Tommy Wieringa: Nirwana

Tommy Wieringas Roman „Nirwana“ ist ein vielschichtiges, generationenübergreifendes Epos, das Themen wie Einsamkeit, familiäre Konflikte und das Ringen mit der eigenen Herkunft vereint.

Im Zentrum steht Hugo Adema, ein gefeierter Künstler, dessen Leben stagniert, nachdem ihn seine große Liebe Loïs verlassen hat. Er begibt sich zurück auf das Anwesen seiner Großeltern, um die Vergangenheit seines 100-jährigen Großvaters Willem Adema zu erforschen.

Willem war während des Zweiten Weltkriegs zunächst Mitglied der SS, bevor er zum Widerstand überging. Nach dem Krieg baute er ein erfolgreiches Offshore-Ölunternehmen auf, das die Familie bis in die Gegenwart prägt. ​Die Familie schweigt über Willems NS-Vergangenheit. Hugo, im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder Willem junior, der das Familienunternehmen führt, steht mit seiner Kunst und seinem spirituellen Hang zum Buddhismus für eine Gegenposition zum Kapitalismus, den er kritisch sieht. Der Roman verwebt diese Familiengeschichte mit den großen gesellschaftlichen Themen: der Verstrickung von Wirtschaft und Faschismus, dem Vormarsch der neuen Rechten, der Klimakrise und der Ohnmacht der Kunst in einer von Wachstum und Verwertung getriebenen Welt.

Wieringa gelingt eine erzählerisch vielfältige und psychologisch dichte Darstellung seiner Figuren, vor allem die Sympathie für den sensiblen, unvollkommenen Hugo macht den Roman berührend. ​„Nirwana“ ist ein trauriges, zugleich beeindruckendes Buch, das mit Schärfe zeigt, wie schwer das Erbe der Vergangenheit wiegt und wie schwer es ist, in einer Welt voller Zerstörung und Macht die eigene Identität zu finden. Es ist eine Auseinandersetzung mit Schuld, Erinnerung und dem Wunsch nach Erlösung, die den Leser berührt und zum Nachdenken anregt.

Tommy Wieringa: Nirwana
Hanser, Juli 2025
496 Seiten, gebundene Ausgabe, 28,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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