Ally Condie: Pretty Perfect: Die perfekte Hochzeit. Der perfekte Mord.

Für die elitäre Hochzeitsgesellschaft sollte die Vermählung von Olivia und Ben in einem abgeschiedenen Luxusresort perfekt inszeniert werden. Das schöne junge Paar hätte in dem exquisiten Park zwischen diversen Exponaten eine eindrucksvolle Live-Installation werden können. Doch einen Tag vor der Trauung entwickelt sich nichts mehr perfekt. Aus dem angekündigten Regen wird ein extremes Unwetter, bei dem der aufgeweichte Boden in Bewegung gerät.  

Mitten im Kreis der reichen Gäste steht die nicht so reiche, geschiedene Lehrerin Ellery. Eigentlich hatte sie das elegante Luxushotel gebucht, um dort mit ihrem Mann den zwanzigsten Hochzeitstag zu feiern. Inzwischen gibt es in ihrem Leben nur noch einen Exmann mit einer neuen Partnerin an seiner Seite. Allein der Gedanke, die beiden könnten im Resort Spaß haben, hat schon ausgereicht, alleine zwischen all den Paaren das Wochenende zu verbringen.  

Womit Ellery nicht rechnen konnte, ist die Aneinanderreihung verschiedener Verbrechen, die sie von ihrem eigenen seelischen Schmerz ablenken werden.  

Die amerikanische Autorin Ally Condie zeigt anhand des Thrillers Pretty Perfect, dass sie nicht nur Romane für Jugendliche schreiben kann. Ihre Version ist eine moderne Interpretation der „Wer-ist-der-Mörder-Geschichte“ im Stil von Agatha Christie. Zu Lebzeiten von Christie soll es zwischen den Krimiautoren die Vereinbarung gegeben haben, die Zahl der Mordopfer nicht ausufern zu lassen. Das Ziel war, die Dramaturgie nicht mit einer Spirale der Gewalt zu überfrachten.  

Bei der Variante von Ally Condie übernimmt die Lehrerin Ellery die Rolle des Hercule Poirot.  

Durch das Unwetter und die Unpassierbarkeit der einzigen Zugangsstraße ist das Resort zu einem in der Wildnis steckengebliebenen Orientexpress geworden, in dem die illustren Gäste ihre Geheimnisse für sich behalten wollen. Das Resort ist zu einer gefährlichen Falle geworden. Alle stecken fest, auch der Mörder.  

Die Autorin verzichtet auf eine reißerische Sprache. Sie überlässt Ängsten, Unsicherheit und Verdächtigungen genug Raum, um Empathie zu schaffen. Vorwiegend charakterisiert sie Ellery und alle weiteren Gäste über ihre Dialoge, zumal die eingeschränkte Mobilität und die schönen Fassaden der Anwesenden wenig Anhaltspunkte für Verdächtigungen bieten.  

Pretty Perfect ist eine kurzweilige, undurchsichtige Geschichte, die in erster Linie Leserinnen gefallen wird, die blutrünstigen Thrillern aus dem Weg gehen.  

Dass das Leben der Schönen und Reichen dermaßen im Schlamm versinken kann, dürfte als sommerlich-herbstliche Lektüre am Strand oder an einem idyllischen Bergsee einen besonderen Kick geben.

Ally Condie: Pretty Perfect: Die perfekte Hochzeit. Der perfekte Mord.
Rowohlt, Juli 2025
416 Seiten, Taschenbuch, 18,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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