der Suche nach heilsamen Kräutern, einen panischen Hilferuf hört. Eigentlich will er nichts mehr, als seine Beine in die Hand nehmen und in die Sicherheit der Burg flüchten, doch einem Menschen in Not nicht beizustehen, das kommt für ihn nicht in Frage.

Auf einer Lichtung stößt er auf einen Boten der Königin und drei Schurken, die diesem seine Nachricht gewaltsam abnehmen wollen. Nicht, dass er wirkliches Heldenmaterial wäre, doch sein Temperament geht mit ihm durch. Er mischt sich ein, verhilft dem Boten zur Flucht und bringt den jungen, schwer verwundeten Mann in die Burg. Die Botschaft – so kurz wie erschreckend: Die Königin liegt mit einer tödlichen Krankheit darnieder und bittet den Meisterheiler um Hilfe. Dass dieser selbst ernsthaft erkrankt ist, führt dazu, dass er Etzel an seiner Statt aussendet, der Königin zu Hilfe zu eilen. Weiterlesen

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Ian McEwan: Lektionen

Der britische Schriftsteller Ian McEwan (Jahrgang 1948) und Booker-Prize-Träger von 1998 (für „Amsterdam“)  schreibt Bestseller. Nun ist am 28. September 2022 sein neuester Roman mit autobiografischen Elementen im Diogenes Verlag erschienen. Das Buch mit dem deutschen Titel „Lektionen“ wurde von Bernhard Robben aus dem Englischen übersetzt.

Ian McEwans Protagonist Roland Baines ist wie er 1948 als Sohn eines Offiziers der britischen Armee geboren und in Libyen aufgewachsen. Mit elf Jahren wird Roland von seinen Eltern auf ein Internat in England geschickt. Dort erhält er Klavierstunden von Miss Miriam Cornell, die den Jungen verführt und missbraucht.

Im Frühjahr 1986 verschwindet Rolands deutsche Frau Alissa und lässt ihn mit dem gemeinsamen Baby Lawrence in London zurück. Roland schlägt sich mehr schlecht als recht mit dem Sohn durch das Leben. Er arbeitet als Barpianist, Tennislehrer und Gelegenheitsschreiber. Seine Freundin Daphne und ihr Mann Peter unterstützen ihn. Alissa, die wieder ihren Geburtsnamen Eberhardt annimmt, wird eine berühmte Schriftstellerin und lehnt den Kontakt zu Roland und Lawrence ab. Für Lawrence ist er ein guter Vater, die Beziehung zwischen den beiden ist fest und innig. Aber Roland trägt lebenslang an der frühen Beziehung zu seiner Klavierlehrerin. Irgendwann besucht er Alissa in Deutschland und auch Miriam Cornell. Roland erfährt von seinem älteren Bruder Robert. Er heiratet Daphne und erlebt ein kurzes Glück. Weiterlesen

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Anne Griffin: Die Bestatterin von Kilcross

Jeanie Mastersons Heimat ist Kilcross, ein kleiner Ort in Irland, in dem jeder jeden kennt. Ihre Familie ist mit dem Briefträger Arthur befreundet, der häufig im Familienbetrieb, Masterson Bestattungen, aushilft. Regelmäßig überlegen Jeanie, ihr Bruder und Arthur, wer wohl als Nächstes in ihrem Abschiedsraum liegen wird. Und wenn sie um einen Schokoladenriegel wetten, verliert Arthur. Inzwischen ist der Schrank mit seiner Lieblingsschokolade voll.

Früher wurde Jeanie von den anderen Kindern verspottet, deren Sprüche genauso zahlreich waren wie die Schokolade im Schrank. Denn in den Augen der Dorfbewohner ist jeder suspekt, der mit den Toten unter einem Dach schläft und mit ihnen redet.

Jeanies Vater betrachtet die Übermittlung der letzten Worte an die Trauernden als einzigartigen Service, der Mut und Trost spenden soll. Dies erklärt er immer wieder, auch dann, wenn Jeanie die Toten ganz anders verstanden hat. Und plötzlich erklärt er, er wolle mit Jeanies Mutter wegziehen und den Betrieb Jeanie und ihrer Tante Harry überlassen.

In diesem Moment bricht für Jeanie eine Welt zusammen. Weiterlesen

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Maren Vivien Haase: Golden Oaks 01: Sounds of Silence

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Maren Vivien Haase vorher nicht kannte. Nicht bevor ich dieses Buch entdeckt habe. Also können wir bitte zuerst von diesem wunderschönen Cover schwärmen? Goldglitter splasht einen mystischen Wald, umhüllt von einem korall-pink-brombeerigen Wolkentraum. Wie konnte ich dieses Buch nicht haben wollen?

Die beiden Loves Tatum und Dash sind glaubwürdig mit all ihren Höhen und Tiefen, auch wenn mich immer mal wieder ihre nervige Performance ermüdet hat. In Golden Oaks trifft sie auf Dash, einem Typen, na mit was wohl? Hallo Klischee! Mit einer schwarzen Lederjacke, definierten Oberarmen und Tattoos. Gähn! War das das erste Indiz dafür, dass ich besser keine Cozy New Adult-Romane mehr lesen sollte?

Kleine Lichtblicke waren für mich die Eindrücke von der jeweiligen Vergangenheit der beiden Protagonisten. Denn die hat es in sich! Weiterlesen

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Thilo Falk: Dark Clouds

Spannend und schockierend, weil mittlerweile von der Realität eingeholt. Autor Thilo Falk skizziert ein wetterbedingtes Katastrophenszenario, das in Ansätzen zum Beispiel im Ahrtal ersichtlich wurde. Nur dass es in seiner Version ganz Europa betrifft. Nach wochenlangem Dauerwegen, Stürmen und heftigen Gewittern stehen nicht nur verschiedene Regionen unter Wasser, auch die kritische Infrastruktur droht zusammenzubrechen. Das Grund- und Leitungswasser ist kontaminiert, Handy- und Stromverbindungen sind unterbrochen, es kommt zu Lieferengpässen und den gefürchteten „Blackouts“. Was das für Folgen haben kann, liest sich schlimm. Daneben baut der Roman allerdings eine politische Komponente mit ein. Auch bei den größten Katastrophen gibt es Personen und Gruppen, die daraus Kapital schlagen. Drei mutige Personen versuchen in „Dark Clouds“ nicht nur den Regen zu stoppen, sondern auch die dahinter liegenden Machenschaften aufzudecken.

Da ist zum einen die Nephologin beziehungsweise Wolkenkundlerin Fjella Lange, welche bereits seit geraumer Zeit dafür kämpft, die Bevölkerung für die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren. Da ist aber auch der Schadengutachter Philip Graf, der vor allem Gebäude der kritischen Infrastruktur rund um Wasser- und Atomkraftwerke begutachtet und dabei einige Ungereimtheiten entdeckt hat. Weiterlesen

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Shirley Jackson: Krawall und Kekse

Wenn eine Hausfrau und Mutter aus ihrem Alltag erzählt, kann das lustig sein, kann das unterhalten? Wenn diese Hausfrau und Mutter Shirley Jackson heißt, dann ist die Antwort ein unumwundenes Ja.

Shirley Jackson, geboren 1916 in San Francisco und nur 48-jährig schon 1965 verstorben, wurde bekannt vor allem durch ihre Horrorgeschichten und danach erst durch ihre unterhaltsamen Kolumnen in Zeitschriften wie „Mademoiselle“ oder „Harper’s“. In diesen Kolumnen berichtet sie von ihrem Leben als Ehefrau und Mutter von schließlich vier wirklich putzmunteren Kindern, vom Leben in der Kleinstadt, in der jeder jeden und jeder jedes Haus kennt.

Aus besagten Kolumnen entstand schließlich der vorliegende Roman, in den USA erstmals erschienen 1953. In den Episoden, die sie schildert und die einigermaßen chronologisch angeordnet sind, verfolgen wir das ziemlich chaotische Familienleben der Jacksons. Shirleys Mann, ein Literaturkritiker, der sich weitgehend aus der Erziehung und der Haushaltsführung heraushielt, und ihre im Laufe der Zeit auf vier Sprösslinge anwachsende Kinderschar halten die Schriftstellerin auf Trab. Übrigens erwähnt sie in ihren Schilderungen ihre eigene berufliche Tätigkeit so gut wie gar nicht, obwohl diese vor allem zum Unterhalt der Familie beitrug. Weiterlesen

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Eva Garcia Saenz: Aquitania: Das Blut der Könige

Der Roman um die Jugendjahre der berühmten Königin Eleonore oder Alionore von Aquitanien beginnt etwas schwerfällig. Es ist nicht ganz einfach in die Geschichte hineinzukommen, aber es lohnt sich. Ist der Leser einmal im Fluß angekommen, wird er tiefer und tiefer und immer schneller in die Geschichte hineingesogen.

Als 1137 der Herzog von Aquitanien tot aufgefunden wird, endet die Kindheit Eleonores schnell. Die junge Frau, mehr noch ein Mädchen, schmiedet einen Plan, um Aquitanien zu bewahren. Sie will den Sohn des französischen Königs, den sie für den Drahtzieher am Mord ihres Vaters hält, heiraten und so die französische und die aquitanische Krone vereinigen. Aber sie hat den Plan gemacht, ohne den Sohn überhaupt zu kennen und Louis erweist sich als ganz anderer Mann, als sie erwartet hatte. Er hatte nie damit gerechnet, König zu werden, wollte sein Leben aus tiefster Überzeugung Gott weihen. Und plötzlich ist er König und sie Königin, weil das Leben im Mittelalter mit den Menschen spielen konnte. Weiterlesen

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Christian von Aster: Bromley: (K)ein Agentenroman

Wir begegnen Bromley das erste Mal im Marodia Hotel in Kirgisien, einer Nobelabsteige, in der vornehmlich Agenten aus aller Welt logieren und die sich auf die ganz besonderen Ansprüche der Gäste eingestellt hat.

Er weiß, dass er ihn eine Falle erwartet – die laszive Frau im engen Kleid ihm gegenüber macht ihm ein fast unwiderstehliches Angebot – sie zahlt gut, als Dreingabe würde auch noch eine unvergessliche Nacht herausspringen – allein, es kommt anders. Die Lounge wird überfallen, so mancher feindliche Agent stößt seinen letzten Atemzug aus. Das Besondere – natürlich gilt der Anschlag Bromley – sind die Täter. Eine Revolverheldin, ein Pirat und ein Barbar direkt aus einem Sandalenfilm begleiten und unterstützten durch Schlagtots mit Hauern im Gesicht. Hoppala, was ist das denn?

Des Rätsels Lösung – Ein Anschlag von Figuren aus billigen, schlecht geschriebenen Romanen, die sich des Protagonisten und des Autors bemächtigen wollen. Etwas, was so gar nicht nach Bromleys Gusto ist … Weiterlesen

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Pernille Hughes: Zehn Jahre du und ich

Ally und Charlie waren das Traumpaar schlechthin. Ally und Becca waren die besten Freundinnen aller Zeiten. Charlie und Becca hingegen waren die besten Feinde aller Zeiten. Ally zuliebe haben sie immer nur gestichelt und Waffenstillstand gehalten. Doch Ally gibt es nicht mehr. Ally ist nach schwerer Krankheit verstorben und die Welt von Charlie und Becca eine andere. Sie hofften, dass sie sich bei der Beerdigung das letzte Mal sehen müssten. Doch Ally hat andere Pläne für sie. Sie hat eine Liste mit Dingen erstellt, die sie gerne noch getan hätte. Zeitlich hat das allerdings nicht mehr hingehauen und nun möchte sie, dass Charlie und Becca diese Dinge gemeinsam tun und dabei jeweils einen Teil von Allys Asche verstreuen. Auch das noch! Die beiden beschließen, dass sie wenigstens einmal im Jahr die Anwesenheit des jeweils anderen ertragen können und widmen sich den Aufgaben.

„Zehn Jahre du und ich“ ist ein etwas anderer Liebesroman mit leichten Schwächen. Die Protagonisten sind Charlie und Becca, ihres Zeichens ziemlich beste Feinde. Weiterlesen

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